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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sich hinter ihr geschlossen hatte, flüsterte Bobby: »Ein Prostataleiden?«
    »Zuviel Koffein führt zu Prostata-Problemen. Schien mir eine überzeugende Erklärung dafür zu sein, warum du trotz deiner Gähnerei keinen Kaffee haben willst.«
    »Aber ich habe kein Prostata-Problem. Du stellst mich ja hin wie ein altes Arschloch.«
    »Ich habe eins«, warf Hal ein, »und ich bin kein altes Arschloch.«
    »Was ist denn nun los?« fragte Julie. »Wir plappern ja die, nur um irgendwas zu sagen.«
    Sie schob den Stuhl wieder vor die Tür und kehrte zu dem Bett zurück, wo sie die Kissenhülle-Tasche aufhob, die Frank von wo auch immer mitgebracht hatte.
    »Vorsichtig«, mahnte Bobby, »das letzte Mal, als Frank einen Kissenbezug erwähnte, hielt er ein Insekt darin gefangen.«
    Julie legte die Hülle ganz behutsam auf einen Stuhl und schaute sie sich genau an. »Sieht nicht aus, als krabble da irgendwas drin rum.« Sie fing an, den verknoteten Strick zu lösen, mit dem das Kissen zugebunden war.
    Bobby zog eine Grimasse. »Wenn du da was rausläßt, was groß ist wie eine Hauskatze, eine Menge Beine und Fühler hat, werde ich auf direktem Wege zu einem Scheidungsanwalt gehen.«
    Die Kordel fiel hinunter. Sie zog die Kissenhülle auseinander und schaute hinein. »Oh, Gott.«
    Bobby trat ein paar Schritte zurück.
    »Nein, nicht das«, versicherte sie ihm. »Keine Insekten. Nur mehr Mäuse - Bargeld.«
    Sie langte in den Sack und zog ein paar Bündel mit Hun-dert-Dollar-Noten heraus. »Wenn das alles Hunderter sind, könnte hier gut und gern eine Viertelmillion drin sein.«
    »Was treibt Frank bloß?« wunderte sich Bobby. »Wäscht er in der Dämmerzone Geld für die Mafia?«
    Das hohle, weltentrückte, unmelodische Pfeifen durchdrang wieder das Zimmer, und wie eine Nadel, die Garn hinter sich herzieht, brachte das Geräusch wieder einen Luftstrom mit sich, der den Vorhang flattern ließ.
    Zitternd drehte sich Julie zum Bett um.
    Die flötenähnliche Musik schwand mit dem Luftzug, erhob sich dann wieder, schwand, erhob sich und schwand ein viertes Mal, während Frank wieder auftauchte. Er lag auf der Seite, die Arme vor der Brust, die Hände zu Fäusten geballt, Grimassen schneidend, die Augen fest zusammengekniffen, als habe er sich innerlich darauf vorbereitet, jeden Augenblick einen tödlichen Axthieb zu erhalten.
    Julie trat auf das Bett zu, und wieder hielt Hal sie zurück.
    Frank atmete einmal tief durch, erschauerte, gab ein verängstigtes Wimmern von sich, öffnete die Augen -und verschwand. Innerhalb von zwei, drei Sekunden war er allerdings wieder da, immer noch zitternd. Doch im selben Augenblick verschwand er wieder, kehrte zurück, verschwand, kehrte zurück, verschwand, kehrte zurück, verschwand wie das Fernsehbild auf einem Gerät, das eine schlechte Bildwiedergabe hat. Schließlich aber blieb er doch in der realen Struktur hängen und lag stöhnend auf dem Bett.
    Nachdem er sich von der Seite auf den Rücken gerollt hatte, starrte er an die Decke. Er hob die Fäuste von seiner Brust, streckte die Finger und schaute so verblüfft auf seine Hände, als hätte er noch nie in seinem Leben Finger gesehen.
    »Frank?« sagte Julie.
    Er reagierte nicht. Er war dabei, mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichts zu erkunden, als könne es ihmhelfen, sich die vergessenen Aspekte seines Äußeren ins Gedächtnis zu rufen, wenn er seine Züge in der Blindenschrift las.
    Julies Herz raste, und jeder Muskel ihres Körpers war angespannt wie das total überdrehte Werk einer Uhr. Sie hatte keine Angst, nicht wirklich. Es war keine Spannung, die von Furcht ausgelöst war, sondern von der puren Fremdheit dessen, was geschehen war.
    »Frank, sind Sie okay?«
    Er blinzelte sie durch seine gespreizten Finger an. »Oh, Sie sind's, Missis Dakota. Ja - Dakota. Was ist passiert? Wo bin ich?«
    »Sie sind jetzt im Krankenhaus«, erklärte Bobby. »Hören Sie, die wichtigste Frage lautet hier nicht, wo Sie sind, sondern wo, zum Teufel, sind Sie gewesen?«
    »Gewesen? Nun ... Wie meinen Sie das?«
    Frank versuchte sich im Bett aufzusetzen, schien aber im Augenblick nicht die Kraft zu haben, sich zu bewegen.
    Bobby griff nach dem Schalter und hob das Kopfende der Matratze mit einem Fingerdruck an. »Während des größten Teils der letzten Stunden sind Sie nicht in diesem Zimmer gewesen. Es ist fast fünf Uhr morgens, und Sie sind hier rein-und rausgehüpft wie ... wie ... wie ein Mitglied der Mannschaft vom Raumschiff

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