Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Enterprise, das sich jederzeit per Richtstrahl hinauf zum Mutterschiff befördern kann.«
    »Enterprise? Richtstrahl? Über was reden Sie überhaupt?«
    Bobby schaute Julie an. »Wer auch immer dieser Kerl ist, wo auch immer er herkommt, nun wissen wir mit absoluter Sicherheit, daß er jenseits der modernen Kultur, in den Randzonen der Zivilisation gelebt hat. Hast du jemals einen modernen Amerikaner kennengelernt, der nicht zumindest vom Raumschiff Enterprise gehört hat?«
    »Danke für Ihre Analyse, Mister Spock«, entgegnete Julie.
    »Mister Spock?« wiederholte Frank fragend.
    »Siehst du!« meinte Bobby.
    »Wir können Frank später befragen«, sagte Julie. »Im Augenblick ist er ohnehin durcheinander. Wir müssen ihn hier rausschaffen. Wenn diese Schwester wieder aufkreuzt und ihn sieht -wie sollen wir ihr dann seine Rückkehr erklären? Wird sie uns wirklich glauben, daß er ins Krankenhaus zurückmarschiert ist, an den Sicherheitsleuten und dem ganzen Pflegepersonal vorbei? Hinauf in den sechsten Stock, ohne daß ihn jemand gesehen hat?«
    »Klar«, sagte Hal, »und obwohl er vorzuhaben scheint, jetzt auch zu bleiben - was passiert, wenn er sich direkt vor ihren Augen wieder in Luft auflöst?«
    »Okay, also müssen wir ihn aus dem Bett kriegen und sehen, wie wir ihn aus dem Zimmer und zu der Treppe am Ende des Korridors bringen können, ohne daß jemand was merkt«, erklärte Julie. »Und dann bringen wir ihn ins Auto.«
    Während sie über ihn sprachen, drehte Frank den Kopf nach links und rechts, nach links und rechts und blickte immer den jeweils Sprechenden an, um dem Gespräch folgen zu können. Er sah aus, als sähe er zum erstenmal ein Tennismatch, sei aber nicht in der Lage, die Spielregeln zu verstehen.
    »Sobald wir ihn hier rausgeholt haben«, sagte Bobby, »können wir Schwester Fulgham sagen, er sei nur ein paar Blocks von hier entfernt gefunden worden, und daß wir ihn treffen wollten, um zu besprechen, ob er ins Krankenhaus zurück will -oder es auch nur nötig wäre. Immerhin ist er unser Klient, nicht unser Mündel, und wir müssen seine Wünsche respektieren.«
    Ohne auf die Ergebnisse von Tests zu warten, die erst durchgeführt werden müßten, wußten sie jetzt, daß Frank keinesfalls ausschließlich ein physisches Leiden wie einen zerebralen Abszeß, Blutgerinnsel, Aneurysmen, Zysten oder Neoplasmen hatte. Seine Amnesie hatte ihre Ursache nicht in Gehirntumoren, sondern in etwas weitaus Seltsameren und weit Exotischerem. Keine bösartige Geschwulst, egal wie einzigartig auch immer, würde ihr Opfer mit der Macht ausstatten, in die vierte Dimension überzugehen -oder wo sonst Frank auch hingehen mochte, wenn er verschwand.
    »Hal«, sagte Julie, »holen Sie Frank etwas zum Umziehen aus dem Schrank, bündeln Sie's, und stopfen Sie's in die Kissenhülle mit dem Geld.«
    »Mach' ich.«
    »Bobby, du hilfst mir, Frank aus dem Bett zu kriegen. Laß uns sehen, ob er auf seinen eigenen Beinen stehen kann. Er sieht schrecklich schwach aus.«
    Das noch verbliebene Bettgitter klemmte, als Bobby versuchte, es herunterzulassen. Er bemühte sich trotzdem weiter, weil sie den Vorhang hätten zurückziehen müssen, hätten sie Frank auf der anderen Seite aus dem Bett holen wollen. Und damit wäre er dem Blick jedes Menschen preisgegeben gewesen, der zufällig das Zimmer betrat.
    »Sie hätten mir einen Gefallen tun und dieses Gitter auch mit nach Oz nehmen können«, sagte er zu Frank, und der fragte: »Oz?«
    Nachdem das Gitter schließlich unten und damit aus dem Weg war, stellte Julie fest, daß sie zögerte Frank anzufassen. Sie hatte offenbar Angst vor dem, was mit ihr -oder mit Teilen von ihr - geschehen könnte, wenn er wieder mal verschwand. Sie hatte die kaputten Scharniere auf der anderen Seite des Bettes gesehen, und sie war sich der Tatsache bewußt, daß Frank das herausgerissene Gitter nicht zurückgebracht, sondern es im Anderswo - oder vielleicht auch in einer anderen Zeit - zurückgelassen hatte.
    Bobby zögerte ebenfalls, überwand aber seine Furcht, faßte nach den Beinen des Mannes und schwang sie über den Rand des Bettes. Dann griff er nach einem der Arme und half Frank, sich aufzusetzen. Sie mochte ja in vielerlei Hinsicht zäher sein als er, doch wenn es um Begegnungen mit dem Unbekannten ging, war er deutlich flexibler und paßte sich schneller an als sie.
    Schließlich kriegte sie ihre Angst in den Griff und half Bobby, Frank vom Bett herunter und auf die Beine zu stellen.

Weitere Kostenlose Bücher