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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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elektronische Datensammelsystem zusammengestellt hatte und es nun betrieb, würde erst in einer Stunde, gegen neun Uhr, kommen. Solange mochte Bobby nicht warten. Er wollte gleich mit der Arbeit an Franks Fall beginnen. Er war kein so erstklassiger Hacker wie Lee, doch er kannte die Hardware und hatte die Fähigkeit, rasch mit neuer Software vertraut zu sein, wenn das nötig war. Es fiel ihm fast so leicht, Informationen im kybernetischen Raum aufzuspüren, wie sie aus vergilbten Zeitungen auszugraben.
    Er holte Lees Codebuch aus einer verschlossenen Schublade und enterte zunächst das Datennetz der Sozialversicherung, das die Daten enthielt, die die breiteÖffentlichkeit ganz legal einsehen konnte. Andere Daten im selben System waren gesperrt und wegen der Datenschutzgesetze hinter ganzen Wällen von Sicherheitscodes vermeintlich unzugänglich.
    Aus der offenen Datei holte er sich die Zahl der Männer namens Frank Pollard, die in den Akten der Behörde aufgeführt waren, die Antwort erschien innerhalb von Sekunden auf dem Bildschirm: Zog man die Variationen von Frank – wie beispielsweise Franklin und Frankie und Franco -in Betracht, plus Namen wie Francis, für den Frank eine Abkürzung sein konnte, gab es sechshundertundneun Frank Pollards, die im Besitz einer Sozialversicherungsnummer waren.
    »Bobby«, sagte Frank ängstlich, »verstehen Sie das Zeug da auf dem Bildschirm? Sind das Wörter, richtige Wörter, oder nur zusammengewürfelte Buchstaben?«
    »Was? Natürlich sind das Wörter.«
    »Nicht für mich. Für mich sehen sie nicht so aus. Für mich sehen sie aus wie wild zusammengewürfelt.«
    Bobby griff nach einem Byte-Magazin, das zwischen zwei Computern gelegen hatte, schlug einen Artikel auf und sagte: »Lesen Sie das.«
    Frank nahm die Zeitschrift, starrte auf den Artikel, blätterte ein paar Seiten weiter, dann noch einmal ein paar. Seine Hände begannen zu zittern. Das Magazin raschelte in seinen Händen. »Ich kann nicht. Verdammt, diese Fähigkeit habe ich auch noch verloren. Gestern habe ich die Fähigkeit verloren zu rechnen, und jetzt kann ich nicht mehr lesen, und in meinem Kopf werde ich immer wirrer, benebelter, und jedes Gelenk, jeder Muskel tut mir weh. Dieses Teleporting macht mich fertig, es macht mich kaputt. Ich falle auseinander, Bobby, geistig und körperlich, und das immer immer schneller.«
    »Das kommt schon wieder in Ordnung«, tröstete Bobby, obwohl seine Ruhe größtenteils vorgetäuscht war. Er war ziemlich sicher, daß sie der Sache auf den Grund gehen und herausfinden würden, wer Frank war, wohin er nachts ging und wie und warum. Er konnte allerdings auch sehen, daß Frank ganz rapide abbaute, und deshalb hätte er nicht darauf gewettet, daß sie all die Antworten finden würden, solange Frank noch lebte, geistig und körperlich gesund und in der Lage war, von ihren Entdeckungen zu profitieren. Trotzdem legte er Frank die Hand auf die Schulter und versetzte ihm einen kurzen, beruhigenden Knuff. »Lassen Sie den Kopf nicht hängen, Kumpel. Alles kommt wieder in Ordnung. Das glaube ich wirklich. Ich bin fest davon überzeugt.«
    Frank atmete einmal tief durch und nickte.
    Bobby wandte sich wieder dem Computerterminal zu. Er hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Lüge, nahm sich aber zusammen. »Erinnern Sie sich, wie alt Sie sind, Frank?« fragte er.
    »Nein.«
    »Sie sehen aus wie zweiunddreißig, dreiunddreißig.«
    »Ich fühle mich älter.«
    Leise pfiff Bobby Duke Ellingtons »Satin Doll« vor sich hin, dachte einen Moment nach und eliminierte dann alle Frank Pollards aus der Sozialversicherungsdatei, die jünger als achtundzwanzig und älter als achtundreißig waren. Danach blieben nur noch zweiundsiebzig.
    »Frank, denken Sie, daß Sie jemals irgendwo anders gelebt haben? Oder sind sie ein waschechter Kalifornier?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann lassen Sie uns annehmen, Sie seien ein Sohn des Sonnenstaates.«
    Er gab dem Computer den Befehl, die verbliebenen Frank Pollards auf jene zusammenzustutzen, die ihre Sozialversicherungsnummer beantragt hatten, während sie in Kalifornien lebten (fünfzehn), dann auf die, deren Akten gegenwärtig eine kalifornische Adresse aufwiesen (sechs).
    Der für die Öffentlichkeit zugängliche Teil des Datennetzes der Sozialversicherung durfte dem, der ohne gesetzliche Handhabe in das System einbrach, die Sozialversicherungsnummern nicht verraten.
    Bobby hielt sich an die Instruktionen in Lee Chens Codebuch und enterte mit Hilfe

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