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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eigentliche Körper des Insekts lag in der Mitte der Schale. Auf dem Rücken. Die entblößte Unterseite hatte Dyson Manfred aufgeschlitzt. Die äußeren Gewebeschichten waren entfernt oder zurückgeschlagen und die inneren Organe waren offengelegt worden.
    Mit der glänzenden Spitze eines schlanken Skalpells, das er graziös und präzise handhabte, begann der Entomologe sie auf das Atmungssystem, die Instrumente zur Nahrungsaufnahme, den Verdauungsapparat und die Ausscheidungsorgane des Insekts hinzuweisen. Immer wieder bewunderte Manfred die »große Kunstfertigkeit» des biologischen Designs, doch Bobby sah nichts, was den Bildern von Matisse auch nur ähnlich gewesen wäre. Um die Wahrheit zu sagen -er fand die Innereien des Dings sogarnoch abstoßender als sein Äußeres.
    Ein Begriff - »Polier-Kammer« -erschien ihm reichlich komisch, als er aber um eine nähere Erklärung bat, sagte Manfred nur: »Dazu kommen wir später«, und fuhr mit seiner Lektion fort.
    Nachdem der Entomologe geendet hatte, sagte Bobby: »Okay, jetzt wissen wir, wie das Ding funktioniert. Aber was sagt uns das alles über das, was wir erfahren wollen? Wo kommt es beispielsweise her?«
    Manfred starrte ihn an. Keine Reaktion. »Aus einem südamerikanischen Dschungel?« fragte Bobby.
    Aus Manfreds eigenartigen bernsteinfarbenen Augen ließ sich nichts herauslesen. Und sein Schweigen war rätselhaft. »Afrika?« fragte Bobby. Der starre Blick des Entomologen  ließ ihn noch nervöser werden, als er ohnehin schon war.
    »Mister Dakota«, sagte Manfred schließlich, »Sie stellen die falschen Fragen. Lassen Sie mich die interessanten für Sie stellen. Was frißt diese Kreatur? Nun, um es in den simpelsten Begriffen auszudrücken, in Begriffen, die selbst ein Laie verstehen kann -sie frißt ein breites Spektrum von Mineralien, Steinen und Erde. Und was scheidet ...«
    »Sie frißt Dreck?« fragte Clint.
    »Das ist sogar eine noch simplere Art, es auszudrücken«, erklärte Manfred. »Nicht präzise, natürlich, aber einfacher. Wir wissen noch nicht genau, wie sie diese Substanzen umsetzt, oder wie sie aus ihnen Energie gewinnt. Es gibt da Aspekte ihrer Biologie, die wir ganz klar erfassen können, die aber dennoch nach wie vor mysteriös sind.«
    »Ich dachte Insekten fräßen Pflanzen oder einander oder Aas«, sagte Bobby.
    »Das tun sie auch«, bestätigte der Entomologe. »Dieses Ding ist aber kein Insekt - oder irgend etwas anderes aus der Gattung Arthropada.«
    »Für mich sieht's wie ein Insekt aus«, entgegnete Bobby und schaute auf das zum Teil demontierte Tier, wobei er unfreiwillig eine Grimasse zog.
    »Nein«, erklärte Manfred, »dies ist eine Kreatur, die sich offensichtlich durch Erde und Steine bohrt, die in der Lage ist, dieses Material in Brocken aufzunehmen, die so groß sind wie dicke Weintrauben. Und die nächste Frage ist: Wenn es das ist, was sie frißt, was scheidet sie dann aus? Und die Antwort, Mister Dakota, lautet, daß es Diamanten ausscheidet.«
    Bobby fuhr zusammen, als hätte ihm der Entomologe einen Schlag versetzt.
    Er schaute Clint an, der ebenso verblüfft und überrascht aussah. Der Fall Pollard hatte bei dem Griechen bereits zu einigen Veränderungen geführt, und jetzt hatte er sogar sein Poker-Gesicht verloren.
    »Sie wollen uns einreden, daß sie Dreck in Diamanten verwandelt?« fragte Clint in einem Ton, der andeuten sollte, er wisse schon, daß Manfred sie nur zum Narren hielt.
    »Nein, nein«, sagte Manfred. »Sie frißt sich methodisch durch Adern diamantenhaltigen Kohlenstoffs und anderer Materialien, bis sie die Edelsteine findet. Dann schluckt sie sie samt der Mineralienkruste, verdaut diese Mineralien und leitet den Rohdiamanten in die Polierkammer weiter, wo alle Überreste anderer Mineralien durch den nachdrücklichen Kontakt mit den Hunderten von feinen, drahtähnlichen Borsten, die die Wände der Kammer säumen, abgeschliffen werden.« Mit dem Skalpell deutete er auf das Merkmal des Tieres, dessen Funktion er eben beschrieben hatte. »Und dann spritzt es den Diamanten an seinem anderen Ende wieder heraus.«
    Der Entomologe öffnete die mittlere Schublade seines Schreibtischs, nahm ein weißes Taschentuch heraus, entfaltete es und enthüllte drei rote Diamanten, die alle erheblich kleiner waren als der, den Bobby van Corvaire gezeigt hatte, die aber vermutlich trotzdem pro Stück Hunderttausende wert waren, wenn nicht gar Millionen.
    »Die habe ich an verschiedenen Punkten des Systems dieser

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