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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bedeutet, daß er so gut wie unbezahlbar sein wird.«
    Draußen vor Archer van Corvaires kleinem Laden, wo auf dem Pacific Coast Highway dichter Verkehr tobte, wo das Sonnenlicht über Chrom und Glas flimmerte wie hektisches Disco-Licht, fiel es einem schwer zu glauben, daß die Ruhe und der Friede des Hafens von Newport mit seinen wunderschönen Yachten nur hinter den Häusern auf der anderen Straßenseite verborgen waren.
    In diesem Moment wurde Bobby jäh bewußt, daß sein ganzes Leben (und vielleicht das fast aller anderen Menschen) genauso war wie diese Straße zu just diesem Zeitpunkt: nur geschäftiges Treiben und Lärm, gleißendes Licht und ständige Bewegung, ein verzweifeltes Verlangen, aus der Herde auszubrechen, etwas zu erreichen, diesen hektischen Wirbel der Betriebsamkeit hinter sich zu lassen und dadurch einen Aufschub zu erreichen, um nachdenken zukönnen und ein wenig Seelenfrieden zu finden - obwohl der Seelenfriede doch die ganze Zeit nur ein paar Schritte entfernt lag, auf der anderen Seite der Straße, nur eben der Sicht entschwunden.
    Diese Einsicht trug zu dem bislang nur sehr schwachen Gefühl bei, der Pollard-Fall sei irgendwie eine Falle -oder, genauer ausgedrückt, ein Laufradkäfig, der sich schneller und schneller drehte, während sie sich hektisch abstrampelten, um auf seinem sich ständig bewegenden Boden vorwärtszugelangen. Ein paar Sekunden blieb er neben der geöffneten Autotür stehen und fühlte sich gefangen, eingesperrt.
    In diesem Moment war er sich nicht sicher, warum er sich Franks Problemen -trotz der Gefahren, die offensichtlich mit ihnen verbunden waren -so bereitwillig angenommen und alles, was ihm wichtig war, aufs Spiel gesetzt hatte. Er wußte jetzt, daß die Gründe, die er bei Julie und vor sich selbst angeführt hatte -Sympathie für Frank, Neugier, die Erregung, es einmal mit einem Fall zu tun zu haben, der so ganz anders war als alle anderen -, lediglich Rechtfertigungen gewesen waren, keine echten Gründe, und daß seine wahre Motivation etwas war, was er bislang noch nicht mal verstehen konnte.
    Entnervt stieg er in den Wagen und knallte die Tür zu, während Clint den Motor startete. »Bobby, wie viele rote Diamanten sind Ihrer Meinung nach in dem Einmachglas? Einhundert?«
    »Mehr. Ein paar Hundert.«
    »Was sind sie wert - Hunderte von Millionen?«
    »Möglicherweise eine Milliarde oder noch mehr.«
    Sie starrten einander an, und ein paar Augenblicke lang sprach keiner von beiden. Es war nicht so, daß sie keine Worte gefunden hätten für diese Situation, im Gegenteil: Es gab zu viel zu sagen, und es war gar nicht leicht zu entscheiden, wo man anfangen sollte.
    Schließlich sagte Bobby: »Aber man kann die Steine nicht in Geld umsetzen, auf jeden Fall nicht schnell. Man müßte sie tröpfchenweise auf den Markt bringen, den Vorgang über mehrere Jahre ausdehnen, um einen plötzlichen Preissturz zu vermeiden, aber auch um zu verhindern, daß jemand den Vorgang zu einer Sensation hochstilisiert, was unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns ziehen und uns möglicherweise zwingen würde, einige Fragen beantworten zu müssen, die wir gar nicht beantworten können.«
    »Nachdem überall auf der Welt jahrhundertelang nadi Diamanten geschürft wurde, und nur sieben rote gefunden wurden - wo, verdammt noch mal, hat Frank dann ein ganzes Einmachglas voller roter Diamanten her?«
    Bobby schüttelte den Kopf und sagte nichts.
    Clint griff in seine Hosentasche und zog einen der Diamanten heraus. Er war kleiner als das Exemplar, das Bobby bei Archer van Corvaire hatte schätzen lassen. »Den hatte ich mit nach Hause genommen, um ihn Feiina zu zeigen. Ich wollte ihn wieder in das Glas zurücklegen, sobald ich im Büro bin, aber Sie haben mich ja wieder rausgeschubst, bevor ich eine Chance dazu hatte. Jetzt, da ich weiß, um was es sich handelt, will ich ihn keine Minute länger mit mir rumschleppen.«
    Bobby nahm den Stein und steckte ihn in seine Tasche zu dem größeren Stein. »Danke, Clint.«
    Dr. Dyson Manfreds Arbeitszimmer in seinem Haus in Turtle Rock war der ungemütlichste Ort, an dem Bobby jemals gewesen war. Letzte Woche, als er platt wie eine Flunder auf dem Boden seines Kleinbusses gelegen und Angst gehabt hatte, von den Kugeln der Maschinenpistolen durchsiebt zu werden, hatte er sich wohler gefühlt als zwischen Manfreds Sammlung vielbeiniger, gepanzerter, mit Fühlern und scharfen Unterkiefern bewehrter, durch und durch ekelerregender exotischer

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