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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ärgerlicher und verbissener verrichtet, entsetzt über ihr zunehmend schamloseres und geheimnisvolleres Verhalten.
    Jetzt wurde ihm bewußt, daß es ein natürlicher Bestandteil des Beschützens war, sie zu züchtigen. Seine Mutter oben im Himmel hätte wahrscheinlich längst alle Hoffnung aufgegeben, daß ihm die Notwendigkeit einer Disziplinierung jemals aufgehen würde. Dank seiner Wut war ihm endlich die Erleuchtung gekommen. Es tat gut, Violet ein wenig wehzutun, eben genug, um sie zur Besinnung zu bringen und sie davon abzuhalten, sich noch weiter in diese Dekadenz und tierische Sinnlichkeit hineinzusteigern, der sie sich unterworfen hatte.
    Er wußte, daß es richtig war, sie zu strafen. Jetzt wartete er begierig darauf, daß sie ihn anschauen würde, denn er wußte, daß sie ab sofort eine neue Beziehung haben würdenund daß er das Bewußtsein dieser profunden Änderungen in ihren Augen würde lesen können.
    Endlich begegnete sie Candys Blick. Zu seiner Überraschung hatte sich nichts von seiner eigenen Erleuchtung auf seine Schwester übertragen. Ihr weißblondes Haar war ihr ins Gesicht gefallen, und sie starrte ihn durch die Strähnen an wie ein Dschungeltier, das durch seine windzerzauste Mähne späht.
    In ihren eisigen blauen Augen nahm er etwas war, das noch fremdartiger und primitiver war als alles, was er jemals in ihnen gesehen hatte. Eine ausgelassene, fast schadenfrohe Wildheit. Einen undefinierbaren Hunger. Verlangen. Obwohl sie Schmerzen erlitten hatte, als er sie gegen die Speisekammertür geschmettert hatte, spielte wieder dieses Lächeln um ihre vollen Lippen.
    Sie öffnete den Mund, und er spürte ihren heißen Atem in seinem Gesicht, als sie sagte: »Du bist stark. Sogar die Katzen mögen es, deine starken Hände an mir zu fühlen -und Verbina geht es ebenso.«
    Er wurde sich ihre langen nackten Beine bewußt, bemerkte, wie dünn ihr Höschen war. Sah, daß sich ihr T-Shirt heraufgeschoben und ihren flachen Bauch freigegeben hatte, sah das Wogen ihrer vollen Brüste, die angesichts ihrer sonstigen Schlankheit sogar noch voller wirkten. Sah, wie sich die scharfen Umrisse ihrer Brustwarzen gegen das Material ihres Shirts abhoben. Dann war da die Glätte ihrer Haut, ihr Geruch.
    Abscheu kochte in ihm hoch wie der Eiter eines verborgenen inneren Abszesses, und er ließ sie los. Er drehte sich um und sah, daß die Katzen ihn alle anstarrten. Schlimmer noch: Sie lagen nach wie vor da, wie sie gelegen hatte, als er Violet vom Stuhl gezogen hatte, so als hätte sein Ausbruch sie nic ht eine Sekunde lang aus der Ruhe gebracht. Er wußte, ihr Gleichmut konnte nur bedeuten, daß auch Violet keine Angst gehabt hatte und daß ihre erotische Reaktion auf seine Wut -ihr spöttisches Lächeln -nicht im mindesten vorgetäuscht gewesen war.
    Verbina saß zusammengesunken auf ihrem Stuhl, den Kopf gesenkt, denn sie war jetzt so wenig in der Lage, ihn anzusehen, wie sie es jemals gewesen war. Doch sie grinste, und ihre linke Hand war zwischen ihren Schenkeln, die langen Finger zogen träge Kreise auf dem dünnen Material ihres Höschens, unter dem die dunkle Spalte ihrer Weiblichkeit lag. Er brauchte keinen weiteren Beweis dafür, daß sich etwas von Violets krankem Verlangen auf Verbina übertragen hatte, und er wandte sich auch von ihr ab.
    Er versuchte, schnell die Küche zu verlassen, aber ohne daß es aussah, als fliehe er vor ihnen.
    In dem wohlriechenden Schlafzimmer, umgeben von den Dingen, die seiner Mutter gehört hatten, verschloß Candy die Tür. Er wußte nicht genau, warum er sich sicherer fühlte, wenn der Riegel vorgelegt war, obwohl er sich gewiß war, daß es nicht daran lag, daß er seine Schwestern fürchtete. Sie hatten nichts an sich, was man hätte fürchten müssen. Sie konnten einem leid tun.
    Eine ganze Weile saß er in Roselles Schaukelstuhl und erinnerte sich an die Zeiten, da er, ein Kind gewesen war, es sich auf ihrem Schoß gemütlich gemacht und zufrieden Blut aus einer selbst beigebrachten Wunde in ihrem Daumen oder dem fleischen Teil ihrer Handfläche genuckelt hatte. Einmal, aber unglücklicherweise wirklich nur einmal, hatte sie in eine ihrer Brüste einen ein Zentimeter tiefen Einschnitt vorgenommen und ihn an die Brust gelegt, so daß er Blut aus dem gleichen Fleisch trinken konnte, mit dem andere Mütter ihren Kindern die Milch der Mütterlichkeit gaben.
    In jener Nacht, in der er in eben diesem Zimmer und in eben diesem Stuhl das Blut aus ihrer Brust gekostet hatte,

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