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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der anderen Hälfte seiner Anschuldigung nichts gesagt habe«, erwiderte Sampson gutmütig.
    »Ja, hab' schon verstanden.« Auch während sie mit Sampson redete, beobachtete sie Rasmussen aufmerksam.
    Jeder Mensch hatte seine speziellen Ängste, seine ganz persönlichen Schreckgespenster, und Julie wußte genau, was Tom Rasmussen mehr als alles andere auf der Welt fürchtete. Er fürchtete keine Höhen, litt nicht unter Platzangst, hatte nichts gegen große Menschenansammlungen, Katzen, Insekten, Hunde oder Dunkelheit. Dakota & Dakota hatte in den letzten Woche eine dicke Akte über ihn angelegt und war auch auf die Tatsache gestoßen, daß er unter der Phobie litt, plötzlich zu erblinden.
    Im Gefängnis hatte er mit der Regelmäßigkeit eines wahrhaft Besessenen jeden Monat auf einer Augenuntersuchung bestanden, hatte behauptet, seine Sehfähigkeit hätte sich verschlechtert, und er hatte eine Eingabe nach der anderen gemacht, um in regelmäßigen Abständen auf Syphilis, Diabetes und andere Leiden untersucht zu werden, die zur Erblindung führen konnten, falls man sie nicht behandelte. Wenn er nicht im Gefängnis war - und er hatte zweimal gesessen -, hatte er einmal im Monat einen Termin bei einem Augenarzt in Costa Mesa.
    Jetzt packte Julie Rasmussens Kinn. Er zuckte zurück. Sie drehte sein Gesicht so, daß er sie ansehen mußte, und zerkratzte mit zwei Fingern der anderen Hand seine Wange.
    Das ließ zwei rote Striemen zurück. Sie waren allerdings nicht tief genug, um zu bluten.
    Er schrie auf und versuchte, sie mit seinen gefesselten Händen abzuwehren. Doch seine Furcht und die Kette, die seine Handgelenke an die Fußgelenke fesselte, standen ihm im Wege. »Was, zum Teufel, fällt Ihnen eigentlich ein?«
    Sie spreizte die beiden Finger, mit denen sie ihn gekratzt hatte, ließ sie in Richtung seiner Augen vorschnellen und stoppte sie nur fünf Zentimeter von ihnen entfernt. Er jaulte auf, gab ein quäkendes Geräusch von sich und versuchte, sich von ihr zu lösen, aber sie hielt sein Kinn mit fester Hand und zwang ihn, sie anzusehen.
    »Ich und Bobby sind seit acht Jahren zusammen, seit mehr als sieben verheiratet, und das sind die besten Jahre meines Lebens gewesen, aber dann kamen Sie daher und glaubten, ihn so zerquetschen zu können, wie man ein lästiges Insekt zerquetscht.«
    Ganz langsam näherten sich ihre Fingerspitzen seinen Augen. 2,5 Zentimeter. Ein Zentimeter. Rasmussen versuchte, weiter zurückzuweichen. Sein Kopf lag schon an der Wand. Es gab keinen Ausweg. Die scharfen Spitzen ihrer manikürten Nägel waren weniger als einen Zentimeter von seinen Augen entfernt.
    »Das ist Polizei-Brutalität«, sagte Rasmussen.
    »Ich bin kein Bulle«, widersprach Julie.
    »Sie sind welche«, entgegnete er und rollte die Augen in Richtung Sampson und Burdock. »Haltet mir dieses Miststück vom Leib, sonst verklage ich euch, daß ihr keinen Fuß mehr auf die Erde kriegt.«
    Julie ließ ihre Fingerspitzen leicht gegen seine Wimpern schrappen. Augenblicklich wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihr zu. Er atmete schnell, und plötzlich schwitzte er auch. Wieder tippte sie ganz sanft gegen seine Wimpern und lächelte. Die Pupillen seiner gelbbraunen Augen waren angstgeweitet.
    »Ihr Mistkerle tätet gut daran, mir zuzuhören. Ich schwöre, ich werde euch verklagen, und sie werden euch feuern ...«
    Noch einmal ließ sie die Fingerspitzen gegen seine Wimpern schnippen.
    Er schloß die Augen. »... sie werden euch eure verdammten Uniformen und Rangabzeichen abnehmen, sie werden euch ins Kittchen werfen, und ihr wißt doch, was die im Gefängnis mit Ex-Bullen anstellen ... Sie werden verprügelt, fertiggemacht, gekillt, vergewaltigt!« Seine Stimme überschlug sich, schnappte beim letzten Wort ganz über wie die Stimme eines Jungen im Stimmbruch.
    Sie warf Sampson einen kurzen Blick zu, um festzustellen, ob sie sein stillschweigendes Einverständnis voraussetzen konnte, dieses Spiel noch ein wenig weiter zu treiben. Und sie schaute auch Burdock fragend an. Er schien zwar nicht so ganz einverstanden zu sein, würde sich aber wohl gewiß noch ein Weilchen heraushalten. Daraufhin preßte sie ihre Fingernägel gegen Rasmussens Augenlider.
    Er versuchte, die Augen noch fester zusammenzukneifen. Sie drückte härter zu. »Du hast versucht, mir Bobby wegzunehmen, also werde ich dir dein Augenlicht nehmen.«
    »Sie spinnen ja!«
    Sie drückte noch fester zu.
    »Haltet sie auf!« verlangte Rasmussen von den beiden

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