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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Doch das Böse Ding sah ihn an, als sei er nur ein Käfer oder ein Schmutzfleck am Boden, den man wegwischen mußte.
    »Warum bringen sie Idioten wie euch nicht gleich bei der Geburt um? Wofür seid ihr gut? Warum bringen sie euch nicht bei der Geburt um, zerhacken euch und verarbeiten euch zu Hundefutter?«
    Thomas hatte Erinnerungen daran, daß Leute draußen in der Welt ihn so angesehen und gemeine Dinge gesagt hatten und daß Julie ihnen dann immer Bescheid gestoßen hatte. Sie hatte gesagt, er müsse nicht nett sein zu solchen Leuten, hatte gesagt, er könne ihnen sagen, sie seien frech. Jetzt war Thomas so ärgerlich und böse, wie er jedes Recht hatte zu sein, und selbst wenn Julie ihm nie gesagt hätte, er könne wegen dieser Dinge ärgerlich sein, wäre er vermutlich trotzdem ärgerlich gewesen, weil man bei gewissen Dingen einfach wußte, ob sie richtig oder falsch waren.
    Das Böse Ding trat gegen seine Beine und würde es noch einmal tun, das konnte man sehen, aber am Fenster gab es ein Geräusch. Einige der Pfleger waren am Fenster. Sie brachen ein kleines Viereck Glas heraus, faßten hindurch und versuchten, den Riegel zu erreichen.
    Als das Glas klirrte, wandte sich das Böse Ding von Thomas ab und hielt die Hände in Richtung Fenster, als wolle es die Pfleger auffordern, damit aufzuhören hereinzuwollen. Aber Thomas wußte, was es wirklich tun wollte: Es wollte dieses blaue Licht ausschicken.
    Thomas wollte die Pfleger warnen, doch er sagte sich, daß niemand ihn hören, niemand ihm zuhören würde, bis es zu spät war. Deshalb begann er über den Boden zu kriechen, solange das Böse Ding ihm den Rücken zuwandte, obwohl das Kriechen wehtat, obwohl er durch Flecken von Dereks Blut kriechen mußte, die ganz naß waren. Und obwohl ihm jetzt auch noch übel wurde, nachdem er doch schon ärgerlich und verängstigt war.
    Blaues Licht. Sehr grell.
    Etwas explodierte.
    Er hörte Glas klirren. Und dann ein noch schlimmeres  Geräusch, als ob vielleicht nicht nur das ganze Fenster herausgeblasen und den Pflegern ins Gesicht geblasen wurde, sondern auch noch ein Teil der Wand.
    Leute schrien. Manche der Schreie erstickten schnell, doch einer ging weiter, er war wirklich schlimm, so als sei jemandem da draußen in der Dunkelheit hinter dem herausgeblasenen Fenster sogar noch schlimmer wehgetan worden als Thomas.
    Thomas schaute sich nicht um, weil er nun schon ganz um die Seite von Dereks Bett herum war, von wo er das Fenster vom Boden aus ohnehin nicht sehen konnte. Und davon abgesehen wußte er nun, wohin er gehen wollte, und er mußte hingelangen, bevor sich das Böse Ding wieder für ihn interessierte.
    Ziemlich schnell kroch er zum oberen Ende des Bettes, blickte auf und sah Dereks Arm über die Kante hängen. Blut lief unter seiner Manschette hervor und über seine Hand und tropf-tropf-tropfend von seinen Fingern. Er mochte keinen toten Menschen anfassen, nicht einmal einen toten Menschen, den er gern hatte. Aber genau das war das, was er tun mußte, und er war daran gewöhnt, alle möglichen Dinge tun zu müssen, von denen er wünschte, er müsse sie nicht tun - so war das Leben nun einmal.
    Also griff er nach der Bettkante und zog sich so schnell hoch, wie er nur konnte. Dabei versuchte er, die schrecklichen Schmerzen in seinem Rücken und in seinem getretenen Bein nicht zu fühlen, denn sie zu fühlen, würde ihn ganz steif und langsam werden lassen.
    Derek war da. Die Augen offen, den Mund offen, blutnaß, so traurig, so schaurig. Unter ihm lagen die Bilder seiner Angehörigen, die von der Wand gefallen waren. Immer noch tot, für immer und ewig zum Ort des Grauens gegangen. Thomas packte die Schere, die aus Derek ragte, zog sie heraus und sagte sich, daß das okay war, weil Derek jetzt nichts mehr fühlte und nie mehr etwas fühlen würde.
    »Du!« sagte das Böse Ding.
    Thomas drehte sich um, um zu sehen, wo das Böse Ding war. Und wo es war, war direkt hinter ihm. Ganz um das Bett herum, und es glitt auf ihn zu. Also stieß er die Schere in seine Richtung, so fest er nur konnte, und das Gesicht des Bösen Dings kriegte einen überraschten Ausdruck. Die Schere fuhr vorn in die Schulter des Bösen Dings. Das Böse  Ding guckte sogar noch überraschter. Das Blut lief. Thomas ließ die Schere los und sagte: »Für Derek«, dann sagte er noch: »Für mich.«
    Er war nicht sicher, was passieren würde, aber er stellte sich vor, daß es dem Bösen Ding Schmerz bereiten mußte, wenn Blut aus ihm

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