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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das selbst voreinander zugeben konnten, obwohl Julie annahm, man könnte zu ihren Gunsten sagen, daß sie nicht so gierig waren, Frank das Geld und die Diamanten einfach zu stehlen und ihn seinem psychotischen Bruder auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Aber möglicherweise war sogar ihr Pflichtgefühl ihren Klienten gegenüber eine Lüge, ein Wohlverhalten, auf das sie später würden hinweisen können, um ihre ganz und gar nicht edlen Handlungen und Impulse vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen.
    Sie hätte ihm das alles erzählen können, aber sie tat es nicht, weil sie nicht mit ihm streiten wollte. Sie mußte abwarten, bis ihm das selber aufging, bis er es auf seine eigene Art akzeptierte. Wenn sie versuchte, es ihm zu erklären, bevor er fähig war, es zu verstehen, würde er bestreiten, was sie sagte.
    Selbst wenn er sich in Bruchteilen zur Wahrheit bekannte, würde er mit Argumenten über die Rechtmäßigkeit »des Traumes« aufwarten, über die ihm zugrunde liegende Moral, und dies benutzen, um die Mittel zu rechtfertigen. Und obwohl sie diese Chance nicht sausen lasse wollte, machte sie sich doch Sorgen, daß »der Traum«, wenn sie ihn denn verwirklichten, besudelt sein, eben nicht so sein könnte, wie er hätte sein können.
    Dennoch fuhr sie weiter. Schnell. Weil die Geschwindigkeit ihr etwas von ihrer Furcht und Anspannung nahm. Sie dämpfte auch ihre Vorsicht. Und wenn sie nicht vorsichtig war, würde sie sich auch mit weit geringerer Wahrscheinlichkeit vor der gefährlichen Konfrontation mit der Familie Pollard drücken, die unvermeidlich schien, wenn sie die Gelegenheit ergreifen wollten, zu einem Reichtum zu gelangen, der immens war und sie ein freies Leben würde leben lassen.
    Es war gerade nicht viel Verkehr, niemand war hinter ihnen, und von ihrem nächsten Vordermann waren sie noch gut vierhundert Meter entfernt, als Bobby aufschrie und in seinem Sitz hochfuhr, als wolle er sie vor einem direkt bevorstehenden Zusammenstoß warnen. Er ruckte so heftig nach vorn, daß der Schultergurt zum Zerreißen gespannt war, und dann legte er die Hände an den Kopf, als habe ihn ein plötzlicher Migräneanfall gepackt.
    Erschreckt nahm sie den Fuß vom Gaspedal und trat leicht auf die Bremse. »Bobby, was ist los?« fragte sie.
    Mit einer Stimme, die ganz heiser war vor Furcht, überbrüllte er die Musik von Benny Goodman: »Das Böse Ding, paßt auf, da ist ein Licht, da ist ein Licht, das euch liebt...«
    Candy schaute auf den blutigen Körper zu seinen Füßen hinunter und wußte, daß er Thomas nicht hätte töten dürfen. Er hätte ihn lieber zu einem abgeschiedenen Ort mitnehmen und die Antworten aus ihm herausprügeln sollen, selbst wenn es Stunden gedauert hätte, bis der Idiot sich an alles das erinnerte, was Candy wissen mußte. Das hätte sogar Spaß machen können.
    Doch er hatte eine Wut, die schlimmer war als jemals zuvor, und er hatte sich auch weniger unter Kontrolle als jemals zuvor - gerechnet von dem Tag an, an dem er die Leiche seiner Mutter gefunden hatte. Er wollte Rache, nicht nur für seine Mutter, sondern auch für sich selbst und für jeden auf der Welt, der es verdient hatte, gerächt zu werden, aber niemals gerächt wurde. Gott hatte ihn als ein Instrument der Rache geschaffen, und jetzt verlangte Candy verzweifelt danach, seine Mission zu erfüllen, wie er sie noch nie erfüllt hatte.
    Er sehnte sich nicht nur danach, einem Sünder die Kehle aufzureißen und sein Blut zu trinken, sondern eine Vielzahl von Sündern zu bestrafen. Um seinen Rachedurst jemals zu stillen, würde er nicht nur Blut trinken, sondern sich an ihm berauschen, in ihm baden, durch ganze Flüsse von Blut waten und auf Land stehen müssen, das blutgetränkt war. Er wünschte sich, seine Mutter würde ihn von allen Regeln freisprechen, die seine Wut bislang eingedämmt hatten, wünschte sich, Gott würde ihn loslassen.
    In einiger Entfernung hörte er Sirenengeheul und wußte, daß er bald würde gehen müssen.
    In seiner Schulter spürte er einen heißen Schmerz - da, wo die Schere Muskeln getrennt und Knochen angekratzt hatte. Aber das würde in Ordnung kommen, sobald er wieder unterwegs war. Bei der Rekonstruktion nach dem Teleporting würde er sein Fleisch heil und gesund wieder zusammensetzen können.
    Er stapfte durch den Unrat und die Trümmer, die den Boden bedeckten, und suchte nach etwas, das ihm vielleicht einen Hinweis auf den Aufenthaltsort von Julie oder Bobby geben könnte, von denen Thomas

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