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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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stehende aus und sagte: »Ich sollte Ihnen dies hier geben.« Er öffnete die zweite Tasche und zog einen Plastikbeutel heraus, der ein wenig von dem Sand enthielt, den er in seinen Fäusten gehalten hatte, als er am Donnerstagmorgen im Auto von seinem Kurzschlaf erwacht war. Außerdem holte er das blutige Hemd heraus, das er getragen hatte, als er am selben Tag nach dem sogar noch kürzeren Nickerchen aufgestanden war. »Ich habe das aufbewahrt, weil... Nun, es schienen mir so etwas wie Beweise zu sein. Hinweise. Möglicherweise helfen sie Ihnen, herauszufinden, was ich getan habe.«
    Bobby nahm das Hemd und den Sand, untersuchte beides kurz und legte es dann neben sich auf den Schreibtisch.
    Julie bemerkte, daß das Hemd tatsächlich blutgetränkt war und es sich nicht einfach nur um ein paar Spritzer handelte. Die inzwischen eingetrockneten bräunlichen Flecken versteiften das Material.
    »Also, Sie waren am Donnerstagnachmittag im Hotel?« wollte Bobby wissen.
    Pollard nickte. »In der Nacht ist nicht besonders viel passiert. Ich bin in ein Kino gegangen, der Film hat mich aber nicht besonders interessiert. Danach bin ich eine Weile durch die Gegend gefahren. Ich war müde, wirklich müde, trotz des Nickerchens, aber ich konnte überhaupt nicht schlafen. Am nächsten Tag bin ich in ein anderes Motel übergesiedelt.«
    »Wann haben Sie dann schließlich wieder geschlafen?« fragte Julie.
    »Am nächsten Abend.«
    »Das war am Freitag?«
    »Ja. Ich versuchte wachzubleiben, trank ganz viel Kaffee. Saß an der Theke des kleinen Restaurants, das zum Motel gehört, und trank Kaffee, bis ich anfing, vom Barhocker zu schweben. Mein Magen war voller Säure, ich mußte aufhören. Ging zurück in mein Zimmer. Jedesmal, wenn ich begann einzunicken, bin ich aufgestanden und spazierengegangen. Doch das war sinnlos. Ich konnte nicht ewig wachbleiben. Ich war dabei, aus den Fugen zu geraten. Brauchte etwas Ruhe. Also ging ich an diesem Abend um kurz nach acht ins Bett, schlief augenblicklich ein und bin erst um halb fünf Uhr am nächsten Morgen aufgewacht.«
    »Samstagmorgen.«
    »Ja.«
    »Und alles war in Ordnung?« erkundigte sich Bobby.
    »Zumindest war da kein Blut. Aber etwas anderes.«
    Sie warteten.
    Pollard leckte sich die Lippen, nickte, als müsse er sich seine Bereitwilligkeit weiterzusprechen, selbst bestätigen. »Sehen Sie, ich bin in meinen Boxershorts zu Bett gegangen ... Aber als ich aufwachte, war ich komplett angezogen.«
    »Also sind Sie schlafgewandelt und haben sich im Schlaf angezogen«, warf Julie ein.
    »Aber ich hatte die Kleidung, die ich trug, nie vorher gesehen.«
    Julie schaute verblüfft drein. »Wie bitte?«
    »Es waren nicht die Klamotten, die ich anhatte, als ich vor zwei Nächten diese Gasse verließ, und es waren auch nicht die, die ich am Donnerstagmorgen im Einkaufszentrum gekauft hatte.«
    »Wem gehörten sie?« fragte Bobby.
    »Oh, es müssen meine sein«, erklärte Pollard, »weil sie mir einfach zu gut paßten, als daß sie irgend jemand anderem hätten gehören können. Sie paßten hervorragend. Sogar die Schuhe paßten genau. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich jemandem sonst etwas zum Anziehen hätte klauen können, was mir so großartig paßt.«
    Bobby rutschte vom Tisch und begann hin und her zu marschieren. »Was wollen Sie damit sagen? Daß Sie das Hotel in Ihrer Unterwäsche verlassen haben, in irgendeinen Laden gegangen sind, Klamotten gekauft haben, und daß niemand wegen Ihres unsittlichen Aufzugs protestiert oder Ihnen deshalb wenigstens Fragen gestellt hat?«
    Pollard schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht«, sagte er. 
    »Er könnte sich in seinem Zimmer angezogen haben, während er schlafwandelte«, meinte Clint Karaghiosis, »dann ausgegangen sein, andere Sachen gekauft und die anbehalten haben.«
    »Aber warum sollte er so etwas tun?« fragte Julie. Clint zuckte mit den Schultern. »Ich dachte nur, das sei eine plausible Erklärung.« »Mister Pollard«, sagte Bobby, »warum hätten Sie so etwas tun sollen?«
    »Ich weiß nicht.« Pollard hatte diese drei Worte so oft benutzt, daß sie abgenutzt klangen. Jedesmal, wenn er sie wiederholte, klangen sie sanfter und benommener als vorher. »Ich glaube nicht, daß ich das getan habe. Es hört sich nicht plausibel an -als Erklärung meine ich. Außerdem war es nach acht, als ich in dem Motel einschlief. Ich hätte es wohl kaum geschafft, wieder aufzustehen, auszugehen und die Sachen noch vor Ladenschluß zu

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