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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Indianerstatuen vor einem Tabakladen?«
    Das Licht im Waschraum war zu grell. Es knallte ihnen aus dem Spiegel, dem weißen Waschbecken, den weißen Wänden und den weißen Keramikfliesen entgegen. Dank des blendenden Lichts und Bobbys gutmütiger, aber dennoch eiserner Entschlossenheit, Pollard zu helfen, bekam Julie Kopfweh.
    Sie schloß die Augen. »Pollard ist mitleiderregend«, gab sie zu. »Möchtest du jetzt wieder reingehen und hören, was er noch zu sagen hat?«
    »Okay. Aber sag ihm verdammt noch mal nicht, daß wir ihm helfen werden, bis wir alles gehört haben. Versprich es.«
    Sie gingen ins Büro zurück.
    Der Himmel sah jetzt nic ht mehr aus wie kaltes, verschmortes Metall. Er war dunkler als vorher und aufgewühlt, milchig. Obwohl sich am Boden nur ein ganz leichtes Lüftchen regte, waren in größeren Höhen augenscheinlich stärkere Winde am Werk, denn von der See her wurden dichte, schwarze Gewitterwolken mit gewaltiger Geschwindigkeit ins Inland geweht.
    Wie Metallspäne, die von Magneten angezogen werden, hatten sich in einigen Ecken Schatten aufgehäuft. Julie griff nach dem Schalter, um die Leuchtstoffröhren an der Decke einzuschalten. Dann sah sie, daß Bobby mit offensichtlichem Vergnügen die sanft strahlenden, blanken Messingoberflächen der Lampen ansah und bewunderte, wie die Beistelltische aus poliertem Eichenholz und der Couchtisch in dem warmen schmeichelnden Licht glänzten, und sie knipste den Schalter nicht an.
    Sie saß wieder hinter ihrem Schreibtisch. Bobby hockte sich auf die Ecke, ließ die Beine baumeln.
    Clint schaltete den Kassettenrecorder wieder ein, und Julie sagte: »Frank ... Mister Pollard, bevor Sie mit Ihrer Geschichte fortfahren, möchte ich, daß Sie einige Fragen beantworten, die mir wichtig sind. Trotz des Bluts an Ihren Händen und der Kratzer glauben Sie, Sie seien unfähig, jemandem etwas anzutun?«

    »Ja, außer vielleicht in Notwehr.«
    »Und Sie glauben auch nicht, daß Sie ein Dieb sind?«
    »Nein. Kann ich nicht ... Ich kann mir nicht vorstellen,  daß ich ein Dieb bin, nein.« »Warum haben Sie dann nicht die Polizei um Hilfe gebeten?«
    Er schwieg. Er umklammerte die offene Reisetasche auf seinem Schoß und starrte hinein, als hätte Julie mit ihm über deren Inhalt gesprochen.
    »Denn wenn Sie   wirklich   sicher sind, in jeder Beziehung ein unbescholtener Bürger zu sein, ist die Polizei am besten ausgerüstet, Ihnen zu helfen«, fuhr sie fort, »herauszufinden, wer Sie sind und wer Sie verfolgt. Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, Sie sind sich Ihrer Unschuld keineswegs so sicher, wie Sie vorgeben. Sie wissen, wie man ein Auto kurzschließt, und obwohl jeder, der ein bißchen mehr von Autos versteht, das tun könnte, ist es zumindest ein Hinweis auf kriminelle Erfahrung. Und dann ist da das Geld, all das Geld, taschenweise. Sie können sich nicht erinnern, irgendwelche Verbrechen begangen zu haben, doch in Ihrem tiefsten Inneren sind Sie überzeugt, Sie hätten genau das getan, deshalb haben Sie Angst, zur Polizei zu gehen.«
    »Das ist zum Teil richtig«, gab er zu.
    »Se verstehen hoffentlich, daß wir, wenn wir Ihren Fall übernehmen und Beweise dafür finden, daß Sie ein Verbrechen begangen haben, diese Informationen an die Polizei weitergeben müssen«, erklärte sie.
    »Natürlich. Aber ich habe mir gesagt, daß die Bullen, wenn ich zuerst zu ihnen gehe, nicht mal nach der Wahrheit suchen werden. Sie würden mich wegen irgend etwas für schuldig befinden, noch bevor ich meine Geschichte zu Ende erzählt hätte.«
    »Und das würden wir natürlich nicht tun«, sagte Bobby, drehte sich um und warf Julie einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Statt mir zu helfen, würden sie nur nach ein paar ungelösten Fällen aus der letzten Zeit suchen und sie mir anhängen«, verteidigte sich Pollard.
    »So arbeitet die Polizei nicht«, versicherte ihm Julie.
    »Natürlich tut sie das«, sagte Bobby boshaft. Er rutschte vom Schreibtisch und begann, wieder auf und ab zu gehen immer von dem Onkel-Dagobert-Poster zu dem von Mickey Mouse. »Haben wir im Fernsehen nicht Tausende von Malen gesehen, daß sie genau das tun? Haben wir nicht alle Hämmert und Chandler gelesen ... ?«
    »Mister Pollard«, unterbrach Julie, »ich war selbst einmal Polizeibeamtin ...«
    »Ausnahmen bestätigen die Regel«, warf Bobby ein. »Frank, wären Sie zur Polizei gegangen, dann wären Ihre Personalien aufgenommen und Sie wären vor Gericht gestellt, für schuldig erklärt

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