Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
betrachtete ihn im Licht der Tischlampe. Obwohl ungeschliffen, waren Farbe und Reinheit außergewöhnlich. Möglicherweise waren es, wie Frank angedeutet hatte, nur Halbedelsteine, doch sie vermutete, daß es sich um Steine von erheblichem Wert handelte.
    »Warum bewahren Sie sie in einem Einmachglas auf?« fragte Bobby.
    »Weil ich ohnehin eins kaufen mußte -für   dies   hier«, erwiderte Frank.
    Dabei holte er aus der Reisetasche ein zweites Einmachglas. Es war größer und faßte wohl einen Liter. Er stellte es auf den Schreibtisch.
    Julie beugte sich vor, um es anzusehen und war so verblüfft, daß sie den Edelstein fallen ließ, den sie gerade untersucht hatte. Ein Insekt, fast so groß wie ihre Hand, lag in dem Glasbehälter. Obwohl es einen Rückenpanzer wie ein Käfer hatte - pechschwarz mit einer blutroten Musterung am ganzen Außenrand entlang -, ähnelte das Ding innerhalb des Rückenschildes mehr einer Spinne als einem Käfer. Es hatte die acht robusten, haarigen Beine einer Tarantel.
    »Was, verflixt noch mal, ist das?« Bobby zog eine Grimasse. Er litt unter einer leichten Entomophobie, hatte Angst vor In sekten. Wann immer er ein Insekt sah, das größer war als eine Hausfliege, rief er nach Julie. Sie mußte es fangen oder erschlagen, während er ihr aus sicherer Entfernung zuschaute.
    »Lebt es?« erkundigte sich Julie.
    »Nicht mehr«, erklärte Frank.
    Unter dem Schild des Dings traten zu beiden Seiten des Kopfes zwei Beine wie Mini-Hummerscheren heraus. Sie unterschieden sich jedoch von denen der Krustentiere dadurch, daß ihre Kneifzangen weit gelenkiger und stärker ausgeprägt waren. Julie erinnerten sie irgendwie an Hände mit vier gekrümmten Chitinsegmenten, die an der Basis mit Gelenken versehen waren. Die Kanten waren bösartig ausgezackt wie bei einer Säge.
    »Wenn dieses Ding Ihren Finger erwischt hätte«, sagte Bobby, »hätte es ihn gewiß mit Leichtigkeit abzwicken können. Sie sagten, es sei am Leben gewesen, Frank?«
    »Als ich heute morgen aufwachte, krabbelte es über meine Brust.«
    »Du lieber Himmel!« Bobby erbleichte sichtlich.
    »Es kroch nur schleppend, sehr träge.«
    »Tatsächlich? Nun, es sieht aus, als sei es so flink wie eine verdammte Küchenschabe.«
    »Ich denke, es starb bereits«, sagte Frank. »Ich schrie, schnippte es weg. Es lag einfach auf dem Boden, lag auf dem Rücken, bewegte die Beine nur noch ganz schwach, lediglich ein paar Sekunden lang, dann war es still. Ich zog eines der Kopfkissen ab, schubste das Ding in den Bezug und knotete ihn so fest zu, daß es nicht hätte rauskrabbeln können, wenn es doch am Leben sein sollte. Dann entdeckte ich die Edelsteine in meinen Taschen, also kaufte ich zwei Einmachgläser -eins für den Käfer. Und er hat sich nicht bewegt, seit ich ihn da reinbugsiert habe, also nehme ich an, er ist tot. Haben Sie schon mal so etwas gesehen?«
    »Nein«, sagte Julie.
    »Gott sei Dank, nicht«, bestätigte Bobby. Er beugte sich nicht über das Glas, um sich das Ding näher anzusehen. Das überließ er Julie. Er selbst trat ein paar Schritte von dem Schreibtisch zurück, als hielte er es für möglich, daß sich das Kriechtier in Sekundenschnelle durch das Glas hindurchfressen könnte.
    Julie nahm das Glas in die Hand und drehte es so, daß sie dem Käfer ins Gesicht sehen konnte. Sein satinschwarzer Kopf war fast so groß wie eine Pflaume und halb unter dem Rückenpanzer verborgen. Die trübgelben Facettenaugen saßen hoch an den Seiten des Gesichts, und neben ihnen gab es jeweils zwei Erhöhungen, die ebenfalls Augen zu sein schienen. Sie waren wohl um ein Drittel kleiner als die über ihnen liegenden und von einem rötlichen Blau. Seltsame Muster aus kleinen Löchern, ein halbes Dutzend dornenähnliche Auswüchse und drei Büschel seidigglänzender Haare markierten die sonst glatte, schimmernde Oberfläche des scheußlichen Antlitzes.
    Der kleine Mund, jetzt geöffnet, war nur eine kreisrundeÖffnung, in der sie mehrere Ringe winziger, aber scharfer Zähne erkennen konnte.
    »In was auch immer ich da verstrickt bin«, sagte Frank, der wie hypnotisiert den Inhalt des Glases anstarrte, »es ist eine schlimme Sache. Es ist ein wirklich böses Ding, und ich habe Angst.«
    Bobby zuckte zusammen. »Böses Ding   ...«,   wiederholte er nachdenklich. Er sprach mehr zu sich selbst als zu den anderen.
    Julie stellte das Glas ab. »Frank, wir übernehmen Ihren  Fall«, verkündete sie.
    »Okay«, sagte Clint und schaltete den

Weitere Kostenlose Bücher