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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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haben?«
    »Ja, Missis Farris' anderer Bruder hat alles geerbt.«
    »Haben Sie vielleicht seinen Namen und seine Adresse?« erkundigte sich Bobby. »Ich denke, wir werden mit ihm sprechen müssen.«

33
    Es war Abendessenszeit. Derek wachte auf. Er war groggy, aber hungrig. Er stützte sich auf Thomas, als sie in den Speiseraum gingen. Sie aßen. Spaghetti. Fleischbällchen. Salat.
Gutes Brot. Kalte Milch.
    Wieder in ihrem Zimmer, sahen sie Te Vau. Derek schlief wieder ein. Es war ein mieser Te Vau-Abend. Thomas seufzte angewidert. Nach einer Stunde hielt er es nicht mehr aus und schaltete den Apparat ab. Keine der Shows war witzig genug, daß sie ihn hätte fesseln können. Sie waren zu blöd-dämlich. Sogar für einen Debilen leichteren Grades, der er - so hatte Mary gesagt - war. Möglicherweise würden ja Imbezile sie mögen. Nein. Vermutlich nicht.
    Er ging auf die Toilette. Putzte seine Zähne. Wusch sein Gesicht. Er schaute nicht in den Spiegel. Er mochte Spiegel nicht, weil sie zeigten, was er war.
    Nachdem er seinen Pyjama angezogen hatte, ging er ins Bett und knipste die Lampe aus, obwohl es erst halb neun war. Er drehte sich auf die Seite, schob zwei Kissen unter seinen Kopf und schaute sich das Stückchen Nachthimmel an, das das nächstgelegene Fenster einrahmte. Keine Sterne. Wolken. Regen. Er mochte Regen. Wenn ein Schauer nieder ging war es, als wäre ein Deckel auf der Nacht, und man mußte nicht das Gefühl haben, in die Dunkelheit zu entschweben und einfach zu verschwinden.
    Er lauschte dem Regen. Er flüsterte. Er weinte seine Tränen auf das Fenster.
    Weit weg war das Böse Ding los. Es verströmte gemeinhäßliche Wellen, so wie sich Ringe auf einem See ausdehnten, wenn man einen Stein hineingeworfen hatte. Das Böse Ding war wie ein großer Stein, den man in die Nacht hatte fallen lassen, ein Ding, das nicht in diese Welt gehörte, und wenn Thomas sich ein wenig Mühe gab, konnte er spüren, wie die Wellen, die es aussandte, sich über ihm brachen.
    Er faßte hinaus. Fühlte es. Ein pulsierendes Ding. Kalt und voller Wut. Er wollte näher heran. Herausfinden, was es war.
    Er versuchte ihm Fragen zu tevauen. Was bist du? Wo bist du? Was willst du? Warum wirst du Julie weh tun?
    Plötzlich begann das Böse Ding ihn anzuziehen wie ein großer Magnet. Niemals vorher hatte er etwas Ahnliches gefühlt. Als er versucht hatte, seine Gedanken an Bobby und Julie zu tevauen, hatten sie ihn nicht derartig gepackt und ihn so gerüttelt wie die, die er dem Bösen Ding geschickt hatte.
    Ein Teil seiner Gedanken schien sich abzuwickeln wie Bindfaden von einem Knäuel, und das lose Ende flog durch das Fenster und hoch hinauf in die Nacht, weit, weit durch die Dunkelheit, bis es das Böse Ding fand. Plötzlich war Thomas dem Bösen Ding sehr nahe, zu nahe. Es war überall um ihn herum, ungeheuer häßlich, und so absonderlich, daß Thomas das Gefühl hatte, in einem Swimmingpool voller Eis und Rasierklingen zu sein. Er wußte nicht, ob es ein Mann war. Er konnte seine äußeren Umrisse nicht sehen,sondern nur fühlen. Möglicherweise war sein Äußeres ja angenehm, sogar hübsch, doch innen pulsierte es und war dunkel und zutiefst gemein.
    Er spürte, daß das Böse Ding aß. Seine Nahrung lebte noch und zappelte. Thomas hatte große Angst und versuchte augenblicklich, sich zurückzuziehen, doch für einen Moment hielt das häßliche Bewußtsein ihn fest in seinem Griff, und er konnte sich nur befreien, indem er sich bildlich vorstellte, wie die Bewusstseinsverbindung sich wieder zu einem Knäuel aufrollte.
    Nachdem die Gedankenverbindung wieder aufgewickelt war, drehte sich Thomas vom Fenster weg und legte sich auf den Bauch. Er atmete wirklich schnell. Er konnte hören, wie sein Herz bummerte.
    Er hatte einen Geschmack im Mund, von dem ihm übel wurde. Es war der gleiche Geschmack, den er manchmal hatte, wenn er sich versehentlich in die Zunge gebissen hatte.
    Und es war der gleiche Geschmack, den er hatte, wenn der Zahnarzt, keineswegs versehentlich, mit einem Ruck einen seiner Zähne herauszog. Blut.
    Ihm war übel, und er war verängstigt. Er setzte sich im Bett auf schaltete sofort das Licht an. Er zog ein Papiertuch aus der Schachtel auf dem Nachttisch. Er spuckte hinein und guckte nach, ob da Blut war. Es war keins da. Nur Spucke.
    Er versuchte es noch einmal. Kein Blut.
    Er wußte was das bedeutete. Er war dem Bösen Ding zu nahe gewesen. Möglicherweise einen Wimpernschlag lang sogar in dem Bösen

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