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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ding gewesen. Der häßliche Geschmack in seinem Mund war der gleiche, den das Böse Ding schmeckte, das seine Zähne in etwas schlug, das lebte, das zappelte. Thomas hatte kein Blut in seinem Mund, er hatte nur die Erinnerung an Blut in seinem Mund. Doch das war schlimm genug. Diesmal war es so ganz und gar nicht, als hätte er in seine Zunge gebissen, oder als würde ihm ein Zahn gezogen, weil das, was er diesmal schmeckte, nicht sein eigenes Blut war.
    Obwohl es in dem Zimmer warm genug war, begann er zu zittern. Und er konnte einfach nicht aufhören damit.
    Candy durchstreifte die Täler. Er war auf der Jagd, ganz im Griff des drängenden Verlangens. Er scheuchte wilde Tiere aus ihren Erdlöchern und Nestern auf. Er kniete im Morast neben einer großen Eiche. Der Regen trommelte auf ihn nieder. Er saugte gerade Blut aus der geschändeten Kehle eines Hasen, als er spürte, wie ihm jemand eine Hand auf den Kopf legte.
    Er warf den Hasen hin, sprang auf und drehte sich dabei um seine eigene Achse. Niemand war da. Zwei der schwärzesten Katzen seiner Schwestern waren ungefähr sechs Meter entfernt, sichtbar nur, weil ihre Augen in der Finsternis glühten. Sie waren ihm gefolgt, als er das Haus verlassen hatte. Aber sonst war er allein.
    Ein, zwei Sekunden lang fühlte er die Hand noch auf seinem Kopf, obwohl da keine Hand war. Dann war das eigenartige Gefühl verschwunden.
    Er spähte in die Schatten, die ihn umgaben und lauschte dem Regen, der durch die Blätter der Eiche nach unten prasselte.
    Schließlich tat er den Zwischenfall achselzuckend ab und hastete, getrieben von seinem starken Verlangen, weiter nach Osten, den Abhang hinauf. Ein zirka einen halben Meter breites Flüßchen hatte sich in der Talsohle gebildet. Es war ungefähr fünfzehn Zentimeter tief, behinderte sein Weiterkommen aber nicht.
    Die durchnäßten Katzen folgten ihm.
    Er wollte sie aber nicht bei sich haben, wußte jedoch aus Erfahrung, daß es ihm nicht gelingen würde, sie zu verscheuchen. Sie begleiteten ihn nicht immer, doch wenn sie sich entschlossen, seiner Fährte zu folgen, konnte er sie nicht abschütteln.
    Nachdem er etwa hundert Meter weit gegangen war, ließ er sich wieder auf die Knie fallen, streckte die Arme aus, die Handflächen weit von sich weggewandt und ließ die Energie noch einmal ausströmen. Schimmerndes saphirblaues Licht schoß durch die Nacht. Die Büsche wurden erschüttert, die Bäume gerüttelt, und Steine wurden gegeneinandergeworfen. Im Gefolge des Lichts flogen Staubwolken hoch, geisterhafte Silbersäulen, die flatterten wie windgeschüttelte Leichentücher, bevor sie in der Dunkelheit verschwanden.

    Ein Schwarm von Tieren brach aus seinen Verstecken hervor und lief auf Candy zu. Er griff nach einem Hasen, verfehlte ihn, packte aber die Pfote eines Eichhörnchens. Es versuchte ihn zu beißen, doch er schwenkte es herum, schmetterte seinen Kopf in den morastigen Boden und betäubte es.
    Violet war mit Verbina in der Küche. Sie saßen mit dreiundzwanzig ihrer fünfundzwanzig Katzen auf den ausgebreiteten Decken.
    Teile ihres Bewußtseins - und Teile des Bewußtseins ihrer Schwester -waren in Cinders und Lamia, den schwarzen Katzen, durch die sie ihren Bruder begleiteten. Sie beobachteten, wie Candy seine Opfer fing und erledigte. Cinders und Lamia waren erregt, und auch Violet war erregt. Elektrisiert.
    Die nasse Januarnacht war dunkel und unergründlich, nur die Siedlungen im Westen lieferten ein wenig Licht, das von den Bäuchen der tiefhängenden Wolken reflektiert wurde. In dieser Wildnis war Candy die wildeste Kreatur von allen, ein entschlossener und mächtiger Räuber, der rasch und geräuschlos durch die zerklüfteten Täler schlich, sich nahm, was er brauchte und wollte. Er war so stark und so geschmeidig, daß er den Abhang geradezu hinaufzufliegen schein -über Steine und abgebrochene Äste, um Dornenbüsche herum. Es sah aus, als sei er kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern der wogende Mondschatten irgendeiner gefiederten Kreatur, die hoch über der Erde schwebte.
    Nachdem Candy das Eichhörnchen gepackt und seinen Kopf auf den Boden geschmettert hatte, nahm Violet einen Teil ihres Bewußtseins aus Lamia und Cinders heraus und drang damit in das Eichhörnchen ein. Es war benommen von dem Schlag. Es strampelte schwach und starrte Candy in nackter Angst an.
    Candys große, starke Hände umklammerten das Eichhörnchen, doch Violet schien es, als bewegten sie sich auch über ihre nackten Beine,

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