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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn nach nur vierzehn Tagen das Haus ihres Onkels für sie ungeeignet würde.
    Infolgedessen war sie sich einer Sache jetzt viel sicherer als vorher: wenn Flory sie bat, ihn zu heiraten (und daran war kaum zu zweifeln), würde sie ja sagen. Möglicherweise hätte sie sich zu einer anderen Zeit anders entschieden. Diesen Nachmittag, im Zauber dieses herrlichen, aufregenden, kurzum: »wunderschönen« Abenteuers war sie nahe daran gewesen, Flory zu lieben; so nahe, wie es nur möglich war. Doch selbst nach diesem Nachmittag wären ihre Zweifel vielleicht zurückgekehrt. Denn es war immer etwas Fragwürdiges an Flory gewesen - sein Alter, sein Muttermal, seine verrückte, perverse Art zu reden - dieses »Hochgestochene« Gerede, zugleich unverständlich und beunruhigend. Es hatte Tage gegeben, an denen sie sogar etwas gegen ihn gehabt hatte. Aber jetzt hatte das Benehmen ihres Onkels den Ausschlag gegeben. Was auch immer geschah, sie mußte zusehen, daß sie aus dem Haus ihres Onk els entkam, und zwar bald. Ja, zweifellos würde sie Flory heiraten, wenn er sie fragte.
    Er las ihre Antwort auf ihrem Gesicht, als er in die Bibliothek trat. Ihre Miene war sanfter, nachgiebiger, als er sie je gesehen hatte. Sie trug dasselbe fliederfarbene Kleid, das sie am ersten Morgen getragen hatte, und der Anblick des bekannten Kleides gab ihm Mut. Es schien sie ihm näherzubringen, die Fremdheit und die Eleganz, die ihn manchmal irritiert hatten, zu beseitigen.
    Er nahm die Zeitschrift zur Hand, in der sie gelesen hatte, und machte eine Bemerkung; ein Weilchen plauderten sie in der banalen Art, die anscheinend so selten zu vermeiden war. Es ist sonderbar, wie das reine Gefasel im Gespräch fast zu allen Zeiten obenaufschwingt. Doch selbst während sie pla uderten, schlenderten sie fast unbewußt zur Tür und dann hinaus und bald zu dem großen Jasminbaum am Tennisplatz. Es war eine Vollmondnacht. Blendend wie eine weißglühende Münze, so glänzend, daß es den Augen weh tat, schwamm der Mond schnell aufwärts an einem rauchblauen Himmel, über den ein paar gelbliche Federwölkchen trieben. Die Sterne waren noch nicht zu sehen. Die Krotonbüsche, am Tage häßliche Dinger wie gelbsüchtiger Lorbeer, waren durch den Mond in gezackte schwarzweiße Muster wie phantastische Ho lzschnitte verwandelt. Nahe dem Zaun des Grundstücks gingen zwei drawidische Kulis die Straße entlang, auch sie verwandelt mit glänzenden weißen Lumpen. Durch die laue Luft strömte der Duft der Jasminbüsche wie von einem unerträglichen Präparat aus einem Groschenautomaten.
    »Sehen Sie den Mond, sehen Sie ihn nur an!« sagte Flory. »Er ist wie eine weiße Sonne. Er ist heller als an einem englischen Wintertag.«
    Elizabeth blickte auf in die Zweige des Jasminbaumes, die der Mond in silberne Gerten verwandelt zu haben schien. Das Licht lag so dick, als könnte man es greifen, auf allem, es überzog die Erde und die rauhe Rinde der Bäume wie mit einem glänzenden Salz, und jedes Blatt schien eine feste Decke von Licht zu tragen wie Schnee. Selbst Elizabeth, der solche Dinge gleichgültig waren, war erstaunt.
    »Es ist wunderbar. Einen solchen Mondschein sieht man zu Hause nie. Er ist so - so - « Da ihr außer ›hell‹ kein Adjektiv einfiel, schwieg sie. Sie hatte die Gewohnheit, ihre Sätze unvollendet zu lassen.
    »Ja, der alte Mond tut sein Bestes in diesem Land. Wie dieser Baum stinkt, finden Sie nicht? Diese bestialischen Tropenpflanzen! Ich hasse Bäume, die das ganze Jahr über blühen, Sie auch?«
    Er sprach halb geistesabwesend, um die Zeit hinzubringen, bis die Kulis außer Sic ht sein würden. Als sie verschwanden, legte er den Arm um Elizabeths Schulter, und als sie nicht zurückschreckte oder sprach, drehte er sie um und zog sie an sich. Ihr Kopf lag an seiner Brust, und ihr kurzes Haar streifte seine Lippen. Er legte die Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu seinem empor. Sie trug keine Brille.
    »Es stört Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Ich meine, dieses - Ding da stört Sie nicht?« Er schüttelte leicht den Kopf, um auf sein Muttermal hinzuweisen. Er konnte sie nicht küssen, ohne diese Frage gestellt zu haben.
    »Nein, nein. Natürlich nicht.«
    Einen Augenblick nachdem ihre Lippen sich begegneten, fühlte er, wie ihr nackter Arm sich leicht um seinen Hals legte. Sie standen aneinandergepreßt an dem glatten Stamm des Jasminbaumes, Körper an Körper, Mund an Mund, eine Minute oder länger. Der kränkliche Geruch des Baumes mischte

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