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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Gesicht im Spiegel ansah, verlor er jeglichen Mut. Mit dem Muttermal auf der einen und der Abschürfung auf der anderen Seite sah es so jammervoll, so häßlich aus, daß er sich bei Tageslicht nicht zu zeigen wagte. Als er den Clubsalon betrat, bedeckte er das Muttermal mit der Hand - unter dem Vorwand eines Moskitobisses auf der Stirn. Es wäre für seine Nerven zuviel gewesen, in so einem Augenblick sein Muttermal nicht zu verdecken. Doch Elizabeth war nicht da.
    Statt dessen purzelte er in einen unerwartete n Streit. Ellis und Westfield waren gerade vom Dschungel zurückgekommen, saßen schlechtgelaunt da und tranken. Aus Rangun war die Nachricht gekommen, daß der Herausgeber des Burma-Patrioten für seine Verleumdung gegen Mr. Macgregor nur vier Monate Gefängnis bekommen hatte, und Ellis steigerte sich in eine Mordswut über diese leichte Strafe hinein. Sobald Flory hereinkam, begann Ellis ihn mit Bemerkungen über »diesen kleinen Nigger Schwammischlammi« zu piesacken. Im Augenblick brachte allein der Gedanke an einen Streit Flory zum Gähnen, aber er antwortete unvorsichtig und geriet in eine Auseinandersetzung. Sie wurden immer hitziger, und nachdem Ellis Flory Muttersöhnchen eines Nigger- Bubi genannt und Flory entsprechend erwidert hatte, verlor auch Westfield die Beherrschung. Er war ja ein gutmütiger Mann, aber Florys »Bolschewiken- Ideen« ging ihm zuweilen auf die Nerven. Er konnte nicht verstehen, wieso sich Flory, wo es doch eindeutig über alles eine richtige und eine falsche Meinung gab, immer mit Vergnügen für die falsche entschied. Er sagte zu Flory, er solle nicht anfangen, »wie ein verdammter Hyde- Park- Agitator zu reden«, und dann hielt er ihm eine schnippische kleine Predigt über den Text der fünf Seligkeiten des Pukka Sahib, nämlich:
    Unser Prestige aufrecht erhalten, Die feste Hand (ohne Samthandschuh), Wir Weißen müssen zusammenhalten, Gib ihnen den kleinen Finger, und sie nehmen die ganze Hand, und Esprit de Corps.
    Die ganze Zeit nahm ihn das Verlangen nach Elizabeth so sehr ein, daß er kaum hörte, was man zu ihm sagte. Zudem hatte er das alles so oft gehört, so schrecklich oft - hundertmal, tausendmal vielleicht, seit seiner ersten Woche in Rangun, als sein Burra Sahib (ein alter schottischer Ginsäufer und großer Züchter von Rennponies, der später wegen schmutziger Geschäfte vom Rennplatz verwiesen wurde, weil er dasselbe Pferd unter zwei verschiedenen Namen laufen lassen hatte) sah, wie er vor einem Eingeborenenbegräbnis den Topi abnahm, und vorwurfsvoll zu ihm sagte: »Vergiß nicht, Bürschchen, vergiß nie, daß wir sahiblog sind und sie Dreck!« Jetzt hatte er solchen Unsinn einfach über. Er schnitt also Westfield das Wort ab, indem er lästernd sagte:
    »Ach, halt den Mund! Dieses Thema kotzt mich an. Veraswami ist ein verdammt guter Kerl - einiges besser als manche Weiße, die ich kenne. Jedenfalls werde ich seinen Namen für den Club bei der Generalversammlung vorschlagen. Vielleicht wird er ein bißchen Leben in diesen blöden Verein bringen.«
    Woraufhin der Krach ernsthaft geworden wäre, hätte er nicht so geendet wie die meisten Krache im Club - mit dem Erscheinen des Butlers, der die erhobenen Stimmen gehört hatte.
    »Hat der Herr gerufen, Sir?«
    »Nein. Geh zum Teufel«, sagte Ellis verdrießlich. Der Butler zog sich zurück, aber das war fürs erste das Ende
    des Dis puts. Denn in diesem Augenblick hörte man draußen Schritte und Stimmen; die Lackersteens waren soeben eingetroffen.
    Als sie in den Salon traten, brachte Flory nicht einmal den Mut auf, Elizabeth direkt anzusehen, aber er bemerkte, daß alle drei viel eleganter gekleidet waren als gewöhnlich. Mr. Lackersteen hatte sogar einen Smoking an - einen weißen wegen der Jahreszeit - und war völlig nüchtern. Das steife Hemd und die Pique - Weste schienen ihn aufrechtzuhalten und seine moralische Struktur zu stärken wie ein Brustharnisch. Mrs. Lackersteen in einem roten Kleid sah hübsch und schlangenhaft aus. Auf undefinierbare Weise machten alle drei den Eindruck, daß sie einen distinguierten Gast erwarteten.
    Als man Drinks bestellt hatte und Mrs. Lackersteen sich des Pla tzes unter dem Punkah bemächtigt hatte, nahm Flory einen Stuhl außerhalb der Gruppe. Er wagte noch nicht, Elizabeth anzusprechen. Mrs. Lackersteen hatte angefangen, in ungewöhnlichem, albernem Ton über den lieben Prince of Wales zu sprechen, sie hatte sich einen Akzent zugelegt wie eine vorübergehend

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