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Osama (German Edition)

Osama (German Edition)

Titel: Osama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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zurückgezogen«, sagte sie, die Stimme senkend, als enthüllte sie ein großes Geheimnis. »Wir haben versucht, ihm zu schreiben, stimmt’s, Gill – «
    »Haben wir.«
    »Aber er antwortet nie.«
    »Antwortet nie.«
    »Verstehe«, sagte Joe. Hinter ihm hatte sich, wie er überrascht feststellte, eine kleine Schlange gebildet. »Also, danke noch mal – «
    »Dank dir «, sagten sie beide. Ihre Blicke lagen bereits auf dem nächsten Anmeldewilligen. Joe nickte einmal und machte sich auf die Suche nach einem Kaffee.

Was-wäre-wenns
    Offiziell gab es die Operation Northwoods nicht. Der Vorschlag wurde von L. L. Lemnitzer, damals Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der USA, seinem Kollegen, dem Verteidigungsminister, unterbreitet.
    Der Gegenstand: Rechtfertigung für militärische Intervention der USA in Kuba. Das Datum: 13. März 1962. Die Zielsetzung: die Lieferung einer kurzen, aber genauen Beschreibung von Vorwänden für militärisches Engagement auf der Insel.
    Die Ergänzung zum Anhang zu Anlage A legte den Plan ausführlicher dar.
    In und um Guantánamo herum soll eine Serie gut koordinierter Vorfälle stattfinden, die den glaubhaften Eindruck erwecken sollen, feindliche kubanische Streitkräfte hätten sie durchgeführt.
    a.  Vorfälle zur glaubhaften Darstellung eines Angriffs.
    1)  Gerüchte verbreiten (viele). Geheime Radiosender verwenden.
    2)  US-freundliche Kubaner in Uniform »über den Zaun« an Land setzen, um Angriff auf Stützpunkt zu inszenieren.
    3)  Im Stützpunkt (US-freundliche) Kubaner als Saboteure festnehmen.
    4)  In der Nähe des Haupteingangs des Stützpunkts Unruhen anzetteln (US-freundliche Kubaner).
    5)  Im Stützpunkt Munitionslager sprengen; Feuer legen.
    6)  Auf Militärflugplatz Flugzeug anzünden (Sabotage).
    7)  Von außen Mörsergranaten in den Stützpunkt schleudern.
    8)  Übers Meer kommende Sturmtruppen festnehmen.
    9)  Milizgruppe beim Erstürmen des Stützpunkts festnehmen.
    10)  Schiff im Hafen sabotieren; große Feuer – Naphthalin.
    11)  Schiff in Hafeneinfahrt versenken. Begräbnisse für Scheinopfer durchführen.
    b.  Die Vereinigten Staaten würden mit Angriffsoperationen zur Sicherung der Wasser- und Stromversorgung reagieren, bei denen Artillerie- und Granatwerferstellungen, die den Stützpunkt bedrohen, zerstört würden.
    c.  Umfangreiche amerikanische Militäroperationen starten.
    3   A. Ein »Denkt an die Maine«-Vorfall könnte auf verschiedene Weise inszeniert werden:
    a.  Wir könnten in der Bucht von Guantánamo ein amerikanisches Schiff in die Luft sprengen und Kuba dafür verantwortlich machen.
    b.  Wir könnten irgendwo in den kubanischen Gewässern ein unbemanntes Aufklärungsschiff sprengen … Darauf könnten die USA unter dem Schutz von US-Kampfflugzeugen eine Luft-/Seerettungsaktion durchführen, um überlebende Mitglieder der nicht vorhandenen Besatzung zu »retten«. Die Veröffentlichung von Listen der Opfer in amerikanischen Zeitungen würde eine hilfreiche Welle nationaler Empörung auslösen.
    4.   In der Gegend um Miami, in anderen Städten in Florida und sogar in Washington könnten wir eine kommunistisch-kubanische Terrorkampagne entwickeln. Die Terrorkampagne könnte sich gegen Flüchtlinge richten, die in den Vereinigten Staaten Zuflucht suchen. Wir könnten ein Schiff voller Kubaner auf dem Weg nach Florida (real oder simuliert) versenken. Wir könnten Anschläge auf kubanische Flüchtlinge in den USA verüben lassen, wobei die Opfer zu Propagandazwecken vereinzelt auch verwundet würden. Die Zündung einiger Plastikbomben an sorgfältig ausgewählten Orten, die Verhaftung kubanischer Agenten und die Veröffentlichung vorbereiteter Dokumente, die ein Engagement Kubas untermauern, wären ebenfalls hilfreich.

Osamadichtung
    Joe wusste nicht, was hilfreich wäre und was nicht. Im Speisesaal des Hotels waren noch andere Leute, und die meisten von ihnen hatten auch ein Osama-bin-Laden-Taschenbuch neben sich liegen, und viele von ihnen schienen sich zu kennen und unterhielten sich wie Freunde, die sich eine Weile nicht gesehen hatten und eifrig damit beschäftigt waren, ein unterbrochenes Gespräch wieder aufzunehmen. Joe nippte an seinem Kaffee, zündete sich eine Zigarette an, beobachtete Leute. Der Raum fühlte sich voller an, als er war. Joe bemühte sich, das zu ignorieren, bemühte sich, die plötzlich stickige Luft zu ignorieren, den Druck in seiner Brust, der ihm das Atmen erschwerte. Wie

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