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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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denkt, er sei zurückgekehrt,
um sich zu rächen, und er sei womöglich halb verrückt. Sie hat mich beauftragt,
ihn dingfest zu machen.«
    Bainbridge lief rot an und war sichtlich betroffen. »Mein Gott …« Er
nahm sein Glas und kippte den restlichen Weinbrand mit einem einzigen Schluck.
»Mir scheint, ich weiß doch noch nicht alles.«
    Â»Da sind Sie nicht der Einzige.« Auch
Newbury trank einen Schluck. »Ob er es auf Knox abgesehen hat?«
    Â»Vielleicht. Ich weiß es nicht. Knox hat sich seit Jahren nicht mehr
blicken lassen. Es könnte auch ganz andere Gründe geben.«
    Â»Welche denn?«
    Bainbridge zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich weiß nur, dass der
Ashford, den ich kannte, niemals abtrünnig würde. Nicht ohne einen verdammt
guten Grund. Vielleicht ist er auf irgendetwas gestoßen und folgt einer Spur.
Vielleicht hat er auch tatsächlich den Verstand verloren.«
    Newbury nickte langsam. »Vielleicht. Fünf Jahre lang halb tot sein,
getrennt von der Familie in Russland festsitzen … ich könnte es ihm nicht
einmal vorwerfen, wenn er durchdreht.« Er stellte das leere
Glas an den Rand von Bainbridges Mahagonischreibtisch. »Wollen Sie mir helfen,
Charles? Ich weiß nicht einmal, wo ich beginnen soll.«
    Der Chief Inspector schnitt eine schmerzliche Grimasse. »Newbury,
ich wünschte, ich könnte Ihnen eine andere Antwort geben, aber … das ist nicht
möglich. Mir fehlt die Zeit. Ich muss gleich zum Tatort eines Mordes. Es hat
eine hochgestellte Persönlichkeit getroffen, einen Lord, der zu Hause tot
aufgefunden wurde. Darum muss ich mich kümmern, ehe ich über irgendetwas
anderes nachdenken kann.«
    Newbury lächelte. »Selbstverständlich. Darf ich fragen, wie die
näheren Umstände aussehen?«
    Â»Es ist alles recht sonderbar. Lord Henry Winthrop wurde im Salon
seines Hauses am Albion Place tot aufgefunden. Am Dienstagabend gab er eine extravagante
Soiree, die wohl mit der Enthüllung einer Mumie zu tun hatte. Er war gerade
erst von einer Expedition aus Ägypten zurückgekehrt. Es sieht aus wie ein
stümperhafter Raubüberfall, wenn man den Beamten vor Ort glauben darf. Der
Einbrecher wurde möglicherweise von Winthrop gestört, denn es fehlt nicht viel.
Wir fragen uns, ob jemand das Haus während der Party ausgekundschaftet hat und
am nächsten Tag zurückgekehrt ist.«
    Newbury war bereits aufgesprungen. »Charles! Ich war dort, ich habe
an jenem Abend den Empfang besucht und selbst mit Winthrop gesprochen. Mein
Gott!«
    Â»Was? Dann könnten Sie mir am Tatort sicher helfen. Können Sie mir
erklären, was dort passiert ist?«
    Â»Aber natürlich. Möglicherweise kann ich Sie sogar auf einen
Verdächtigen hinweisen. Es gab eine hitzige Debatte zwischen Winthrop und einem
Mann namens Blake. Wilfred Blake. Er ist sehr verstimmt gegangen.«
    Â»Guter Mann, kommen Sie, nehmen Sie Ihren Mantel. Die Kutsche müsste
schon bereitstehen. Sobald wir diese hässliche Angelegenheit erledigt haben,
kann ich Ihnen mit Ashford helfen, sofern er sich nicht inzwischen sogar selbst
zeigt.« Bainbridge schritt zum Kleiderständer in der
Ecke und nahm seinen Übermantel, die Handschuhe und den Gehstock an sich.
Newbury folgte seinem Beispiel. Winthrop war also, unmittelbar nachdem er der
Welt sein ägyptisches Geheimnis präsentiert hatte, ermordet worden. Newbury
wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Diese neue Entwicklung konnte
gewiss nicht das zunehmende Unbehagen vertreiben, das ihm jedes Mal die Brust
zuschnürte, wenn er an Bainbridges Worte dachte: Die Königin
macht sich Sorgen … auch der beste Mann ist fehlbar …
    Diese Sorge war ihm nur zu vertraut.
    Zusammen fuhren die beiden Männer zum Albion Place.

8
    Veronica stand auf dem Kiesweg vor dem Sanatorium und rang
sich ein Lächeln ab. Der Vormittag war schon ein paar Stunden alt, und die
Reise nach Wandsworth war ausgesprochen chaotisch verlaufen. Ein schrecklicher
Unfall hatte ihre Droschke aufgehalten. In einem Wohnbezirk war eines dieser
neumodischen kleinen, mit Dampf betriebenen Fahrzeuge explodiert, der Fahrer
hatte als blutige Masse auf der Straße gelegen, sein Blut war über die ganze
Kreuzung gespritzt, verschreckte Pferde waren in alle Richtungen durchgegangen.
Viele Droschken, darunter ihre eigene, waren durch die Gegend geschossen, und
Veronica

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