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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Platz zurück und gab Newbury ein Glas.
Er war bleich. »Es ist ein bisschen früh, aber …« Dann veränderte sich sein
Tonfall. »Newbury, Sie müssen verstehen, dass Ashford ganz anders war als Sie
oder ich. Ein völlig anderer Typ. Wenn Sie ihn mit einem fremden Agenten in
einen Raum gesteckt haben, dann hat er ihn zum Plaudern gebracht, ohne mit der
Wimper zu zucken. Er konnte mit roher Gewalt eine ganze Verbrecherbande zur
Strecke bringen. Einfach, aber wirkungsvoll. ›Ein Werkzeug‹, pflegte Ihre
Majestät zu sagen. Er wurde eingesetzt, wenn ›etwas mehr Nachdruck‹ geboten
schien, hatte jedoch keinerlei Erfahrung mit dem Okkulten und wusste nicht,
worauf er sich bei Knox einließ. Knox dagegen wusste genau, wie er Ashford zu
nehmen hatte.« Bainbridge seufzte. »Ashford verfolgte
Knox monatelang durch das ganze Land und konnte ihn endlich hier in London
ausfindig machen. Doch Knox erwartete ihn schon und stellte ihm eine Falle.
Niemand weiß genau, was mit Ashford passiert ist, aber seine verstümmelte
Leiche wurde in der Nähe der Docks in einem verlassenen Lagerhaus gefunden. Sie
sah aus, als hätte jemand eine Puppe zerfetzt. Von Knox hat man nie wieder
etwas gehört.«
    Â»Demnach ist er entkommen? Hat ihn denn niemand verfolgt?«
    Â»Eine ganze Menge Leute sogar, aber man hat ihn nie gefasst. Er ist
spurlos verschwunden. Es würde mich nicht wundern, wenn Ihre Majestät heute
noch Agenten einsetzt, die ihn auf der ganzen Welt suchen. Der arme, alte
Ashford wurde ein paar Tage später beerdigt, und ich musste es seiner Frau
beibringen. Das war wirklich eine traurige Angelegenheit.«
    Â»Warum habe ich noch nie etwas darüber gehört?«
    Â»Weil Sie rekrutiert wurden, um ihn zu ersetzen, Newbury. In mehr
als einer Hinsicht ähneln Sie ihm: brillant, zielstrebig, effizient. Aber auch
der beste Mann ist fehlbar. Glauben Sie nicht, ich wüsste nichts von Ihrer
Vorliebe für das Laudanum, um einmal ein Beispiel zu nennen.«
    Â»Das wollen wir jetzt aber nicht vertiefen.«
    Bainbridge trank einen großen Schluck Weinbrand. »Die Königin macht
sich Sorgen. Nicht weil sie an Ihnen zweifelt, das dürfen Sie nicht glauben, aber
weil sie so etwas schon einmal erlebt hat. Knox hat einen üblen Nachgeschmack
hinterlassen, und zwar bei uns allen. Sie macht sich Sorgen, auch Sie könnten
eines Tages in diese Richtung abschweifen, weil die Verlockung des Okkulten gar
zu stark wird. Das gilt natürlich nicht nur für Sie, es könnte jeden treffen.«
    Newbury packte die Stuhllehnen fester. »Verdammt, Charles! Das ist
doch lächerlich. Wie kann sie mich nur mit so einem Mann vergleichen? Ich habe
nicht übel Lust, gleich wieder zu ihr zu gehen und sie zur Rede zu stellen!«
    Bainbridge stellte sein Glas mit einem lauten Knall auf den Tisch. »Nun
machen Sie sich nicht zum Narren, Newbury! Haben Sie nicht gehört, was ich
gesagt habe? Es ist genau dieses Verhalten, das Ihre Majestät vermeiden will.« Er stand auf und blickte auf den Agenten herab. »Newbury,
wir sind schon lange befreundet. Hören Sie auf mich, wenn ich es Ihnen sage:
Lassen Sie die Finger davon. Das wird Ihnen nicht bekommen. Ashford ist tot,
Knox ist untergetaucht, und Sie, mein Freund, sind einer der besten Männer, die
ich kenne. Es wäre nicht gut, wenn Sie sich in diese Sache einmischen. Die
Queen hat nichts zu befürchten, das habe ich ihr selbst schon gesagt. Sie
versucht nur, Sie zu beschützen.«
    Resigniert erwiderte Newbury den Blick des Polizeibeamten. »Ich
fürchte, ganz so einfach ist es nicht, Charles. Ashford ist nicht tot.
Wenigstens nicht in dem Sinne, wie Sie es sich vorstellen.«
    Â»Was?«
    Â»Die Königin hat es mir erst heute Morgen selbst mitgeteilt.
Allmählich fügt sich auf eine schreckliche Weise alles zusammen. Nach den
Ereignissen in den Docks – nachdem man Ashfords verstümmelten Körper gefunden
hatte – brachte Dr. Fabian ihn in sein Labor und baute ihn wieder zusammen.
Ashford lebt noch, ist aber im Grunde kein Mensch mehr. Ihre Majestät sagte, er
sei eine stumpfe Waffe und nicht mehr das, was ich mir unter einem Menschen
vorstellen würde. Er hat fünf Jahre verdeckt in Sankt Petersburg gelebt. Jetzt
ist er aus irgendeinem Grund abtrünnig geworden. Wahrscheinlich befindet er
sich in diesem Moment irgendwo in London. Ihre Majestät

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