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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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die
Untertasse auf den Arbeitstisch. »Danke, Aldous. Sie haben mir sehr geholfen.«
    Der Antiquar kicherte und schnippte die Asche seiner Zigarette
achtlos auf den Boden. »Gern geschehen, alter Freund.«
Er seufzte. »Es gibt allerdings etwas, das Sie vielleicht für mich tun könnten.«
    Â»Heraus damit.«
    Â»Darf ich die Objekte sehen?«
    Newbury lächelte. »Das lässt sich sicherlich einrichten, sobald alle
Vorkehrungen für Winthrops Bestattung getroffen sind.«
    Renwick nickte dankbar.
    Newbury stand auf und nahm Mantel und Hut wieder an sich. »Noch
einmal vielen Dank, Aldous. Ich finde schon selbst hinaus.«
    Renwick wühlte bereits wieder im Tabaksbeutel, um sich eine neue
Zigarette zu drehen. Er blickte nicht einmal auf, als Newbury sich gegen die
Kälte draußen wappnete, die Tür hinter sich zuzog und auf die Straße trat.

13
    Das Arbury House am Regent’s Park war genau der
respektable Wohnsitz eines Mannes der Mittelschicht, in dem Newbury einen
erfolgreichen Junggesellen wie Wilfred Blake anzutreffen erwartet hatte. Es war
ein großes, strenges Gebäude im georgianischen Stil; gedrungen, mit hohen
Schiebefenstern und einem verzierten Eingang. Ein gutes Beispiel, so dachte
Newbury, für die unaufdringliche Architektur einer vergangenen Epoche.
Heutzutage konnte man sich den neogotischen Grässlichkeiten, die einen an jeder
Ecke mit Gargoyles und anderen grotesken Ausfällen behelligten, kaum noch
entziehen.
    Einem gewöhnlichen Passanten wäre das Arbury House wie ein großes
Stadthaus erschienen, doch bei näherer Betrachtung konnte man erkennen, dass es
in eine Reihe kleinerer Wohnungen unterteilt war. Den Schildern konnte Newbury
entnehmen, dass Wilfred Blake in der Wohnung Nummer sechs logierte. Der Agent
betätigte dreimal energisch den Türklopfer und trat auf die Straße zurück, um
auf den Portier zu warten.
    Nach einer Weile klopfte er abermals an. Dieses Mal rief er außerdem:
»Hallo?«, doch niemand antwortete. »Ist jemand da?« Achselzuckend betätigte Newbury den Türknauf, der sich
tatsächlich drehen ließ. Er stieß die überraschend schwere Tür auf, trat ein
und drückte sie hinter sich wieder zu.
    Von außen war das Haus recht beeindruckend erschienen, und für das
Innere galt dies umso mehr. Das Foyer war aufwendig eingerichtet und von einer
Reihe großer Schiebefenster in der Südwand erhellt. In langen, warmen Balken
fiel das Nachmittagslicht herein, Staubkörnchen tanzten chaotisch in der Luft.
Der Boden war mit schwarzen und weißen Minton-Fliesen ausgelegt, eine breite
Treppe führte nach oben. Es war überraschend still, wenn man von den leisen
Tönen einer Violine absah, auf der irgendwo im Haus jemand übte. Ein Türsteher
war weit und breit nicht zu entdecken.
    Newbury sah sich um. Dort ging es zum Keller hinunter, da drüben
waren die Türen der Wohnungen eins bis fünf. Blake wohnte anscheinend im ersten
Stock. Bewundernd betrachtete er die an der Wand aufgereihten Portraits,
während er die Treppe hinaufstieg. Die abgebildeten Personen gehörten offenbar
der Familie des Besitzers an, und die Ahnenreihe reichte sicherlich
Jahrhunderte zurück. Unheilvolle Blicke verfolgten ihn, als seine Schritte auf
der Marmortreppe hallten.
    Der Treppenabsatz im ersten Stock war ein Spiegelbild der
Eingangshalle. Die Treppe führte weiter empor zum zweiten Stock. Eine Reihe von
Türen, die alle in Königsblau lackiert waren, ließ vermuten, dass die
Aufteilung der Räumlichkeiten jener des Erdgeschosses entsprach. Newbury
näherte sich der Tür mit der in Messing ausgeführten Sechs. Ein paar Schritte
davor blieb er jedoch wie angewurzelt stehen. Aus diesem Winkel konnte er erkennen,
dass die Tür einen Spalt offen stand. Er huschte auf
Zehenspitzen hinüber, um nicht gehört zu werden. Direkt vor der Schwelle blieb
er auf dem Flur stehen. Die Tür stand nur eine Handbreit auf, doch das reichte
aus, um Newbury zögern zu lassen. Warum sollte Blake die Tür derart ungesichert
lassen? Newbury beugte sich vor und lauschte. Drinnen bewegte sich jemand,
raschelte mit Papieren und öffnete Schubladen.
    Ob jemand in Blakes Wohnung eingebrochen war? Newbury musste
Vorsicht walten lassen. Er war unbewaffnet und allein und hatte niemandem
gesagt, wohin er an diesem Nachmittag gehen wollte. Nun hatte er sich in eine
schwierige

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