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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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anhand der wenigen verfügbaren Informationen
nachzuvollziehen. Dann war Winthrop pompös und erfolgreich von seiner
Expedition zurückgekehrt, und Purefoy hatte die Einzelheiten der Entdeckung
veröffentlicht. Knox hatte nur die Morgenausgabe der Zeitung lesen müssen, um
eine Verbindung herzustellen und zu erkennen, dass die letzten Teile des
Puzzles in greifbare Nähe gerückt waren. Man hatte sie ihm praktisch auf dem
Silbertablett serviert.
    All dies führte Newbury zu zwei Schlussfolgerungen. Zuerst einmal
plante Knox anscheinend, das Ritual zu vollziehen, und zwar bald, um sein
eigenes Leben zu verlängern. Zweitens war Knox völlig verrückt. Beide
Erkenntnisse spendeten dem Agenten keinen Trost. Newbury wollte ihn lebend
ergreifen, und natürlich würde ihm das gelingen. Es gab viele Fragen, die
dringend einer Antwort bedurften. Im Grunde wusste er aber schon, dass es
besser um das Empire bestellt wäre, wenn der Mann rasch und spurlos beseitigt
würde.
    Newbury dachte über die Begegnung im Theater nach. Das Treffen mit
seinem Vorgänger hatte ihn viel stärker erschüttert, als er es sich selbst eingestehen
wollte. Der Mann war kalt, berechnend und zweifellos intelligent, er besaß
zudem ein Verständnis für die Welt und deren Funktionieren, er war charmant und
entschlossen und war fähig, die Menschen zu manipulieren. Der Verbrecher wusste
genau, wie man die Dinge zum eigenen Vorteil wendete. Die Worte des abtrünnigen
Doktors hatten tatsächlich einiges in Newbury ausgelöst.
    Doch wie passte nun Ashford hinein? Auch er war abtrünnig, er
bewegte sich immer noch frei in der Stadt und verfolgte ganz eigene Pläne,
während er die Befehle der Krone ignorierte. Newburys Auftrag hatte sich
demnach nicht verändert. Ashford musste festgenommen werden, auch wenn er nicht
der bösartige Mörder war, für den Newbury ihn ursprünglich gehalten hatte.
    So blieb nur noch Miss Hobbes. Was hatte sie ihm in dem feuchten
Keller sagen wollen? Er glaubte es zu wissen und hatte wohl auch richtig
zwischen den Zeilen gelesen. Sie kannte Knox oder hatte zumindest einiges über
ihn gehört. Es gab nicht viele Wege, um an solche Informationen zu gelangen,
und sie hatte viel mehr Wissen gezeigt, als sie in einer so kurzen Zeit von dem
Mann selbst hatte erwerben können. Newbury war hin- und hergerissen. Was
verheimlichte sie ihm? Und wie lange schon? Dieser Gedanke drückte ihm auf den
Magen wie ein Stein. Wenn er Veronica nicht trauen durfte …
    Doch andererseits, wie konnte er an ihrer Integrität zweifeln?
Alles, was er über sie wusste – die Art und Weise, wie sie für ihre Schwester
sorgte, ihr Mitgefühl für die vermissten Frauen –, sprach dafür, dass sie ein
gutes Herz hatte. Mehrfach hatte sie ihm das Leben gerettet. Sie wusste alles
über ihn. Außerdem war sie für ihn mehr als nur eine Assistentin. Sie war … sie
war ihm wichtig . Doch die starke Beunruhigung, die
ihn erfasst hatte, konnte er nicht abschütteln. Während des Frühstücks war er
die Ereignisse des vergangenen Abends im Kopf immer wieder durchgegangen und
hatte versucht, sich genau an ihren Gesichtsausdruck und ihren Tonfall zu
erinnern. Ihre Hinweise waren gewiss mehr gewesen als nur eine unbedachte
Bemerkung. Aber was steckte dahinter? Er konnte es nicht ergründen. Wenn sie
ihm früher geholfen hätte … fast, als hätte sie die
ganze Zeit gewusst, dass sie ein Stück des Puzzles in Händen hielt, das ihm bei
seinem Auftrag hätte helfen können. Aber wie war das möglich?
    Wie auch immer, da er befürchten musste, es werde einen Schatten auf
ihre Beziehung werfen, wenn er die Sache zur Sprache brachte, beschloss er, es
behutsam anzugehen. Er würde Veronica nicht direkt zur Rede stellen. Das konnte
nur in die Katastrophe führen. Nein, er brauchte etwas Zeit, um über ihre Worte
nachzudenken.
    Zuerst einmal musste er jedoch die Informationen nutzen, die sie ihm
gegeben hatte. Er musste Aubrey Knox finden, den er mittlerweile als Schlüssel
zu allem anderen betrachtete. Leider hatte Newbury keine Ahnung, wo er ansetzen
sollte.
    Eine halbe Stunde später öffnete Newbury, glatt rasiert und
voller Tatkraft, die Tür seines Büros im British Museum und trat ein. Er atmete
den vertrauten Geruch des Raums tief ein. Trotz seiner Abenteuerlust genoss
Newbury die Ruhe, die er hier fand,

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