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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Boie
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geknipst hat.
    »Für die Kinder in Afrika!«, hat Tieneke mutig gesagt. »Die kriegen doch das Geld! Das dürfen Sie denen nicht wegnehmen!«
    Da haben die anderen aus unserer Klasse auch gerufen, dass der Mann das nicht darf, und sogar die Kinder aus den anderen Klassen haben das jetzt.
    »Buuh! Buuh!«, hat ein großer Junge gerufen. »Das ist voll gemein!« (Er geht in die 4b. Ich kenn ihn, weil er uns auf dem Schulhof manchmal anrempelt. Aber jetzt hat er uns ja geholfen.)

    »Ja, da habt ihr mich nun wirklich in eine schwierige Situation gebracht!«, hat der Mann gesagt und ganz unruhig ausgesehen. »Aber vielleicht kommt eure Lehrerin ...«
    Und das hat Frau Streng zum Glück wirklich getan. Genau in diesem Moment ist sie nämlich ganz eilig aus der Ecke gekommen, wo früher das Fotogeschäft war. (Jetzt ist da ein Laden, wo alles 99 Cent kostet. Das finden Tieneke und ich gut.)
    »Entschuldigen Sie bitte!«, hat Frau Streng gerufen und André am Arm vor sich hergeschoben. Er hat ein ganz böses Gesicht gemacht. »Habe ich hier etwas durcheinandergebracht?«
    Da hat der Mann gesagt, das kann man wohl sagen, und dann hat er Frau Streng den Scheck überreicht (da musste sie André loslassen und er ist ihr ganz schnell entwischt) und gesagt, dass ihre Klasse den dritten Preis für einen wunderschönen Osterbaum bekommt, der mit schlichten Mitteln und großer Individualität bei jedem Ei trotzdem eine große Einheitlichkeit und einen harmonischen Gesamteindruck aufweist.
    Ich hab nicht genau verstanden, was das bedeuten sollte, aber die Hauptsache war ja, dass wir den Scheck gekriegt haben.
    »Puuuh!«, hab ich zu Tieneke gesagt. »Hat geklappt! Du warst ziemlich mutig, Tieneke.«
    »Du warst aber auch ziemlich mutig, Tari«, hat Tieneke gesagt. »Du bist ja als Erste nach vorne gegangen.«
    Ich fand auch, dass wir beide mutig gewesen waren. Vielleicht konnten sich jetzt die Kinder in Afrika nur deshalb neue Hefte kaufen, weil wir uns getraut hatten, nach vorne zu gehen.
    Vor der Osterwiese hat der Mann schon die ganze Zeit weitergeredet, und den zweiten Preis hat tatsächlich eine Klasse gekriegt, die den Ostereiern Hasenohren angeklebt hatte. Das hatte ich ja gewusst. Es war eine zweite Klasse, da hat der zweite Preis doch gut gepasst. Und wir waren dritte und hatten den dritten Preis, darum hab ich gedacht, dass den ersten Preis bestimmt eine erste Klasse kriegt.
    Aber kann sich jemand vorstellen, wer dann tatsächlich den ersten Preis gekriegt hat? Die Nilpferdgruppe aus Maus’ Kindergarten! Da hatten wir in unserer Familie ja zwei Preise an einem Tag gekriegt! Das ist doch wirklich sehr ungewöhnlich. Ich war auch sehr stolz.
    Alle haben wieder ganz doll geklatscht und der Mann hat der Erzieherin den Scheck überreicht. Und gerade als der Mann von der Zeitung wieder ein Foto gemacht und gefragt hat, ob der Kindergarten das Geld denn auch für arme Kinder spenden will, hat Maus sich noch mal vorgedrängelt.
    »Wir müssen das doch selber behalten, du!«, hat er streng gesagt. »Wir brauchen doch nämlich eine Kullertonne! Die grüne ist ja kaputt!«
    »Tatsächlich?«, hat der Sparkassenmann gesagt. »Kein Afrika diesmal?«
    Danach hat sich das Gedrängel langsam aufgelöst, und Frau Streng hat wieder gesagt, dass wir uns alle anfassen müssen. Dann sind wir zur Schule zurückgegangen.
    In der Schule hat Frau Streng gesagt, dass sie sehr stolz auf ihre Klasse ist, nicht nur, weil wir den dritten Preis gewonnen haben, sondern auch, weil wir so tapfer an ihrer Stelle versucht haben, ihn an uns zu nehmen, während sie noch mit dem Einfangen eines gewissen jungen Mannes beschäftigt war.
    Der gewisse junge Mann war ja André, und in der Pause hat er erzählt, dass er nur mal kurz versucht hat, eins von den Osterwiesen-Kaninchen auf den Arm zu nehmen, weil sein Vater ihm doch zu Hause kein Tier erlaubt; aber das blöde Tier ist ihm vom Arm gehüpft, und das war leider mitten im Einkaufsgang, da musste er doch schließlich hinterherrennen und es wieder einfangen.
    »Und hast du es geschnappt?«, hab ich erschrocken gefragt. Ich weiß ja von Wuschelchen und Puschelchen, wie schwierig es ist, Kaninchen wieder einzufangen, wenn sie ausgebüxt sind. Das ist sogar bei Rambi schwierig und dabei können Meerschweinchen ja längst nicht so flitzen wie Kaninchen.
    André hat gesagt, nee, er war leider zu langsam. Aber der Verkäufer von der Heideschlachterei hat das Kaninchen geschnappt. Und zum Glück hat er es André

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