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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Boie
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Seite gepikst und dann hat Tieneke mich mit ihrem Zeigefinger in die Seite gepikst und dann habe ich sie wieder in die Seite gepikst und wir haben auch beide immer versucht auszuweichen. Aber das hat nicht so gut geklappt, weil so ein Gedrängel war. Wir haben auch versucht, dabei nicht zu lachen, aber das hat auch nicht so gut geklappt. (Wir waren aber nicht sehr laut.)

    Dann hat Kiki mich plötzlich angestoßen. »Das sind wir!«, hat sie gerufen. Vorne hat der Mann (nicht der von der Kreissparkasse, der andere) gerade gesagt, wer den dritten Preis kriegen sollte, und dazu hat ein anderer Mann im Overall einen Osterbaum rangeschleppt und da war es doch wirklich unserer! Ich hab genau die Kartoffelstempel auf den Eiern erkannt.

    »Klasse 3a!«, hat der Mann durch sein Mikrofon gerufen. »Mit der Klassenlehrerin ...« Er hat auf seinen Zettel geguckt. Ich finde, wenn man so alt ist, muss man sich so einen einfachen Namen eigentlich merken können. »... Frau Streng!«
    Da haben alle Kinder geklatscht, auch die Kindergartenbabys und die Erzieherinnen, und dann haben sie gewartet, dass Frau Streng nach vorne geht und den Scheck abholt. Den hat der Mann nämlich in die Luft gehalten.
    »Frau Streng!«, hat er wieder durch sein Mikrofon gerufen und sich immer so umgeguckt. »Kann die Lehrerin Frau Streng bitte mal nach vorne kommen?« Dann hat er mit dem Scheck gewedelt. »Na, hier möchte wohl eine Klasse ihren Preis gar nicht haben!« Und die anderen Kinder haben gelacht.
    »Möchten wir doch!«, hab ich da gerufen. Ich hatte es gar nicht geplant, es ist mir einfach so passiert, das ist doch komisch. Aber das ging ja wohl nicht, dass der Mann jetzt womöglich noch einer anderen Klasse den Scheck gab und dass die Kinder in Afrika ihre Schulsachen nicht kriegen konnten, nur weil Frau Streng nach André suchen musste! Der macht ja sowieso immer so viel Ärger.
    Ich hab gemerkt, wie ich ganz rot geworden bin, weil das jetzt fürchterlich peinlich war, aber was sein muss, muss sein. Darum hab ich Tieneke bei der Hand gepackt (das sollten wir ja sowieso), weil es zu zweit nicht mehr ganz so peinlich war, und dann hab ich sie mit nach vorne gezogen zu dem Mann mit dem Scheck.
    »Nanu?«, hat der Mann gesagt. »Und wer seid ihr beiden denn?« Dabei hat er mir das Mikrofon so vor den Mund gehalten, dass man im ganzen Einkaufszentrum hören konnte, wie doll ich geatmet habe. Aber sagen konnte ich doch nicht auch noch was! Es war ja schon schlimm genug, dass mich jetzt alle angestarrt haben. Zum Glück ist Tieneke ja manchmal mutiger als ich.
    »Wir sind aus der Klasse 3a!«, hat sie gesagt. »Wir möchten bitte das Geld abholen.« Ich fand es gut, dass sie daran gedacht hatte, Bitte zu sagen. Wo doch sowieso alles schon so peinlich war.
    »Oho!«, hat der Mann gesagt. »Na, da seid ihr ja wohl die kleinsten Lehrerinnen der Welt, was? Heißt ihr denn beide Frau Streng?«
    Das war doch wirklich ziemlich albern, aber die anderen Kinder haben trotzdem gelacht.

    »Ich kann den Scheck nämlich nur der Lehrerin Frau Streng aushändigen!«, hat der Mann mit dem Mikrofon gesagt. »Welche von euch beiden jungen Damen ist das denn?«
    Da haben die tausend Kinder im Einkaufszentrum wieder gelacht, und am lautesten natürlich die Kindergartenbabys.
    Aber irgendwer hat ganz laut dazwischengerufen. »Das ist doch Tara, Herr Kreissparkasse!«, hat eine Stimme gerufen, die ich ziemlich gut kenne. »Das ist doch nicht Frau Streng! Siehst du das nicht? Das ist doch Tara, die ist doch keine Dame, du Dummi!«
    Das war natürlich Maus und da haben die Kinder alle noch viel doller gelacht und die Lehrerinnen und Erzieherinnen auch. Und ich hab gedacht, dass Mama es bestimmt nicht gut findet, wenn Maus zu fremden Männern Dummi sagt, aber ich fand es noch viel schrecklicher, dass er sich überhaupt eingemischt hat. Jetzt wussten alle sogar noch, wie ich heiße!

    »Vielen Dank für die freundliche Information!«, hat der Mann mit dem Mikrofon gesagt. »Aber leider kann ich auch einer Tara, die keine Dame ist, das Geld nicht aushändigen. Dazu würden wir schon die Lehrerin Frau Streng brauchen. Na, dann machen wir mal weiter mit dem zweiten Preis.«
    »Das geht aber nicht!«, hat Tieneke da gerufen. Sie ist wirklich mutiger als ich. »Wir brauchen das doch! Das ist doch für die Kinder in Afrika!«
    »Wofür ist das?«, hat der Mann mit dem Mikrofon ganz erstaunt gefragt, und ich hab gesehen, wie der Mann von der Zeitung plötzlich lauter Bilder

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