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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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er sich auch sonst mit Ködern ausrüstete.
    Heinrich Jansen war so hungrig, dass der Duft vom Kartoffelbrei
in ihm eine geradezu rauschhafte Gier verursachte, obwohl der Brei mit geronnener, verdorbener Milch angerührt war.
    Dann klatschte der Mann eine große Portion auf den Teller, legte noch Spinat dazu und stellte alles vor Jansen auf den Tisch. Daneben lag ein großer Löffel.
    Mit einer freundlichen Geste forderte er Heinrich Jansen auf, zu essen.
    »Lass es dir schmecken, und vergiss das Tischgebet nicht:
    O Gott, von dem wir alles haben,
    wir danken dir für diese Gaben.
    Du speisest uns, weil du uns liebst.
    O segne auch, was du uns gibst. Amen.«
    Fast tonlos sprach Heinrich Jansen das Gebet mit. Er wollte nur zu gern essen, doch seine Arme waren mit Teppichband an die Stuhllehne gefesselt. Er beugte sich vor und versuchte, mit dem Kopf den Teller zu erreichen. Sinnlos. Der Mann hatte alles genau so platziert, dass es Heinrich Jansen unmöglich war, auch nur auf zwanzig Zentimeter an das Essen heranzukommen.
    Er näherte sich Heinrich Jansens Ohr und flüsterte liebevoll: »Du weißt doch, dass du hier so lange sitzen bleibst, bis der Teller leer ist … und wenn du schwarz wirst … «
    Heinrich Jansen versuchte, im Stuhl auf und ab zu hüpfen, um so mit dem gesamten Stuhl näher an den Teller zu kommen. Aber er hatte längst nicht mehr genug Kraft, um solche Aktionen auszuführen.
    Sein Peiniger streichelte das Gesicht des alten Mannes und schlug vor: »Ich werde dich einfach füttern. Was hältst du davon?«
    Jansen nickte erfreut, obwohl er schon ahnte, dass damit eine neue Teufelei verbunden war.
    Der Mann zog die Plastikdose mit lebenden Maden hervor. Er öffnete den Deckel und hielt die offene Dose vor Heinrich
Jansens Nase, sodass er die Maden in den Sägespänen herumkriechen sehen konnte.
    »Du bist doch kein Vegetarier, oder? Der Körper braucht Eiweiß, damit die Muskeln sich entwickeln.«
    Er goss den gesamten Inhalt der Dose über dem Kartoffelbrei aus und rührte dann die Maden und die Sägespäne ins Essen. Dabei machte er Schmatzgeräusche, als würde ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen bei dem köstlichen Anblick. Er füllte den Suppenlöffel ganz voll und näherte sich damit langsam Heinrich Jansens Gesicht.
    Jansen drückte die Lippen fest zusammen, schüttelte den Kopf und weigerte sich zu essen. Obwohl er nichts mehr im Magen hatte, spürte er einen Brechreiz in sich aufsteigen.
    »Anderswo«, sagte der Mann tadelnd, »hungern arme Heidenkinder. Sie kriegen überhaupt nichts zu essen. Was meinst du, wie glücklich sie wären, wenn sie so etwas Schönes bekämen? Und du sitzt hier rum und isst deinen Teller nicht leer? Was bist du nur für ein undankbarer Junge!«
    Er hielt Heinrich Jansens Kinn mit der rechten Hand fest und versuchte, ihm die Lippen zu öffnen. Er presste den Rand des Löffels hart gegen Jansens Zähne. Die Unterlippe blutete schon. Kartoffelbrei und Spinat klebten an Heinrich Jansens Oberlippe. Zwei Maden fielen herunter auf sein Hemd.
    »Soso … trotzig bist du!« Der Mann schmierte den Rest des Breis in Heinrich Jansens Gesicht, steckte den Löffel dann in den Kartoffelbrei, wo er stehen blieb. Dann holte er den Rohrstock vom Tisch und ließ ihn durch die Luft pfeifen.
    »Streck die Hände aus!«
    Natürlich konnte Heinrich Jansen dem Befehl nicht nachkommen, denn seine Arme waren ja mit Klebeband an der Stuhllehne fixiert. Mit der Spitze vom Rohrstock berührte der Mann Heinrich Jansens Nase und hob damit sein Gesicht an.
    »Ich hab dir gesagt, du sollst die Hände ausstrecken! Ach –
du schaffst das nicht alleine? Du möchtest sicher, dass ich dir helfe, was? Aber gerne doch.«
    Er zog sein finnisches Jagdmesser aus der Tasche. Stolz betrachtete er die Klinge. Sie war noch nie stumpf geworden. Er schliff sie ständig. Es war wie eine Meditation für ihn. Er musste dieses Messer ständig einsatzbereit halten.
    Mit einem kurzen, schnellen Schnitt durchtrennte er das Teppichband, aber Heinrich Jansens Arm war so schlapp geworden, dass er ihn nicht ausstrecken konnte. Die Hand fiel in seinen Schoß zurück.
    Mit einem festen Griff um Jansens Handgelenk streckte er die Hand aus. Heinrich Jansen ballte eine Faust.
    »Schön die Finger ausstrecken. Wenn du die Hand wegziehst, kriegst du drei Schläge. Du kennst das Spiel doch.«
    Heinrich Jansen öffnete seine Hand, schloss die Augen und drehte den Kopf weg, um nicht zu sehen, was geschah. Der Mann hob den

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