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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Rupert. »Aber wir können nicht fliegen.«
     
    »Hier mussten wir arbeiten. Und wissen Sie, was wir von dem Geld bekommen haben?«, fragte Thomas Hagemann.
    Ann Kathrin schüttelte den Kopf. »Nein. Ich weiß es nicht. Wie viel haben Sie bekommen?«
    Frag ihn, dachte sie. Frag ihn. Bleib dabei. Nimm ihn ernst. Beschäftige
dich mit ihm. Das ist im Grunde alles, was er will. Solange er erzählen kann, wird er nicht morden. Wer weiß, wie oft er versucht hat, seine Geschichte loszuwerden, und niemand hat ihm zugehört, bis er dann begann, Menschen umzubringen.
    »Gar nichts haben wir bekommen. Überhaupt nichts. Und wir mussten noch dankbar sein dafür, weil man nämlich dankbar sein muss, wenn man sich sein Brot selbst verdienen darf, hat Heinrich Jansen uns gelehrt.«
    Susanne Möninghoff kroch Zentimeter für Zentimeter weiter. Hagemann war so sehr mit Ann Kathrin Klaasen beschäftigt, dass er nicht bemerkte, wie weit sie schon war. Er fühlte sich sicher. Er hatte zwei Waffen. Die Heckler & Koch und sein finnisches Jagdmesser. Gleich würde er Ann Kathrin Klaasen die Hände wieder auf den Rücken kleben. Aber noch hatte er Zeit. Endlich stellte sie die richtigen Fragen. Vielleicht war an diesem Bericht von Holger Bloem ja doch etwas dran.
    »Was glauben Sie, was mit dem Geld geschehen ist?«, fragte Ann Kathrin. »Hat Jansen es für sich verbraucht?«
    Thomas Hagemann schüttelte den Kopf. »Nein, so war er nicht. Geldgier war nicht sein Motiv. Der hatte eine richtige Mission. Der wollte Menschen formen, nach seinen Vorstellungen. Wahrscheinlich hat er damit Leute bestochen. Und ich will, dass sie alle bestraft werden. Alle. Ich habe nur die Schlimmsten selbst zur Rechenschaft gezogen. Die Speerspitze des Ganzen. Aber daran waren noch viele andere beteiligt. Wie an den KZs der Nazis. Verstehen Sie? Das waren auch nicht nur die Wärter und die KZ -Aufseher. Da waren Leute, die den Transport organisiert haben. Andere haben sie abgeholt. Verhaftet. Ausgeliefert. Verraten. So war es bei uns auch. Wissen Sie, wie oft Ihre Kollegen mich zurückgebracht haben? Wissen Sie, wie oft ich von der Polizei an diesen Folterknecht ausgeliefert wurde? Ich will, dass sie alle mit ihren Taten konfrontiert werden. Auch die tollen Psychologen, die die Gutachten geschrieben haben. Alle.«
    Sein Speichel zog beim Sprechen Bläschen, die auf seiner Unterlippe klebten.
    »Ich wollte nur Gerechtigkeit, Frau Kommissarin. Für mich und auch für sie. Damit wir alle besser leben können.«
    Jetzt biss Susanne Möninghoff zu. Sie grub ihre Zähne tief in Thomas Hagemanns linke Wade. Durch den Stoff seiner Hose füllte sich ihr Mund mit Blut. Noch einmal warf sie den Kopf von links nach rechts wie ein Raubtier.
    Thomas Hagemann brüllte auf und drehte sich um seine eigene Achse. Ein Schuss löste sich, verfehlte aber Susanne Möninghoff.
    Hagemann stürzte. Noch bevor sein Körper den Boden erreicht hatte, federte Ann Kathrin hoch und nahm ihn von hinten in den Würgegriff. Die linke Hand legte sie in ihre rechte Armbeuge, mit der rechten Hand drückte sie gegen seinen Hinterkopf. Aus dieser Schere kam er nicht heraus. Ihr linker Unterarm drückte Hagemanns Kehlkopf ein und nahm ihm die Luft.
    Gleichzeitig schrie Ann Kathrin: »Die Pistole! Die Pistole!«
    Susanne Möninghoff ließ sich einfach auf seinen rechten Arm fallen. Unter ihr war die Hand mit der Pistole begraben. Sie drückte sich so fest sie konnte auf den Boden.
    Wenn er jetzt abdrückt, dachte sie, wenn er jetzt abdrückt …
    Unter ihr löste sich ein Schuss. Es war heiß an ihrem Rücken, es brannte wie verrückt. Sie kreischte. Hier war eine Brandwunde entstanden, die so bald nicht verheilen würde. Doch die Kugel hatte sich in den Boden gebohrt und nicht in ihre Lunge.
    Ann Kathrin drückte zu, so fest sie konnte. Sie wusste, dass diese Umklammerung tödlich war. Sein Kehlkopf wurde tief nach innen gedrückt.
    Er reckte den Kopf und versuchte zu atmen. Doch in Ann Kathrin wuchsen Bärenkräfte. Endlich hatte sie ihn unter Kontrolle.
     
    Weller stürmte als Erster in den Keller, dicht gefolgt von Rupert. Sie hatten ihre Waffen gezogen und entsichert, steckten sie aber sofort wieder weg, als sie die Situation erkannten.
    Weller kniete sich neben Ann Kathrin. Sie biss die Zähne aufeinander, presste die Augen zu und drückte Thomas Hagemann die Luft ab.
    Es war ein Wunder, dass sein Genick nicht brach, fand Weller. Er legte eine Hand ruhig auf Ann Kathrins Schulter und sagte:

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