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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Lob für diese geistreiche Bemerkung erwarten. Sie spürte, dass er schon die ganze Zeit um sie herumbalzte, um Eindruck auf sie zu machen.
    Bill blieb wie immer ruhig, blies über die heiße Kaffeeoberfläche und erklärte: »Für die tote Frau muss ein Arzt einen Totenschein ausgestellt haben. Wenn sie eines unnatürlichen Todes gestorben wäre, hätte er die Polizei informiert.«
    »Jaja«, sagte Weller, »wir kennen die Regeln. Aber … «
    Ann Kathrin Klaasen legte eine Hand auf Wellers Arm, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie wollte Doktor Bill zuhören. Sie schätzte seine Meinung, und er hatte natürlich recht. Wenn die tote Frau aus einem Krankenhaus oder einer Leichenhalle stammte, gab es einen Totenschein.
    Willi, der Kater, sprang auf Ann Kathrins Schoß und kuschelte seinen Kopf an sie. Die vielen Männer im und ums Haus machten ihm Angst.
    »Willi«, sagte Ann Kathrin, »fängt draußen gern Mäuse, und manchmal bringt er sie mir. Er schenkt sie mir. Ich jage ihn jedes Mal damit aus dem Haus, aber ich glaube, er versteht das nicht.«
    Weller schluckte. Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. »Du meinst, das ist so ähnlich? Jemand legt dir eine Leiche als Geschenk vor die Tür? Was will er damit erreichen? Dass du ihn zärtlich hinterm Ohr kraulst, wie deine Katze?«
    Ann Kathrin hob Willi von ihrem Schoß und setzte ihn auf den Boden. Sie suchte nach dem Katzenfutter und öffnete eine Dose für ihn. »Keine Ahnung. Jemand hatte einen Grund, mir die Leiche vor die Tür zu legen. Wie verrückt uns der Grund auch erscheinen mag, für irgendjemand war es genau richtig. Deshalb hat er es getan. Ich möchte, dass die Leiche obduziert wird. Ich will die genaue Todesursache wissen.«
    Weller wog den Kopf hin und her: »Vielleicht machen wir die Sache besser nicht so dick, Ann. Vielleicht kommt gleich schon raus, dass sie hier in Norden in der Leichenhalle gestohlen wurde. Dann stehen wir vor den Angehörigen und müssen ihnen erklären, dass ihre Großmutter nicht nur geklaut wurde, sondern wir sie dann auch noch aufgeschnitten haben.«
    »Du meinst, es ist ein Schülerscherz?«
    Weller hoffte es, aber er ahnte, dass sich dahinter viel Schlimmeres verbarg.
    Doktor Bill verabschiedete sich. Er müsse noch Patientenbesuche machen.
    Weller schaute auf die Uhr. »Patientenbesuche? Um diese Zeit?«
    »Unfälle und Krankheiten fragen nicht nach Uhrzeit oder Feiertagsregelungen«, lachte Doktor Bill und winkte zum Abschied.
    »Mörder und Einbrecher auch nicht«, konterte Weller.
    Plötzlich durchrieselte ein kühler Schauer Ann Kathrins Körper. Die Hitze war verflogen. Sie fragte sich, warum sie erst jetzt darauf kam. Sie kam sich so unprofessionell vor.
    »Die Webcam!«, rief sie. »Ich muss doch einen Film von der Sache haben!«
    Sie lief die Treppe hoch. Weller folgte ihr.
    Der Computer brauchte eine Weile, bis er hochgefahren war. Dann erschienen drei Webcam-Bilder. Die Haustür mit einem Polizeiwagen davor und mehrere Kollegen an der Absperrung.
Das andere Bild zeigte den Vorgarten und Doktor Bill, der draußen in sein Auto stieg. Das dritte den Garten.
    Weller war ganz aufgeregt. Er zeigte auf das Bild mit der Haustür. »Kannst du das zurückspulen?«
    »Natürlich.«
    Im Schnelldurchgang sahen sie das Eintreffen der Kollegen, dann den Leichensack allein vor der Tür. Ann Kathrin, wie sie über die Leiche stieg, um ins Haus zu kommen. Und dann war alles schwarz.
    »Das kann doch nicht sein!«, sagte Ann Kathrin nervös. »Hier wird 48 Stunden lang alles gespeichert.«
    Sie ließ das Bild noch einmal zurücklaufen. Wieder die gleichen Szenen. Dann schwarz. Dahinter sah sie sich jetzt selbst aus dem Haus gehen und mit dem Rad wegfahren.
    »Das gibt’s doch nicht!« Sie klatschte mit der rechten Faust in die offene linke. »Es ist alles drauf! Nur die entscheidenden Szenen fehlen!«
    Weller hatte einen Verdacht, äußerte ihn aber noch nicht. Er mochte Ann Kathrin, wenn sie so engagiert und erregt über etwas sprach. Er sah ihr gerne zu, wenn sie ihre Ideen entwickelte, auch wenn sie sich verrannte. Er fand sie dann zum Knutschen. Er spürte in diesen Momenten, mit welcher Leidenschaft sie Kommissarin war. Sie hatte auch vor gewagten Hypothesen keine Angst. Jetzt zum Beispiel.
    »Er muss ein Computerspezialist sein. Er hat sich bei mir ins System reingehackt und meine Überwachungskameras genau für den Zeitraum ausgeschaltet, den er brauchte, um die Leiche hier zu deponieren.«
    Weller druckste herum.
    »Was

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