OstfriesenKiller
Mann hat eher auf das Bundesverdienstkreuz gewartet als auf seinen Killer.«
Der Verein lag im dritten Stock. Im Fahrstuhl klebte ein Schild:
Regenbogen
Hilfsdienst für Behinderte und deren Angehörige
Tim Gerlach kam vor ihnen oben an. Weller forderte das einen gewissen Respekt ab. So fit wäre er auch gern gewesen.
Bunte, offensichtlich von Kindern gemalte und dann ausgeschnittene Pappbuchstaben waren an die Tür geheftet und ergaben den Namen Regenbogen, wobei das N in der Mitte fehlte.
Die Tür war nur angelehnt. Tim Gerlach stieß sie auf. Die Tür federte zurück, weil dahinter einige Kisten an der Wand standen.
Tim Gerlach rannte in den Raum. »Ich lass den ganzen Laden hier hochgehen! Mit mir nicht, das sag ich euch! Mit mir nicht!«, brüllte er.
Mit dem Gefühl, genau zur rechten Zeit gekommen zu sein, folgten Ann Kathrin Klaasen und Weller dem jungen Mann.
Er stieß die Tür zum Sitzungszimmer auf. Aus ihrer Position konnte Ann Kathrin Klaasen Jutta Breuer sehen. Sie fuhr Tim Gerlach an: »Das hier ist eine Teambesprechung! Wir haben jetzt keine Sprechstunde!«
Aber Tim Gerlach ließ sich von ihr nicht bremsen. Sie machte ihn nur noch aggressiver.
»Hör mal zu, du blöde Möse, die Sylvie will nicht länger von dir gegängelt werden! Ich werd die gesetzliche Betreuung übernehmen, ist das klar?«
Jutta Breuer beugte sich über den Tisch und spottete: »Ja, klar. Du übernimmst ihre gesetzliche Betreuung.«
Tim Gerlach zeigte mit dem Zeigefinger wie mit einer schussbereiten Waffe auf jeden Einzelnen am Tisch und brüllte: »Und ob! Und niemand von euch Pappnasen wird etwas dagegen unternehmen!«
Ludwig Bongart sah seine Chance, aus der Position des Angeklagten herauszukommen. Er erhob sich und baute sich groß vor Tim Gerlach auf.
»Hau ab, Tim! Wir haben hier was zu besprechen. Für deinen Scheiß haben wir hier echt keine Zeit.«
Tim Gerlach stieß Ludwig Bongart vor die Brust, so dass dieser über seinen eigenen Stuhl stolperte und nun wieder saß.
»Ihr haltet alle ganz schön die Fresse! Wenn ihr Sylvie nicht in Ruhe lasst, hol ich die Bullen! Ihr habt euch Zigtausende unter den Nagel gerissen. Glaubt ihr denn, ich bin blind?«
Sein emotionaler Auftritt löste die Sitzordnung auf. Jutta Breuer wollte die Handlungsführung zurückbekommen. Sie fixierte Tim Gerlach und versuchte, ihn mit Blicken niederzukämpfen. Manchmal gelang es ihr, ihre Zivildienstleistenden mit einem einzigen scharfen Blick zur Räson zu bringen. Aber Tim Gerlach ließ sich davon nicht beeindrucken. Er packte und schüttelte sie.
»Der Scheck ist geplatzt! Weißt du, wie blöd ich jetzt dastehe?«, brüllte er.
Jutta Breuer konnte scharf im Umgangston sein und hart gegen Mitarbeiter. Aber körperliche Auseinandersetzungen war sie nicht gewöhnt. Es wich sofort jede Energie aus ihr.
Ludwig Bongart kam ihr zu Hilfe. Diesmal war er schneller. Er drängte sich zwischen Jutta Breuer und Tim Gerlach. Dann schlug er zweimal nach Tims Kopf. Der erste Schlag glich mehr einer Ohrfeige, der zweite war hart und machte einen dumpfen Ton, als würde etwas in Tim Gerlachs Kopf zerbrechen. Er sackte zusammen.
Ann Kathrin Klaasen hielt ihn von hinten fest.
»Hey, hey, hey, hey! Jetzt ist es aber gut.« Sie suchte eine Möglichkeit, um Tim Gerlach ruhig abzulegen. Der Raum war eng. Während sie das tat, erklärte sie die Situation: »Moin. Mein Name ist Ann Kathrin Klaasen. Ich bin von der Kripo Aurich. Das ist mein Kollege Weller.«
Tim Gerlach öffnete die Augen und nickte zufrieden. »Das wird aber auch Zeit, dass ihr kommt. Macht dem Spuk hier endlich ein Ende!«
Jutta Breuer war kreidebleich im Gesicht. Ihre Lippen waren schmal und blutleer. Sie konnte nicht glauben, dass wirklich die Polizei in ihrem Büro stand.
»Polizei? Hat der Sie etwa gerufen?« Sie zeigte auf Tim Gerlach.
Ann Kathrin Klaasen schüttelte den Kopf. »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Chef, Ulf Speicher, gestern Abend in seiner Wohnung erschossen worden ist.«
Ann Kathrin registrierte das helle, ungläubige Entsetzen in den Gesichtern. Jutta Breuer traf es besonders hart. Ihr wurde augenblicklich schlecht. Sie hielt sich am Tisch fest und würgte.
»Ulf ist … Sind Sie sicher?«
Caro Schmidt war sofort bei Jutta Breuer und holte ein Fläschchen mit Tropfen aus der Tasche. »Mein Gott, Jutta!«
Das junge Mädchen umarmte Jutta Breuer.
Weller zog Tim Gerlach nach draußen. »Ich glaube, wir beide unterhalten uns mal
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