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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Seite ein Café und ein Kino. Es mussten bereits Schüsse gefallen sein, denn die Kinowerbung war nicht mehr zu entziffern. Mindestens drei Einschüsse hatten die Großbuchstaben von der Wand gesprengt.
    Das sind sie!,
hämmerte es in Ann Kathrins Kopf.
Das sind sie!
    Rund um die Sparkasse war alles abgesperrt. Auch im Café neben dem Kino gab es keinen Platz mehr fürs normale Publikum. Scharfschützen hatten Stellung bezogen. Vor der Sparkasse stand bereits ein silbermetallicfarbener BMW 525i. Der Wagen glänzte frisch gewaschen in der Aprilsonne.
    Ann Kathrin war sich völlig sicher: Das war das Fluchtfahrzeug. Autofirmen rissen sich inzwischen angeblich darum, Fluchtwagen zur Verfügung zu stellen, denn wenn Gangster ein bestimmtes Auto forderten, so sprach das absolut für die Zuverlässigkeit des Modells. Und jede Autofirma konnte sicher sein, dass ihr Fahrzeug in den nächsten Tagen in allen Tageszeitungen auftauchen würde und in den Nachrichten zur besten Sendezeit. Jede Suchmeldung war eine Art Werbung. Das Ganze wurde in Polizeikreisen bitterbös »Entführersponsoring« genannt.
    Ann Kathrin versuchte, sich an den uniformierten Beamten vorbei zum Einsatzleiter Johann Kruse vorzuarbeiten. Ein Polizeipsychologe verhandelte bereits mit den Entführern. Sie hatten zur Antwort allerdings nur ein paar Kugeln in seine Richtung geschossen.
    Von außen betrachtet, sah es in der Sparkasse ruhig aus. Drinnen brannte kein Licht.
    Ann Kathrin stellte sich als Kollegin vor. Glücklicherweise kannte Kruse sie von einem Lehrgang.
    Ann Kathrin glaubte deshalb, sofort frei sprechen zu können: »Bitte, bringen Sie alle Schaulustigen von hier weg, Herr Kruse. Die Leute müssen auch hinter den Fenstern verschwinden.«
    Kruse, der dachte, die Sache voll im Griff zu haben und das Geiseldrama in den nächsten Minuten beenden zu können, sah seine Kollegin mit einer abweisenden, aber gleichzeitig verbindlichen Freundlichkeit an, wie die Kommissarin sie nur von Menschen in absoluten Krisensituationen kannte. Er war völlig auf das Wesentliche fokussiert, wollte sich von nichts aus dem Konzept bringen lassen.
    »Sie werden den Fluchtwagen nicht nehmen«, sagte Ann Kathrin.
    »Sie irren sich, Frau Klaasen. Einer der Geiselnehmer war bereits im Auto und hat es wahrscheinlich nach Sendern durchsucht.«
    »Nein. Er hat darin eine Bombe deponiert«, korrigierte sie hart.
    »Warum sollte er das tun? Der Fluchtwagen ist ihre einzige Chance, hier wegzukommen. Sie haben ihn ausdrücklich bestellt und …«
    »Die fliehen nicht mit dem Fluchtwagen. Es ist genau wie damals in Gelsenkirchen.«
    In der Bank fielen Schüsse. Ann Kathrin zählte fünf. Bei jedem zuckte sie zusammen, was Kruse zeigte, dass die Frau mit den Nerven am Ende war. Er zählte kalt mit.
    Schreie waren zu hören, drinnen und draußen. Auf dem Dach der Sparkasse hielt sich die mobile Einsatztruppe bereit. Die maskierten Männer baten um die Erlaubnis, jetzt reingehen zu dürfen.
    Kruse war dagegen: »Kein Zugriff! Kein Zugriff! Wir wissen noch nicht, was los ist.« Dann brüllte er ins andere Handy: »Was ist bei Ihnen da drinnen passiert? Was ist bei Ihnen da drinnen passiert? Reden Sie mit mir!«
    »Wir haben hier drin drei Verletzte.«
    Kruse atmete zufrieden auf. Solange er mit einem der Geiselnehmer sprechen konnte, gab es eine Chance.
    »Bitte lassen Sie uns die Verletzten herausholen.«
    Ann Kathrin glaubte genau zu wissen, wie das hier weiterging.
    Aus der Sparkasse trat jetzt eine Geisel ins Freie. Die junge Frau war bis auf die Unterwäsche nackt.
    Warum schickten sie die Geisel so nach draußen? Warum barfuß? Warum in Unterwäsche? Es gab dafür nur eine Begründung: Sie sollte ablenken. Von irgendetwas anderem ablenken.
    Ann Kathrin sah das angespannte Gesicht des Fahrers des ersten Rettungswagens. Weiße Krankenhausklamotten, als sei er direkt aus dem Operationssaal losgelaufen. Der Ambulanzfahrer hatte die Scheibe heruntergekurbelt, den Ellbogen aufgestützt. Er rauchte eine Selbstgedrehte, und jetzt grinste er. Mit der Rechten hielt er sich ein Handy ans Ohr.
    Warum grinste der? Weil eine Frau barfuß und in Unterwäsche in die Fußgängerzone gelaufen kam, auf die vermutlich eine Waffe gerichtet war, damit sie brav wieder zurückkam, aus Angst, sich sonst einen Kopfschuss zu fangen?
    O nein, der grinste, weil ihr Plan aufging.
    Die Frau schrie. »Nicht schießen! Nicht schießen! Ich bin eine Geisel! Ich muss wieder rein! Die brauchen drinnen einen Arzt!

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