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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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dem Zusammenbruch. In einer knappen halben Stunde würde der hier weinend und jammernd vor ihr sitzen und um Mitleid heischen. Vorher spielten sie immer gerne noch einmal den Coolen. Aber dann brach die Fassade restlos zusammen. Seine Sätze tropften an ihr ab.
    Dann wurde Bruce Springsteens Gesang von einer Sondermeldung unterbrochen. Ein Schauer lief Ann Kathrin den Rücken herunter. Alles andere wurde mit einem Schlag unwichtig.
    Leer. Geiseldrama in der Innenstadt. In Leer haben vier Bankräuber eine Sparkasse überfallen und sich in den Innenräumen verschanzt. Sie haben mehrere Menschen in ihrer Gewalt und einen Fluchtwagen gefordert. Die Polizei hat die Bank umstellt und die Umgebung großräumig abgesichert.
    Ann Kathrin griff zu ihrer Dienstwaffe und überprüfte das Magazin. Tim Gerlach rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Natürlich glaubte er, dass das etwas mit dem zu tun haben müsse, was er der Kommissarin gerade erzählt hatte.
    Aber Ann Kathrin beachtete ihn gar nicht mehr. Sie ging an ihm vorbei zur Tür. Dort begegnete sie ihrem Chef. Ubbo Heide sah ihr an, dass etwas geschehen war, das ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Sie wirkte völlig verspannt und gleichzeitig auf einen einzigen Punkt konzentriert.
    »Hat er gestanden?«
    Ann Kathrin schüttelte den Kopf: »Nimm ihn in Gewahrsam. Ich setze das Verhör morgen fort.«
    »Wo willst du hin, Ann?«, fragte Ubbo Heide.
    »Sie sind in Leer.«
    »Wer ist in Leer?«
    »Die Männer, die meinen Vater erschossen haben.«
    »Ein Banküberfall?«
    Ann Kathrin wollte einfach weiter, doch Ubbo Heide hielt sie fest. Sie machte sich los. Er lief neben ihr den Flur entlang. »Bitte, Ann Kathrin! Du willst doch jetzt nicht dorthin fahren und …«
    »Ich habe die Akten genau studiert. Ich weiß über jede Sekunde Bescheid, über alles, was damals passiert ist. Die gleichen Fehler dürfen nicht noch mal passieren.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich tu meinen Job.«
    »Ich bitte dich, Ann, da sind Kollegen vor Ort! Wahrscheinlich ein Mobiles Einsatzkommando. Wir haben dort keinerlei Befugnisse. Wir haben hier einen Mordfall zu klären! Wir …«
    Ann Kathrin ließ Ubbo Heide einfach stehen und lief die Treppe hinunter. Er konnte den Verdächtigen unmöglich länger alleine im Büro sitzen lassen, mit all den Unterlagen und Akten.
    Als Ubbo Heide ins Büro kam, lief im Radio ein Kinderlied.
Lotte das Seeungeheuer
von Bettina Göschl. Tim Gerlach summte mit geschlossenen Augen mit. Der schönere Bereich seiner Kindheit stand ihm vor Augen.
     
    Ann Kathrin Klaasen holte alles aus dem Twingo heraus. Während der Fahrt drehte sie von einem Nachrichtensender auf den nächsten, um keine Entwicklung in Leer zu verpassen. Es gab unterschiedliche Informationen. Bei Hit Radio Antenne waren es vier Geiseln, in NDR 2 schon sechs. Übers Handy versuchte sie, ihre Kollegen in Leer zu erreichen, aber dort hatte bereits ein Mobiles Einsatzkommando die Leitung übernommen.
    Kurz hinter Aurich überholte sie auf der B 72 eine Kolonne von Lkws. Die Strecke war dafür eigentlich viel zu unübersichtlich. Sie überschätzte die Möglichkeiten ihres Twingo. Ein silbergrauer Mercedes, gefolgt von einem Opel Omega, kam ihr auf der linken Spur entgegen. Es hatte keinen Sinn mehr, abzubremsen. Wo sollte sie zwischen den Lkws einscheren? Sie hatte nur noch eine Chance: Sie musste den letzten Wagen neben sich schaffen. Er war von der Firma Bofrost und transportierte Tiefkühlkost nach Leer.
    Der Mercedesfahrer hupte und geriet ins Schleudern. Der Opelfahrer hinter ihm sah schon sein Leben an sich vorüberziehen, da gelang es Ann Kathrin, vor dem Bofrostwagen einzuscheren. Obwohl ihre Stoßstange den Kotflügel des Mercedes nicht berührte, hörte sie es im Geiste schon knirschen. Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es gar keinen Unfall gegeben hatte.
    Der Fahrer des Mercedes hupte immer noch wie wild, aber der Banküberfall, bei dem ihr Vater sein Leben gelassen hatte, nahm sie viel mehr in Anspruch als der Straßenverkehr.
    In Leer hatte die Polizei die Zufahrtsstraßen zur Innenstadt abgeriegelt. Ann Kathrin ließ den Twingo einfach stehen. Sie machte sich auch keine Mühe, ihn abzuschließen. Jetzt waren nur zwei Sachen wichtig: Ihr Dienstausweis und ihre Heckler & Koch.
    Sie rannte in die Fußgängerzone. Über ihr kreisten drei Hubschrauber. Einer vom Roten Kreuz, zwei Polizeihubschrauber.
    Gegenüber von der Sparkasse war ein großer freier Platz, auf der anderen

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