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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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wirklich in Schutz nehmen. Das sind nicht irgendwelche Dilettanten, sondern …«
    Jetzt wurde sie wirklich laut. Ihre Stimme war unangenehm schrill, mit einem scharrenden Nachhall.
    »Unter ihren Augen wurde meine zweite Tochter entführt! Wie blöd muss man eigentlich sein, um das hinzukriegen?«
    »Ja, Frau Müller«, versprach Weller, »das wird bestimmt ein Nachspiel haben, und es wird zu Untersuchungen kommen. Aber jetzt kommt es zunächst darauf an, alles für Ihre Kinder zu tun … Wo ist Ihre Tochter Lucy? Ich würde gerne mit ihr sprechen.«
    »Lucy ist nicht hier. Thomas ist nicht hier. Es ist überhaupt niemand da. Ich werde mit der ganzen Scheiße hier alleine gelassen!«
    Sie hob die Hände hoch und ließ sie schwer auf die Tischplatte klatschen.
    »Kann es sein, dass Lucy einfach mit ihrer kleinen Schwester spazieren gegangen ist?«
    »Wollen Sie mich verarschen?«
    »Nein, das will ich nicht. Ich suche nur eine Erklärung. Hat der Entführer sich noch einmal gemeldet?«
    »Nein, aber Lucy hat ihr Handy hiergelassen. Und sie geht sonst nie ohne ihr Handy raus. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    Glühend heiß lief es Weller den angespannten Rücken herunter. Konnte es sein, dass Lucy ebenfalls entführt worden war?
    »Hatten Sie in der Zwischenzeit Kontakt zu Ihrem Exmann? Kann es sein, dass Lucy und Ina sich bei ihm befinden?«
    »Nein, da sind die Kinder nicht. Glauben Sie, ich bin bescheuert? Was denken Sie, wie der Täter hier reingekommen ist?«
    »Falls er keinen Schlüssel hatte, durchs Fenster … Oder Lucy hat ihn reingelassen.«
    Sie stieß mehrfach die Zunge vor und fuhr sich damit schlangenhaft über die Lippen. Ihre Zunge kam Weller ungesund vor, mehr weiß als rot. Frau Müllers Blicke huschten durch die Ferienwohnung, als würde sie etwas suchen. Weller rechnete jeden Augenblick damit, dass sie ohnmächtig werden würde. Waren das Anzeichen für irgendeinen Anfall?
    Aber dann fing sie sich wieder und sah ihm klar in die Augen.
    »Wir haben ein Problem, Frau Müller. Der Entführer will, dass Lucy ihm das Geld übergibt. Ohne sie stehen wir ziemlich blöd da. Oder wollen Sie ihm erklären, dass wir nicht wissen, wo eine Dreizehnjährige abgeblieben ist?«
    Sie schüttelte vehement den Kopf. »Oh nein. Ich arbeite keineswegs mit diesen Ignoranten zusammen, die Sie Ihre Kollegen nennen. Versuchen Sie erst gar nicht, mich darauf einzuschwören, Herr Kommissar. Ich reden mit Ihnen und mit sonst niemandem.«
    Sie verzog den Mund. Der Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht. Sie veränderte ihre Sitzposition, sie hockte jetzt weniger angespannt und verrenkt da. Sie schob den rechten Fuß unter ihr linkes Knie. Dabei spielte sie mit ihren Socken. Sie zupfte am oberen Rand herum, wie Weller es von seiner Tochter Jule kannte, die bei spannenden Fernsehfilmen schon ganze Strümpfe zerpflückt hatte.
    »Bitte bringen Sie mir meine Kinder zurück!«, flehte Gundula Müller plötzlich.
    »Warum ausgerechnet ich?«, fragte Weller.
    Sie hatte sofort Tränen in den Augen.
    »Weil Sie der Einzige sind, der sich wirklich für mich eingesetzt hat.«
    Weller sah sie nur fragend an.
    »Ja, verdammt! Tun Sie nicht so, als wüssten Sie nicht, wovon ich rede, Herr Weller. Oder darf ich Frank zu Ihnen sagen?«
    Er nickte.
    »Sie haben die ganze Zeit aufgepasst wie ein Schießhund, weil Sie Angst hatten, dass Wolfgang auf mich losgeht. Ich hab das gesehen, und ich hab gespürt, wie sehr Sie da waren. Das hat mir so gut getan, und gleichzeitig hat es mir klar gemacht, wie sehr ich das vermisse: jemanden, der einfach für mich da ist, bedingungslos auf mich aufpasst, mir nicht nachweisen will, was ich alles falsch gemacht habe, nicht nur von mir bewundert werden will, sondern einer, der einfach auf mich aufpasst, so wie Väter auf ihre Kinder aufpassen oder …«
    Sie schluckte und wischte sich eine Träne weg.
    Die werden sich jetzt in der Polizeiinspektion die Lachtränen wegwischen, dachte Weller. Das Ganze hier hört sich ja fast an wie eine Liebeserklärung.
    »Sie waren gleich mit einem Taschentuch da und … Sie wussten, dass Wolfgang stärker ist als Sie. Trotzdem haben Sie sich eingemischt, als …«
    Das wird ja immer schlimmer, dachte Weller.
    »Sie sind ein guter Kerl. Ich vertraue Ihnen. Aber mit den anderen Pfeifen will ich nichts zu tun haben. Die sehen genauso behämmert aus, wie sie sind. Ich sehne mich nach einer starken Schulter, an die ich meinen Kopf lehnen kann. Glauben Sie, es

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