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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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der Typ, der immer gleich wegrennt, wenn’s schwierig wird. Aber …«
    »Aber was?«
    »Aber wenn du hierbleibst, wird über kurz oder lang die Polizei auftauchen und eine Menge Fragen stellen.«
    »Das ist doch nicht dein Problem. Sie werden mich mitnehmen.«
    Benne zog eine Schublade heraus. Es quietschte. Darin flogen Messer und Gabeln hin und her und machten ein unangenehmes Geräusch.
    Er hob einen kleinen Beutel hoch. »Schwarzer Afghane. Super Stoff. Direkt aus dem Coffee-Shop. Wenn ich das Abi hab, wartet auf mich ein Superjob. Ich muss nicht erst lange auf der Uni rumhängen, und arbeitslos werde ich auch nicht. Im Betrieb von meinem Onkel kann ich …«
    Sie verzog den Mund. »Ja, ja, ja.«
    »Glaubst du, ich will wegen so einem Scheiß alles aufs Spiel setzen?«
    Sie lachte. »Was setzt du denn aufs Spiel? Die paar Gramm? Dafür kriegst du nicht mal Jugendarrest. Aber mich verdächtigen sie, meine beiden Geschwister entführt zu haben. Ich kann nicht mal mehr meiner Mutter trauen oder meinem Vater. Die bringen mich um, wenn sie mich vor den Bullen in die Finger kriegen.«
    Sie klopfte sich gegen die Brust und keifte: »Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie ich mich fühle? Hast du eine Ahnung davon, wie es mir geht?«
    Jetzt nahm er das Bier und trank davon. Als er die Flasche wieder auf die Tischplatte knallte, lief Schaum aus dem Flaschenhals und quer über den Tisch.
    »Komm runter«, sagte er. »Verdammt nochmal, komm erst mal runter! Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.«
    »Ja«, brüllte sie, »und so jung kommen wir nicht mehr zusammen! Komm mir jetzt bloß nicht mit irgendwelchen blöden Sprüchen!«
    Etwas veränderte sich in ihm. Sie sah es genau in seinem Gesichtsausdruck.
    Jetzt hat er kapiert, dachte sie, dass ich von ihm abhängig bin. Jetzt entscheidet sich, ob er ein guter Kerl ist oder nicht.
    »Ich hab ja nicht gesagt, dass ich dich loswerden will. Dreh mir bloß nicht jedes Wort im Mund um. Es ist doch schon starker Tobak, womit du hier angewackelt kommst. Aber piano, piano, wir kriegen das auch geregelt.«
    Er versuchte, einen Scherz draus zu machen, warf das Tütchen mit dem Haschisch hoch, fing es wieder auf und lachte: »Vielleicht sollten wir uns erst mal eine Tüte bauen, um ein bisschen in die Gelassenheit zu kommen.«
    Er zeigte auf das Bett. »Wir machen es uns da ein bisschen gemütlich. Später hole ich uns eine Pizza, und wir warten erst mal ab, was passiert …«
    Lucy sah ihm in die Augen. »Willst du jetzt Sex mit mir und einen durchziehen?«
    »Hast du eine bessere Idee, wie wir uns die Zeit vertreiben, während wir hier warten? Ich meine, ich könnte dir auch Mathenachhilfestunden geben, wenn du das lieber hast.«
    Sie schüttelte erleichtert den Kopf und zog die Bierflasche zu sich. Sie kämpfte darum, die Flasche zu leeren. Sie hatte die Hoffnung, das würde cool wirken und einen guten Eindruck auf ihn machen.
    Mit der leeren Flasche ging sie zwei kleine Schritte aufs Bett zu und setzte sich darauf. Sie schlug die Beine demonstrativ übereinander und hatte einen gespielt vorwurfsvollen Ton in der Stimme, als sie sagte: »Ich dachte schon, du willst mich loswerden, weil du auf eine andere wartest. Die Touristinnen stehen doch bestimmt Schlange bei dir …«
    Benne grinste geschmeichelt und zog sein T-Shirt aus. Dann fragte er: »Hast du dein Handy mit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das liegt bei mir zu Hause. Warum?«
    »Weil sie dich sonst hier orten könnten, und das wollen wir doch nicht, oder?«
    Er griff in ihre Haare und zog ihren Kopf zu sich. Ihr ging das jetzt alles viel zu schnell. Sie schob ihn von sich und sagte enttäuscht: »Ich dachte, wir wollten erst zusammen ein bisschen rauchen.«
    Er fischte seine Blättchen aus der Arschtasche der Jeans. Futurola KS.

    Das Haus im Muschelweg lag wie zum Trotz friedlich, ja malerisch da. Im Vorgarten stolzierte eine majestätische Silbermöwe wie ein Gardeoffizier auf und ab. Auf dem Dach saßen ebenfalls drei Silbermöwen und bewachten den Eingang.
    Als Weller sich näherte, hüpfte ein Spatzenpärchen in die Wildrosenrabatten. Aus dem Nachbarhaus tönte Kindermusik: »Das ist der Bi, das ist der Ba, das ist der Bi-Ba-Badewannenboogie« . Zu Bettina Göschls Song kreischte fröhlich ein Kind, dem die Mutter die eingeschäumten Haare abduschte.
    Die Gegend hier schien von den Ereignissen unberührt zu bleiben. Auf eine verstörende Art unschuldig. Hinter dem Deich, bei den

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