Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
mir. Ich will mit ihm reden! Ich …«
Sie riss Weller an den Haaren. Er jaulte auf.
Ludwig Schwindelhausen sah Ubbo Heide verärgert an. »Was läuft da? Ist der von allen guten Geistern verlassen?«
Brocken nickte und machte eine Geste, als würde er Weller zwischen seinen Händen zu einem Ball zusammenpressen und ihn über seine Schultern nach hinten in den Papierkorb werfen.
Weller überließ Gundula Müller das Handy. Zwischen ihren Fingern sah er Haare von sich. Auf der Kopfhaut brannte eine Stelle, als hätte sie Feuer gefangen.
»Ich bin die Mutter! Bitte tun Sie meinen Kindern nichts, ich flehe Sie an!«
»Ihren Kindern geschieht nichts. Es geht den Kleinen gut. Ich will nur das Geld. Haben Sie es?«
»Ja, das heißt … nein. Also … bald. Ich … ich habe selbst nicht so viel, aber eine Tante von uns, die …«
»Beeilen Sie sich.«
Weller hielt ihr die offene Hand hin und flüsterte: »Geben Sie ihn mir noch einmal …«
Aber sie wendete sich von Weller ab, machte zwei Schritte in Richtung Toilette und flehte: »Bitte legen Sie noch nicht auf! Hallo? Sind Sie noch da?«
»Ja, verdammt! Wie lange brauchen Sie, um das Geld zu beschaffen? Ich lass mich nicht verarschen! Noch bin ich nett zu den Kleinen …«
»Lucy kann es Ihnen nicht bringen. Ich weiß gar nicht, wo Lucy ist. Haben Sie Lucy auch in Ihrer Gewalt?«
Weller fand, dass Frau Müller sich eigentlich ganz gut schlug. Aber dann drehte sie sich zu ihm um, die Hand mit dem Handy fiel schlaff herab. Wellers ausgerissene Kopfhaare segelten auf den Teppich.
Gundula Müller sah aus, als hätten die letzten Minuten sie völlig geschafft. Sie schwankte.
»Er hat aufgelegt«, sagte sie. »Einfach aufgelegt.«
Mit einem einzigen Blick zu Püppi, die ihren Laptop vor sich hielt wie ein Ritter seinen Schild, erkannte Kriminaldirektor Schwindelhausen, dass die Zeit nicht ausgereicht hatte, um den Standort zu ermitteln.
Püppi drehte ihren Bildschirm so, dass alle ihn sehen konnten. Auf einer digitalen Ostfrieslandkarte leuchteten verschiedene Punkte, von denen Linien ausgingen, die sich kreuzten.
»Er muss ungefähr hier sein«, sagte sie und zeigte mit dem Finger darauf. Sie trug einen Ring mit einer Rune. »Das ist zwischen der Norder Innenstadt und dem Ocean Wave. Vielleicht ist er dort auf dem Parkplatz oder geht in Richtung Deich. Er kann aber genauso gut im Reichshof sitzen und ein Filetsteak essen.«
»Auf dieser Linie«, sagte Ubbo Heide, »liegt aber auch der Fischerweg, und der Muschelweg ist nicht weit. Der Täter ist also noch ganz nah.«
Ludwig Schwindelhausen ballte seine Faust, dass die Knöchel weiß hervortraten und die Gelenke knirschten.
»Wenn wir genügend Leute hätten, könnten wir das ganze Gebiet absperren und flächendeckende Personenkontrollen durchführen.«
»Ja, wenn …«, stichelte Rieke Gersema.
Schwindelhausen warf ihr einen zornigen Blick zu, womit er sie nur noch mehr gegen sich aufbrachte.
Sie strich ihre Haare malerisch nach hinten und sagte: »Und wenn ich im Lotto gewonnen hätte, würde ich sechs Monate im Jahr Urlaub machen. Im Winter auf den Kanaren und im Sommer auf Juist.«
Rupert war aufgeregt. Frauke hatte sich gemeldet und wollte ihn treffen. Er suchte jetzt diesen hautengen Slip, den er sich mit dazu passenden Socken extra für besondere Anlässe gekauft hatte.
Seine Frau stand mit verschränkten Armen an den Spiegelschrank gelehnt da und sah ihm spöttisch zu.
»Warum«, fragte Beate gespielt nachdenklich, »lässt du eigentlich überall deine Sachen herumliegen, wenn du sie dann später sowieso nirgendwo wiederfindest?«
Er verstand die Ironie der Aussage nicht oder wollte sie nicht verstehen.
»Ich such die zu dieser Socke hier passende andere. Ich hab das Gegenstück verloren und auch noch den Slip, der dazu gehört.«
»Tja«, seufzte sie, »das sind Probleme …«
Er kniete vor dem Nachtschränkchen und wühlte in der untersten Schublade.
»Suchst du deinen BUko?«
»Was?«
»Deinen Beischlaf-Utensilienkoffer.« Schmallippig fuhr sie fort: »Denkst du, ich bin blöd? Gerade du, dem es im Grunde völlig egal ist, was er drunter trägt und der – würde ich sie nicht sortieren – auch gerne mal unterschiedliche Socken anzieht, ohne es zu merken, will zur Dienstbesprechung genau diese Socken anziehen, die zum Slip passen?«
»Den find ich auch nicht.«
»Du hast also wieder mal eine Freundin.«
»Quatsch! Ich doch nicht. Aber du müsstest mal sehen, wie
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