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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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wem Sie in den letzten zweiundsiebzig Stunden über die Zwillingsgeburt geredet hatten?«
    Dr. Reuter goss sich Kaffee ein. »Nein, das hat mich niemand gefragt.«
    »Dachte ich mir«, sagte Ann Kathrin. »Ich glaube, man ist damals davon ausgegangen, dass jemand hereinkam, sich die Kinder geschnappt hat und wegrannte und nicht, dass es speziell um diese Kinder ging.«
    »Ja, aber damals hatten wir es mit neun Neugeburten zu tun.«
    »Die Täterin hat sich zielsicher die Zwillinge geholt. Können Sie sich denn noch daran erinnern, mit wem Sie darüber geredet hatten?«
    »Also, ich habe die Zwillinge direkt nach der Geburt untersucht. Es ist genau während meiner Dienstzeit passiert. Zwillinge sind natürlich immer ein besonderes Ereignis, darüber spricht man schon mal. Aber glauben Sie mir, wenn man den Job so lange macht wie ich …«
    Wie beiläufig ließ Ann Kathrin die Frage einfließen: »Haben Sie mit Ihrer Schwester darüber geredet?«
    Es trat augenblicklich eine spürbare Veränderung ein. Frau Dr. Reuter setzte die Kaffeetasse hart ab und schob sie von sich weg. Sie rückte auf der Sitzbank in eine andere Stellung, so dass sie mehr von Ann Kathrin sehen konnte, als sei es für sie wichtig, jede Bewegung der Kommissarin unter Kontrolle zu halten. Das fröhliche Gesicht schien zu gefrieren. Ihre Lippen wurden schmal.
    »Nein, das habe ich ganz sicher nicht.«
    »Warum erinnern Sie sich so genau daran?«
    Dr. Reuters Stimme veränderte sich. Ihr Mund wurde trocken. Sie räusperte sich mehrfach und rückte hin und her, als würde etwas mit ihrer Sitzfläche nicht stimmen. So benahmen sich Verdächtige, die in die Enge getrieben wurden.
    Sie sah Ann Kathrin nicht an, sondern starrte in die Kerze, als sie sagte: »Ich habe seit zehn …«, sie korrigierte sich, »seit fünfzehn Jahren nicht mehr mit meiner Schwester gesprochen.«
    »Warum das?«
    Sie dachte nach. Ann Kathrin kannte diese Situation. Entweder überlegte sie jetzt irgendeine erfundene Geschichte, die sie präsentieren wollte, um sich selbst zu entlasten, oder sie wog nur ab, was dafür oder dagegen sprechen könnte, die Wahrheit zu sagen.
    Noch einmal räusperte sie sich, dann stützte sie sich auf dem Tisch auf und sprach viel zu laut, als sei Ann Kathrin schwerhörig: »Ich hasse meine Schwester! Sie ist eine ganz und gar schreckliche Person. Ich will nichts, aber auch gar nichts mehr mit ihr zu tun haben. Ich habe den Kontakt zu ihr völlig abgebrochen.«
    »Warum?«
    »Sie kennen sie nicht, sonst würden Sie das nicht fragen. Meine Schwester hat sich mir gegenüber immer als Konkurrentin verhalten.«
    Als sei das für alles eine Erklärung, griff Frau Dr. Reuter zu ihrem Käsekuchen, stocherte mit der Gabel darin herum, aß aber nicht davon.
    »Ist Konkurrenz zwischen Geschwistern nicht etwas völlig Normales?«
    »Ja. Vielleicht. Aber das war nicht mehr normal. Sie musste in allem die Beste sein. Natürlich musste sie ein Einserabitur machen! Natürlich in einer Zeit studieren, kürzer als die Regelstudienzeit. Und immer mit den besten Noten. Auf jeden Fall immer besser als ich. Egal, was ich angefangen habe, sie hat es sofort auch gemacht, um mich zu überflügeln. Ich habe mal sehr gerne und mit großem Engagement Eiskunstlauf trainiert. Aber natürlich musste sie es mir nachmachen, und sie hat viel zäher und härter an ihren Sprüngen und Pirouetten gearbeitet als ich. Bis sie dann in die ersten großen Turniere …«, sie winkte ab, als hätte es ohnehin keinen Sinn, davon zu erzählen, und stopfte sich nun ein Stück von dem Käsekuchen in den Mund. Sie mampfte wütend, dann sprach sie weiter: »Ich habe dann einfach aufgehört damit und meine Interessen auf andere Gebiete verlagert. Ich habe Gitarre gelernt und in einer Band gespielt. Meine Schwester wurde dann Leadsängerin in der Band. Ich habe aufgehört. Ist ja klar. Stattdessen mit dem Skilaufen begonnen. Und raten Sie mal, wer sich zu Weihnachten Abfahrtsskier gewünscht hat? Dann habe ich«, sie zeigte auf ihren Körper, »ganz mit dem Sport aufgehört. Es hatte ja sowieso keinen Sinn. Meine Schwester musste natürlich immer die Schlankere von uns sein, die Gesündere, die Sportlichere, die Musikalischere, die Schlauere – es war nicht zum Aushalten! Sie ist skrupellos! Sie geht über Leichen. Sie hat mir meine ersten beiden Freunde ausgespannt. Nicht, weil sie sich in sie verliebt hatte, nicht, weil sie sie wirklich haben wollte, oh nein. Nur, um mir zu zeigen, dass

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