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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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bestimme, welche Musik wir hören. Klar?!«
    Lucy zeigte auf sich und fletschte die Zähne, als hätte sie vor, ihn in die Schultern zu beißen. In ihren Worten lag so viel Wut, dass Schacht unwillkürlich ein bisschen näher an die Fahrertür heranrückte, um den Abstand zwischen sich und Lucy zu vergrößern.
    »Ich soll das Geld übergeben, nicht du! Es ist das Geld meiner Tante! Bis vor kurzem kanntest du sie nicht mal! Ob es deine Kinder sind, steht für mich auch noch lange nicht fest! Daran gibt es ja wohl erhebliche Zweifel. Und dass dieses Auto hier dir gehört, ist mir auch neu. Bis vor ein paar Monaten hat meine Ma jedenfalls die Raten dafür bezahlt, und ich kenne diesen Scheiß-Ford schon länger als dich!«
    »Was willst du damit sagen?«, brüllte er. »Was willst du damit sagen?«, und verlor für einen Moment vollkommen die Aufmerksamkeit für das Geschehen auf der Straße vor sich.
    »Dass du die Fresse halten sollst!«, brüllte sie und löste ihren Sicherheitsgurt, kletterte mit den Knien auf den Beifahrersitz und versuchte, ihren Kopfhörer zurückzuholen. Er schaltete das Radio wieder ein.
    »Siebzehn Jahr, blondes Haar, so stand sie vor mir.
    Siebzehn Jahr, blondes Haar, wie find ich zu ihr?«

    Der Raum war in hellen, erdigen Farben gestrichen. In der Ecke stand ein getrockneter Strauß aus verschiedenen Ähren, an der Wand ein gerahmtes Bild mit japanischen Schriftzeichen. Ansonsten gab es nur noch einen Sessel, über dem ein Handtuch lag und ein Buchregal, in Zweierreihen vollgestopft.
    Niemand redete. Es lief auch keine esoterische Klinkel-Klankel-Musik. Es war vollkommen ruhig. Selbst der Straßenverkehr wurde mehr eine Ahnung von Welt da draußen als ein wirkliches Geräusch.
    Beate stand am Fußende der Liege und hielt beide Hände genau in der Position über Nils Renkens Füßen, wie Silke sie platziert hatte. Sie hatte ihre Finger geschlossen, die Hand wie zu einer Schale geformt, die Wasser schöpfen will.
    Silke machte das Gleiche an Nils Renkens Kopf. Beide Frauen berührten ihn kaum, sondern hielten die Hände gut einen Zentimeter über seinem Körper. Das reiche für den Energieaustausch völlig aus, hatte Silke behauptet, und in der Tat spürte Beate, dass etwas geschah. Die Atmung der drei schien sich anzugleichen. Ohne dass sie es verabredet hatten, atmeten sie inzwischen gemeinsam ein und aus.
    Dann hielt Beate ihre Hände über Renkens Knie. Ihre Handflächen begannen zu glühen. Gleichzeitig spürte sie, dass dort ein Austausch stattfand.
    War an all dem viel mehr dran, als sie vermutet hatte?
    Beate sollte ihre Augen eigentlich geschlossen halten, um sich ganz dem Fluss in sich selbst zu widmen. Aber immer wieder schielte sie zu Nils Renkens Gesicht. Dem Mann war die Entspannung anzusehen. Was immer hier geschah, er genoss es auf eine unschuldige Art und Weise, wie ein Kleinkind.
    Beate versuchte sich vorzustellen, wie das für ihren Rupert wäre. Würde der sich überhaupt so hinlegen? Vermutlich wäre er nach wenigen Minuten eingeschlafen und würde laut schnarchen. Oder er bekäme Lust auf Sex und würde fragen, ob es nun endlich weitergehe oder ob sie ewig so herumstehen wolle.
    Mein Rupert und Reiki, dachte sie. Das ist so ähnlich wie ein vegetarischer Metzgermeister.
    Aus Nils Renkens linkem geschlossenen Auge löste sich eine Träne und lief an seiner Schläfe runter bis zu seinem Ohr.
    »Ja, ich weiß«, sagte Silke, und Beate kam es so vor, als hätte sie nie zwei Menschen gesehen, die liebevoller miteinander umgingen. Und das, obwohl sie sich nicht einmal wirklich berührten.
    Sie war so sehr in Gedanken, dass sie sich plötzlich auf Nils Renkens Knien abstützte. Er sah hoch, lächelte sie an. Sie zuckte zurück und Silke erklärte: »Es ist so viel Energie im Raum, da kann einem fast schwindlig werden. Setz dich ruhig, wenn es dir zu viel wird, Beate.«
    »Nein«, sagte sie, »das will ich nicht«, und hielt ihre Hände jetzt wieder knapp über Nils Renkens Körper. Dann begann sie selbst zu weinen. Es waren Tränen voller Glück und Rührung. Etwas in ihr geschah, und sie hatte das Gefühl, dass ihre Ehe noch nicht ganz verloren war.

    In Gelsenkirchen verfuhren sie sich auf dem Weg zu den Evangelischen Kliniken. Dann sahen sie das Musiktheater und fuhren über die Overwegstraße am Amtsgericht vorbei und fanden schließlich in der Munckelstraße einen Parkplatz.
    Die onkologische Abteilung war ganz anders, als Lucy sich so etwas vorgestellt hatte. Ein

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