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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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MP3Player so ziemlich alles an Musik, was Thomas Schacht hasste. Es waren billige Kopfhörer, und sie saßen nicht gut auf ihren Ohren. Sie hatte die Musik auf volle Lautstärke gestellt, und ob er wollte oder nicht, er bekam jeden Ton mit.
    Allein schon der Rhythmus machte ihn wütend. Er drehte das Radio laut. Schlager in NDR 1. Ina Müller kam leider nicht, dafür sang Michael Holm:
    »Mendocino, Mendocino,
    ich fahre jeden Tag nach Mendocino;
    an jeder Tür klopfe ich an,
    doch keiner kennt mein Girl in Mendocino.«
    Ohne auch nur hinzusehen, griff Lucy zum Regler und fuhr die Lautstärke so weit runter, dass er nichts mehr hörte. Nur den nervtötenden Rhythmus ihrer testosterongeschwängerten Discomucke, dazwischen das Schmatzen von ihrem Kaugummi, dessen künstlicher Himbeerduft einen Brechreiz in Schacht auslöste, war noch zu hören.
    Ganz ruhig, dachte er sich. Ganz ruhig. Sie will dich provozieren. Sie will, dass du sie aus dem Auto wirfst, und sie weiß genau, dass du dir das nicht leisten kannst, denn der Entführer will das Geld von ihr bekommen. Jetzt spielt sie ihre Macht über dich voll aus.
    Er stellte sich vor, wie es wäre, sie mit der Schaufel windelweich zu prügeln und dann im Watt zu vergraben. Zum ersten Mal seit langer Zeit war er wieder richtig stolz auf sich. Nur schade, dass er nicht allen von seiner Tat erzählen konnte.
    Fast hoffte er, dass die Polizei ihn erwischen würde, damit er endlich mit seiner Großtat angeben konnte. Gleichzeitig fürchtete er nichts mehr, als zur Verantwortung gezogen und ins Gefängnis gesteckt zu werden.
    Vielleicht gab es ja noch eine Möglichkeit, dass alles gut ausging. So provozierend, wie Lucy neben ihm saß, war für ihn völlig klar, dass sie und ihr Vater unter einer Decke steckten. Zumindest wusste sie genau, was ihr Alter getan hatte. Sie würde sich irgendwann verraten. Er würde sie nicht aus den Augen lassen.
    Hatten jetzt Lucy und die Komplizin von Müller das Ziel, die Sache zu Ende zu bringen? Noch immer sah er für sich die Möglichkeit, ein Held zu werden, wenigstens in den Augen von Gundi. Er musste die Zwillinge retten und das Geld. Dann würde alles gut werden.
    Er schielte zu Lucy rüber. Sie starrte aus dem Beifahrerfenster. Seit er sie kannte, behandelte sie ihn mit einer Mischung aus heftiger Ablehnung und heimlicher Anmache.
    Das ging soweit, dass sie, als er sich einmal im Badezimmer hinter ihr vorbei zum Spiegelschrank gedrängt hatte, ihr Handtuch fallen ließ und loskreischte, bis Gundi im Türrahmen erschien, und Lucy schrie: »Fass mich nicht an! Der soll mich nicht anfassen, Mama!«
    Das war vermutlich ihr letzter Versuch gewesen, ihn und Gundula auseinanderzubringen. Danach hatten sie geheiratet. Ein deutliches Zeichen für die Kleine, zu wem Mama hielt.
    Ich lass mich von dir nicht vorführen, dachte er grimmig. Du versuchst das doch nur, um mich bei deiner Mutter schlecht zu machen. Aber warte, damit kannst du nicht überdecken, was du getan hast.
    Es lag für ihn alles sonnenklar auf der Hand. Lucy hatte zugesehen, wie Angela Riemann, die Schlampe, mit der ihr Vater es trieb, Tina aus dem Wagen nahm und mit ihr weglief. Sie wusste genau, dass ihr Vater sich zu der Zeit in Holland befand, um sich beim Shoppen ein Alibi zu besorgen. Sie mussten noch irgendeinen anderen Mann haben, der mit ihnen zusammenarbeitete oder zumindest eine männliche Stimme auf Tonband. Später würde Lucy das Geld der Freundin ihres Vaters übergeben. Auf jeden Fall machten die irgendwie gemeinsame Sache …
    Ihr Drecksbande, dachte er. Wartet, ich werde euch …
    Noch wusste sie nicht, dass ihr Vater tot war. Sie saß provozierend selbstbewusst neben ihm. Er wusste, dass dieser Zustand nicht mehr lange halten würde.
    Ich werde es genießen, wenn du es erfährst, freute er sich, und mal sehen, vielleicht tröste ich dich sogar.
    Er fuhr den Lautstärkeregler des Radios wieder hoch. Udo Jürgens sang: » Siebzehn Jahr, blondes Haar … «, doch schon nach wenigen Tönen schnellte Lucys Hand vor, und sie schaltete das Radio ganz aus.
    Jetzt reichte es ihm. Er steuerte mit links, packte mit rechts Lucys Kopfhörer und riss ihr das plärrende Ding von den Ohren. Er warf es nach hinten.
    Lucy kreischte: »Äi, spinnst du?«
    Der Lärm aus den Ohrknöpfen schrillte jetzt noch lauter durch den Fahrzeuginnenraum.
    »Das ist mein Auto«, stellte er klar. »Ich bin hier der, der den Führerschein hat. Ich bringe uns nach Gelsenkirchen. Und ich

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