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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Prozent Polyester. Ann Kathrin fragte sich, was Frau Dr. Hildegard bis eben gerade getan hatte. Der Fernseher lief nicht, es lag kein aufgeschlagenes Buch herum. Es gab kein halbvolles Weinglas, keine Kaffeetasse. Die Wohnung machte in ihrem aufgeräumten Zustand einen fast unbewohnten Eindruck.
    Frau Professor Dr. Hildegard trug halbhohe Schuhe, mit denen sie genauso gut in die Oper hätte gehen können. Außerdem ein leichtes, knielanges Kleid mit Spaghettiträgern.
    Es war ein raffiniertes Kleid, fand Ann Kathrin, locker, sportlich, leicht, aber durchaus geeignet, um damit an gesellschaftlichen Anlässen teilzunehmen.
    Alles an der Frau wirkte überlegt, durchdacht, ja, gestylt. Sie wusste genau, wie es ging, zeigte ihre Reize, ohne auch nur im Geringsten billig zu wirken.
    War sie die Wuchtbrumme, von der der alte Herr Böckler im Seniorenheim gesprochen hatte? Am liebsten hätte Ann Kathrin ihr die Frage einfach so gestellt.
    Weller bemühte sich, woandershin zu gucken, er wollte nicht, dass Ann Kathrin ihn dabei erwischte, wie er die körperlichen Vorzüge dieser Frau taxierte, denn er wusste, wie allergisch Ann Kathrin auf so etwas reagierte.
    Ann Kathrin folgerte aus der Situation im Eingangsbereich, in der Küche und im Wohnzimmer, den Räumen, die sie einsehen konnte, dass Professor Dr. Hildegard bis vor wenigen Minuten die Zeit in einem anderen Zimmer verbracht hatte. Vielleicht war sie auch nicht einmal alleine, oder für wen hatte sie sich um diese Tageszeit so schick gemacht?
    Weller eröffnete das Gespräch: »Wir haben noch einige Fragen an Sie, Frau Dr. Hildegard. Es geht um die Zwillinge.«
    Sie bot großzügig Platz auf ihrer Wohnzimmercouch an und setzte sich selbst in den Sessel.
    »Ich habe alles, was ich über die Moorleichen weiß, in meinen Bericht geschrieben. Wenn ich etwas Neues erfahre, informiere ich Sie natürlich sofort …«
    Ann Kathrin hakte nach: »Es geht nicht um die Moorleichen, sondern um das Zwillingspärchen, das in Norden und Norddeich entführt wurde: Ina und Tina Müller.«
    Frau Dr. Hildegard zeigte ihre offenen Handflächen vor und machte einen demonstrativ erschrockenen Eindruck. »Mein Gott – sind sie tot? Ich komme sofort in die Pathologie. Man hätte mich doch informieren müssen!«
    »Nein, Sie sollen keine Obduktion durchführen, sondern unsere Fragen beantworten. Wir haben die Kinder noch gar nicht. Wir suchen sie.«
    »Und da kommen Sie zu mir?«
    Ann Kathrin und Weller nickten gleichzeitig. Dann zählte Ann Kathrin es an ihren Fingern auf: »Erstens, die Kinder wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Frau entführt. Zweitens, eine Frau hat versucht, aus der Elisabeth-Klinik in Oldenburg Zwillinge zu entführen.«
    »Ich weiß. Dort arbeitet meine Schwester.«
    »Ihre Zwillingsschwester«, ergänzte Ann Kathrin und zählte weiter: »Drittens, wer auch immer unsere Moorleichen ausgestopft hat, die Person muss etwas von Chirurgie verstehen und das entsprechende Werkzeug haben.«
    Frau Professor Dr. Hildegard lachte gekünstelt auf, und ihr Gesicht verzog sich zu einer schiefen Fratze. »Ach, und jetzt glauben Sie, ich hätte Ihre Zwillinge entführt, um sie zu plastinieren und dann ins Moor zu werfen? Frau Klaasen, ich weiß, dass Sie als Kommissarin einige spektakuläre Fälle gelöst haben und weit über Ostfriesland hinaus bekannt sind, aber jetzt fangen Sie an, an Ihrem eigenen Ast zu sägen und sich lächerlich zu machen.«
    Ann Kathrin antwortete mit einer Gegenfrage: »Dürfen wir uns mal Ihr Haus anschauen, Frau Professor?«
    »Ich hoffe, Sie haben dafür eine richterliche Anordnung?«
    »Nein«, sagte Ann Kathrin, »haben wir nicht. Wir hofften auf Ihr Verständnis und Ihre Mitarbeit. Wir haben doch alle ein Interesse daran, dass der Verdacht, der hier auf Sie fällt, so schnell wie möglich weggewischt werden kann.«

    Eigentlich hatte Rupert einen Termin beim Norddeicher Shantychor, um in der alten Polizeistation vorzusingen, aber das hatte er völlig vergessen. Andere Dinge waren übermächtig geworden.
    Er wollte ein Zusammentreffen zwischen Frauke und Beate verhindern. Wenn er vor die Wahl gestellt werden würde, so würde er sich auf jeden Fall für Beate entscheiden, das war ganz klar für ihn. Frauke war ein Abenteuer. Mehr nicht.
    Während er fuhr, griff er sich unwillkürlich an den Hals, an die Stelle, wo Frauke ihn nach der ersten Liebesnacht mit der Nagelfeile verletzt hatte. Während der Fahrt nach Warsingsfehn wählte er

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