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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Kathrin erwartete nicht, im Keller großartige Hinweise zu finden. Frau Dr. Hildegard war in der Lage, ihrem merkwürdigen Hobby in der Pathologie zu frönen. Dort, wo es niemandem seltsam vorkam, wenn Leichen herein- und herausgebracht wurden. Wo es Kühlräume gab und alle technischen Möglichkeiten …
    Wie verrückt muss jemand sein, um so etwas zu machen, dachte Ann Kathrin. Hat sie uns die ganze Zeit in Atem gehalten? War sie es alleine oder hat sie Komplizen? Arbeitet sie vielleicht gar mit dieser Putzfrau zusammen?
    Nein. Ann Kathrin verwarf den Gedanken gleich wieder. Dann hätte sie ihre Komplizin nicht so leicht ans Messer geliefert. Denn der nächste Weg würde ja wohl zu ihr führen.
    Oder war das alles von vornherein so gedacht? Arbeiteten die beiden zusammen, und Frau Dr. Hildegard wusste genau, dass die Sache eines Tages auffliegen würde? Dann könnte sie bei den Ermittlungen sogar mithelfen, zur Überführung der Täterin beitragen, und man würde alles als Hirngespinste abtun, wenn sie belastet werden würde. Denn wer einmal als verrückt abgestempelt wird, dem glaubt keiner mehr. Und wer immer das getan hatte, war verrückt …

    Um einen Moment Ruhe vor Frauke zu haben und sich und seine Gedanken sortieren zu können, behauptete Rupert, dringend zur Toilette zu müssen.
    Frauke zeigte ihm den Weg. Er fand es ein bisschen merkwürdig, ja ärgerlich, dass die Tür nicht abzuschließen war. Brauchte Frauke gar keine Privatsphäre? Machte es ihr nichts aus, wenn ihr Mann hereingelatscht kam und sie saß auf der Toilette? Was war mit den Kindern? Ließen die sich das auch so einfach gefallen? Wie alt waren sie überhaupt?
    Rupert sah Windeln herumliegen. Kann es sein, dass sie so kleine Babys hat?, dachte er. Er hatte sich ihre Kinder älter vorgestellt. Mindestens schon als Vorpubertierende.
    Vielleicht bildete er sich das nur ein, aber er nahm in der Ferne etwas wahr, wie das Schreien seiner Frau in höchster Not. Das konnte doch nicht sein …
    Er hatte sie oft herumbrüllen gehört. Er wusste, wie sich ihre Stimme anhörte, wenn sie sauer war oder beleidigt. Aber das hier war anders … Es kam ihm unwirklich vor und sehr weit weg.
    Spielte sein Verstand ihm einen Streich? War er einfach überarbeitet und übernächtigt? War der Stress der letzten Tage zu viel für ihn gewesen?
    Was, verdammt, soll ich jetzt machen, fragte er sich.
    Frauke öffnete die Tür.
    »Würdest du bitte draußen bleiben, bis ich …«
    »Du musst gar nicht«, sagte sie. »Mach mir nicht länger was vor. Du weißt doch längst Bescheid. Komm mit.«
    Sie packte ihn, und er staunte über ihre Kraft. Sie zog ihn mit sich. Er fiel fast die Treppe runter. Es war dunkel und roch modrig.
    Das kalte Neonlicht hinter der Kellertür machte es ihm einen Moment schwer, sich zu orientieren. Was er dann sah, überstieg für ein paar Sekunden seinen Verstand.
    Eine nackte Frau, auf deren Körper etwas eingezeichnet worden war, lag auf einem silbernen Operationstisch und starrte ihn an. Diese Frau hatte keinerlei Ähnlichkeit mit seiner Beate. Aber er erkannte Beates Stimme. Sie war sehr leise und krächzte kaum hörbar: »Hilf mir. Sie ist verrückt. Völlig verrückt.«
    »Dies ist die Stunde der Entscheidung«, sagte Frauke. »Sag ihr, dass du mich liebst, Geliebter. Und dass du mit mir gehen wirst, wohin immer das Leben uns treibt.«
    Rupert spürte eine scharfe Klinge an seinem Hals. Gleichzeitig schmiegte sich Frauke aber liebevoll an ihn, so als sei beides möglich. Einerseits, in den nächsten Minuten auf dem Kellerboden zu verbluten oder darauf wilden, hemmungslosen Sex zu haben.
    Rupert schaffte es, Beate in die Augen zu sehen, und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wirklich von ihm gesehen.
    Die Klinge am Hals diktierte seine Worte: »Klar. Ich werde überall mit dir hingehen. Ich habe mich für dich entschieden. Das weißt du doch.«
    Sie reagierte anders, als er gehofft hatte.
    »Du lügst!«, schrie sie und rammte ihr Knie in seine Geschlechtsteile. »Du bist ein gottverdammter Lügner! Du willst mich auch verlassen, so wie alle anderen! Aber warte nur, nach der Verwandlung wirst du bei mir bleiben! Wir werden jeden Tag im Kreis unserer kleinen Familie sitzen. Ich werde deine Haut pflegen, dir die Fingernägel schneiden und die Haare. Weißt du, dass die Haare immer noch weiterwachsen, auch wenn die ekligen Innereien den Körper schon lange verlassen haben?«
    Rupert krümmte sich. Er griff nach seiner

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