Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
nicht sicher. Vielleicht waren sie auch gekauft. Aber sie war irgendwie mächtig stolz darauf.«
    Ann Kathrin machte sich Notizen in ein kleines, schwarzes Buch. Darauf stand: Buchhandlung Lesezeichen. Sie benutzte einen leichten Lamy-Patronenfüller. All das registrierte Holger Bloem, und je genauer er auf solche Details im Hier und Jetzt achtete, umso klarer kamen seine Erinnerungen zurück.
    »Sie kannte die Kinder«, sagte er. »Sie wusste sogar, dass eines der Mädchen keinen Knoblauch mochte oder eine Allergie hatte. Jedenfalls wollte sie für dieses Mädchen ein Stück ohne Bärlauch machen.« Er freute sich über seine genauen Beobachtungen. »Sie hatte auch frische Kräuter dabei. Er hat alles beschnuppert. Sie waren beide so Geruchsmenschen.«
    Ann Kathrin fragte nach: »Sie hat also für ihn und die Kinder gekocht?«
    »Ja, und das nicht zum ersten Mal.«
    »Sie war eine Chirurgin. Sie kannte die Kinder, und sie war Pilzsammlerin.«
    »Ja. Ist das wichtig?«
    »Vielleicht, um sie zu finden. Je mehr ich über sie weiß, umso leichter ist es, sie zu …«
    Bloem lachte. »Aber ich weiß, wie sie heißt. Sie stellte sich als Hildegard vor, und ich dachte erst, das ist für eine Frau in ihrem Alter aber ein ungewöhnlicher Name. Unter Hildegard stelle ich mir eine Frau um die sechzig vor. Außerdem dachte ich, weil sie mir ihren Vornamen gesagt hatte, sei das ein Angebot, sie zu duzen. Das hätte in diese ganze lockere Atmosphäre gepasst. Es war dann aber nicht so. Sie hieß mit Nachnamen Hildegard.«
    Als Bloem den Namen sagte, lief ein Kribbeln über Ann Kathrins Haut. Manchmal, wenn sich ein Kreis schloss oder ein fehlendes Puzzlestück gefunden wurde, reagierte ihr Körper so.

    Nachdem sie ihre Mutter im Krankenhaus besucht hatte, fuhr Ann Kathrin nach Aurich in den Fischteichweg und bat Ubbo Heide um ein Gespräch. Sie waren alleine in seinem Büro, und er schloss das Fenster, um störende Geräusche auszuschließen.
    Sie sah sehr ernst und angespannt aus. Ubbo rechnete damit, dass sie ein paar freie Tage beantragen würde, um sich um ihre Mutter zu kümmern und wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Er war nur zu gern bereit, ihr den Wunsch zu erfüllen. Aber dann überraschte sie ihn mit einer ganz anderen Bitte.
    »Wir wissen zu wenig über solche Täter, Ubbo. Wir haben nie einen zu Gesicht bekommen.«
    Er streckte die Beine unter dem Schreibtisch aus und entledigte sich fast unbemerkt seiner Schuhe. Er spreizte die Zehen in den Socken. Seit Tagen hatte er das Gefühl, sein Blut würde nicht mehr richtig zirkulieren. Die Beine wurden schwer, und die Zehen schienen abzusterben.
    »Nun, diese Cosel-Sache ist lange her«, sagte er und hätte fast wohlig gestöhnt, weil er, kaum aus den zu engen Schuhen raus, spürte, wie wieder Blut in seine Zehen schoss.
    »Es gibt einen Fall in Nischni Nowgorod, ein Mann hat sechsundzwanzig Frauenleichen ausgegraben und sie in seine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung gebracht. Er hat mit den mumifizierten Leichen gelebt. Sie gekleidet und …«
    »Ann, was willst du?«
    »Einer von uns muss hin und mit den Kollegen sprechen. Am besten mit dem Täter selbst.«
    Sie schaffte es immer wieder, ihn zu verblüffen.
    »Du willst allen Ernstes eine Dienstreise nach Russland machen, um mit einem inhaftierten Straftäter zu reden?«
    Sie druckste herum. »Ich muss ja nicht fahren. Es ist schwierig, wegen meiner Mutter.«
    »Wen soll ich schicken? Rupert?«
    Sie hob abwehrend die Hände.
    Ubbo Heide ging die Sache ganz professionell an. Er war der Überzeugung, dass Ann Kathrin froh wäre, wenn er sie von dem Druck befreite. In ihrem Streben nach Perfektion wollte sie natürlich alles wissen und von jeder Erfahrung profitieren. Sie machte sich selbst verrückt, sie hatte Angst, einen Fehler zu machen, das sah er ihr an.
    »Glaubst du denn, dass dieser Russe etwas mit unserem Leichenfund zu tun hat?«
    »Nein. Er hat die Frauen nicht ausgestopft, sondern irgendwie anders … haltbar gemacht.«
    »Präpariert«, verbesserte Ubbo.
    »Ja, aber ich will verstehen, wie so einer tickt.«
    Er tat, als würde er es wirklich in Erwägung ziehen, sie fahren zu lassen.
    »Gibt es Flüge nach Nischni Nowgorod?«
    Sie wusste es nicht. Daraus folgerte er, dass sie gar nicht ernsthaft daran dachte, hinzufliegen. Sie wollte nur, dass jemand anders, nämlich er, die Verantwortung dafür übernahm, dass die Erfahrungen aus Nischni Nowgorod nicht ausgewertet wurden.
    »Wo liegt Nischni Nowgorod

Weitere Kostenlose Bücher