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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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er. »Das gibt es. Einmal habe ich mit Renate eine Reise nach Tunesien gemacht. Auf einem Markt in Hammamet hat mir ein Araber mit so einem Tuch auf dem Kopf Renate abkaufen wollen. Er hat mir zweihundert Kamele geboten!«
    Ann Kathrin sah ihn an. »Er hat dir zweihundert Kamele für deine Frau geboten?«
    »Ja. Und ich Idiot hab Nein gesagt.«
    Er lachte über seinen eigenen Witz. Ann Kathrin trat zur Seite, so dass die Sonne durchs Fenster jetzt in seine Augen schien und ihn blendete.
    Rupert öffnete die Tür und flachste: »Nett, dass ihr beiden es euch so gut gehen lasst. Arbeitet noch einer von euch hier? Wir haben da nämlich eine Dienstbesprechung. Ich glaub, die Party heute Abend und das Wellnesswochenende könnt ihr absagen.«
    »Was ist denn los?«
    »Der Entführer von Tina Müller hat sich gemeldet.«

    Ubbo Heide kam hinter dem Schreibtisch hoch, als sei er gestürzt. Aber er hatte nur ein paar Kniebeugen gemacht, um sich in Form und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Jetzt war ihm das Ganze ein bisschen unangenehm. Ann Kathrin lächelte: »Mach ruhig weiter. Wir sollten alle mehr Sport treiben. Meine Gelenke rosten auch schon ein.«
    »Wieso auch?«, fragte Weller und glaubte, das sei eine Anspielung auf seine eigene Unsportlichkeit.
    Rieke Gersema betrat kurz nach den beiden den Raum. Sie sah verheult aus, und Weller tippte auf eine Beziehungskrise, tat aber so, als sei es ganz normal, dass die Kollegin mit schwarzen Rändern unter den Augen, Schniefnase und verschmiertem Make-up an einer Dienstbesprechung teilnahm.
    Ubbo Heide legte die Fakten schnell auf den Tisch: »Der Täter hat sich um vierzehn Uhr fünfzehn auf dem Handy von Lucy Müller gemeldet. Der Anruf kam von der Telefonzelle direkt vor der Norder Post. So viel wissen wir schon. Er fordert zweihunderttausend Euro und hat ihnen verboten, mit uns zusammenzuarbeiten, sonst würde Tina Müller sterben.«
    Rupert saß ganz gerade auf seinem Stuhl. Er hatte etwas von einem Schießhund an sich. Er trommelte mit den Fingern einen nervösen Takt auf den Besprechungstisch, was alle nervte. Er selbst schien es aber gar nicht zu bemerken, so als seien seine Finger selbstständige, von ihm unabhängige Wesen, die keine Lust mehr hatten, sich in diesem Raum aufzuhalten, und am liebsten abhauen würden.
    »Das ist ungewöhnlich«, sagte Ann Kathrin. »Der Entführer ruft also die pubertierende Tochter an, nicht den Vater oder die Mutter.«
    Ubbo Heides Augen erhellten sich, und er nickte. Es war eine Freude für ihn, Ann Kathrin zuzuhören, wenn sie kombinierte und aus den wenigen vorhandenen Fakten eine Theorie entwickelte.
    »Die Frage ist erstens, warum der Entführer das tut, und zweitens, woher hat er ihre Handynummer?«
    »Vielleicht hat sie sie auf Facebook veröffentlicht. Die Kids sind doch heute alle Mitglieder in irgend so einer Social Community«, sagte Rupert und benahm sich dabei merkwürdig gockelhaft.
    Ubbo Heide gefiel die Aussage nicht. »Vielleicht«, schimpfte er, »ist ein schönes Wort für den Wetterbericht oder für Politiker. Wir sind Kriminalisten. Wir brauchen abgesicherte Fakten!«
    Erst jetzt kam Sylvia Hoppe zur Besprechung. Sie wirkte abgehetzt, aber energiegeladen. Sie hatte ihr T-Shirt mit Milchreis bekleckert, und weil es ihr peinlich war, so an der Besprechung teilzunehmen, hatte sie ihre neue Fleecejacke übergezogen und den Reißverschluss fast bis zum Hals geschlossen. Die Jacke war viel zu warm. Sie hatte das Gefühl, ihre Haut würde darunter Blasen werfen, und durch die elende Treppensteigerei und das Gehetze durch die Flure schwitzte sie sowieso. Während sie sich in der Runde umsah, machte sie sich Gedanken darüber, ob das schon der Beginn der Wechseljahre sein könnte.
    Immer, wenn sie schwitzte und schlechte Laune hatte, war das eine Steilvorlage für ihren letzten Ehemann gewesen, den sie mit Vorliebe »den Blödmann« nannte, wenn sie über ihn sprach. Er hatte ihr dann jedes Mal unter die Nase gerieben, das seien vermutlich die Wechseljahre, wobei er das Wort aussprach, als läge ein Vorwurf darin, als sei irgendeine schuldhafte Handlung darin verborgen. Sie war froh, sich von ihm getrennt zu haben.
    Man sollte mit Idioten nicht länger zusammenleben als unbedingt nötig. Dieser Wahlspruch hing seitdem bei ihr zu Hause an der Wand. Sie hatte ihn selbst mit bunten Buchstaben und vielen Wasserfarben aufgemalt und sich das Bild zur Scheidung geschenkt.
    Sie wehrte den Gedanken an ihren Ex ab und zupfte am

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