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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Da liegt die Idee nahe, finden Sie nicht?«
    Er stöhnte, wobei seine Lunge einen Pfeifton von sich gab, als hätte er jahrelang handgerollte kubanische Zigarren auf Lunge geraucht.
    »Ja, ich halte das durchaus für denkbar, ja, für sogar wahrscheinlich. In der fraglichen Zeit waren meine Frau und ich intim miteinander. Alles schien sich wieder zum Guten zu wenden. Im Grunde könnten wir längst wieder zusammen sein, wenn dieser Thomas Schacht nicht …«
    Rupert schaltete sich ein. »Glauben Sie, dass der Entführer weiß, dass Sie als Vater in Frage kommen?«
    Wolfgang Müller sah jetzt ratlos aus. »Hätte er dann nicht versucht, mich zu erpressen?«

Kind, das ist nicht nett von dir. Weißt du, wie ich rumgefahren bin, um dir dieses Essen zu besorgen? Hast du überhaupt irgendeine Vorstellung davon, unter welchem Druck ich stehe? Weißt du, was ich riskiere? Ich hätte verhaftet werden können oder einfach einen Unfall haben. Was soll dann aus dir werden? Du würdest hier liegen und einfach verhungern. Ja, nach so einer leckeren Milch würdest du dich sehnen!
    Hast du nicht mehr genug Kraft, zu saugen, oder warum stellst du dich so an? Ja, das kommt davon, wenn man so viel herumschreit. Schließlich gefährdest du damit nicht nur meine Nerven und deine Gesundheit, sondern auch unsere Sicherheit.
    Seitdem ich dich geholt habe, machst du mir eigentlich nur Schwierigkeiten, geht das nicht rein in deinen kleinen Kopf? Wie kann man nur so egoistisch sein? Ich opfere mich auf für dich, und du, was machst du?
    Willst du es nochmal mit meiner Brust versuchen? Okay, einmal noch …
    Wir wollen doch eine Familie werden, da muss jeder etwas geben und etwas nehmen. Wir müssen uns alle Mühe geben, damit wir zusammenwachsen in diesen schweren Zeiten.

    Thomas Schacht reagierte wie jemand, der genau Bescheid weiß, was läuft, und die Lage bis ins kleinste Detail blickt.
    Er nickte fast zufrieden, wie jemand, der endlich recht behalten hat, nachdem er lange für seine Meinung verspottet worden ist.
    »Na, das ist gut: jetzt will der Drecksack sich also auch noch das Geld von Tante Mia holen.«
    Ann Kathrin fand Thomas Schacht sehr überzeugend, und er brachte einen neuen Namen ins Spiel.
    »Wer ist Tante Mia?«
    »Ach, wissen Sie das nicht?«
    Er sah Gundula mit einer Mischung aus Verachtung und Unverständnis an, als könne er nicht glauben, dass sie der Kommissarin noch nicht von Tante Mia erzählt hatte. Mit dem Kopf deutete er in die Richtung seiner Partnerin.
    »Hat sie Ihnen das etwa verschwiegen?«
    Gundula reagierte nicht. Sie saß wie versteinert da und hielt ihr Kind auf dem Arm.
    »Tante Mia ist, wie man unschwer herausfinden kann, die Tante von Gundula. Sie hat ein Magenkarzinom, und ihre Lebenserwartung geht nicht weit übers Weihnachtsfest hinaus. Sie vergöttert die Kleinen.«
    Er wippte nervös mit dem Fuß und sah Ann Kathrin erwartungsvoll an, so als müsse diese jetzt augenblicklich eine überfällige Entscheidung treffen.
    »Und Tante Mia hat zweihunderttausend Euro?«
    »Dreihundertvierundzwanzigtausend, um es genau zu sagen. Auf einem Tagesgeldkonto bei der Sparkasse. Sie hatte ein Friseurgeschäft auf der Bochumer Straße in Gelsenkirchen, und als Selbstständige hat sie immer fleißig in eine Lebensversicherung einbezahlt, um im Alter nicht ohne was dazustehen.«
    »Und Sie glauben, der Entführer weiß das und will an dieses Geld?«
    Er lachte. »Ja, was denn sonst? Der Drecksack denkt sich, wenn ich schon Gundula nicht zurückkriege, dann koch ich sie wenigstens richtig ab. Denn über kurz oder lang würde Gundula das Geld ja schließlich erben. Das ist ihm vermutlich erst klar geworden, nachdem er sie verlassen hatte. Dumm gelaufen für ihn. Und jetzt möchte er gerne Kasse machen. Tante Mia wird die Kohle sofort rausrücken, das weiß er doch. Die alte Dame hat ohnehin das ganze Geld für ihre Nichte und die Großnichten zurückgelegt. Damit sollte die Ausbildung von Lucy finanziert werden, und den Zwillingen sollte es gut gehen. Die gute Tante Mia ist eine sparsame Frau, und sie wird ihr Vermögen kaum aufbrauchen, bevor sie den Löffel abgibt.«
    Gundula schüttelte missbilligend ihren Kopf und starrte Thomas Schacht an. Eine Träne rollte über ihre Wange, sie schien es aber nicht zu bemerken.
    Weller reichte ihr ein Taschentuch. Sie nahm es, und dann erst fiel ihr auf, was geschehen war. Sie wischte sich die Augen, putzte sich die Nase und knüllte das Taschentuch in ihrer Hand zusammen.

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