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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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gebracht. Manche brauchten, wenn sie in die Enge getrieben wurden, einfach etwas Süßes ...
    Als Weller die Zelle von Henn betrat, sah er ihn zunächst gar nicht. Er hatte sein Hemd in Fetzen gerissen, sich daraus einen Strick gebastelt und baumelte nun an den Gitterstäben. Er hatte die Augen auf und starrte Weller an. Seine Füße zitterten.
    »O nein«, schrie Weller, »so einfach kommst du mir nicht davon!«
    Er ließ die Tüte mit den Fischbrötchen fallen, sprang hin und hob Henn an. Dann brüllte Weller: »Hilfe! Hilfe! Ich brauche Hilfe! Der Drecksack versucht, sich heimlich vom Acker zu machen!«
    Rupert stürmte herein, zertrat das Krabbenbrötchen und rutschte darauf aus. Er knallte Weller vor die Füße, stand aber sofort wieder auf, kramte sein Schweizer Offiziersmesser hervor und hatte Mühe, die Klinge herauszuziehen. Er war so nervös, dass dabei einer seiner Fingernägel abbrach.
    »Mensch, mach!«, schimpfte Weller.
    Dann schnitt Rupert Henn los. Als der Stoff durchtrennt war, ließ Weller Henn fallen.
    Henn hustete. Er kroch auf dem Boden ein paar Schritte nach vorn, hielt sich den rechten Arm fest, dann kniete er an der Bettpritsche und klagte Weller an: »Sie haben mir den Arm gebrochen, Sie Idiot!«
    Weller sah Rupert an und sagte: »Der hat eine nette Art, sich zu bedanken, dass wir ihm das Leben gerettet haben, findest du nicht?«
    »Soll ich ihm eine reinhauen?«, fragte Rupert.
    »Gute Idee.«
    Rupert holte aus. Henn hob seinen linken Arm, um sein Gesicht zu schützen.
    Weller stoppte Rupert. »Nur leider sprechen die Dienstvorschriften dagegen.«
     
    Ann Kathrin Klaasen hörte zunächst nichts. Sie spürte nur den Luftzug. Sie musste ihm irgendein Angebot machen. Sie war entschlossen zu bluffen.
    Sie wollte ihm vorlügen, ihr Tod würde ihm gar nichts nützen, denn sie hätte alle Recherchen bei einem Notar hinterlegt. So, wie der drauf war, versuchte er dann garantiert erst einmal, den Namen des Notars aus ihr herauszuprügeln, um ihn dann genauso aus dem Weg zu räumen. Aber immerhin, es war eine Möglichkeit, Zeit zu gewinnen. Er musste erst von der Insel herunter, und sie erhoffte sich, eine Weile alleine mit Ailin sein zu können. Sie würde diese Frau dazu bringen, sie zu befreien, da war sie ganz sicher. Einmal aus Käfers Fängen befreit, würde die Frau sich auf ihre Seite schlagen. Solange er im Raum war, konnte sie natürlich nicht mit Ailin rechnen.
    Sie war entschlossen, ihm klar in die Augen zu blicken, und versuchte, sich in der Schaukel so zu positionieren, dass sein Gesicht nicht gleich zwischen ihren gespreizten Beinen auftauchte, sondern dass er sie zunächst ansehen musste.
    Sie würgte an dem Ball in ihrem Mund. Ihr rechter Arm war eingeschlafen und so sehr sie versuchte, die Faust zu ballen und wieder Blut in den Arm zu pumpen, blieb dort nur ein beängstigend dumpfes Gefühl, nicht einmal ein Kribbeln.
    Sie hörte die Schritte und dann stand Beukelzoon vor ihr. Er
stellte seinen Rucksack mit einer lässigen Bewegung auf den Boden vor dem Bett ab, lehnte sich an die Wand und sah Ann Kathrin lächelnd an.
    Ann Kathrins Gehirn raste. Was hatte das zu bedeuten?
    »Das versteht Käfer also unter ›sich noch ein bisschen mit Ihnen zu amüsieren‹. Wenn Sie gestatten, Frau Klaasen, werde ich Sie jetzt aus dieser misslichen Lage befreien.«
    Er ging einmal ums Bett herum, trat hinter sie und öffnete die Lederschnalle hinter ihrem Kopf. Sie spuckte den Latexball aus.
    Beukelzoon nahm die Digitalkamera an sich und schaute sich im Display die Bilder an.
    »Er hat Sie fotografiert. Das ist eine Leidenschaft von ihm. Er fesselt Frauen und fotografiert sie dann. Andere Männer sammeln Eisenbahnmodelle … «
    Beukelzoon schien alle Zeit der Welt zu haben und hatte es überhaupt nicht eilig, Ann Kathrin aus der Schaukel zu holen. Immerhin bekam sie jetzt besser Luft.
    Das Sprechen fiel ihr schwer: »Holen Sie mich hier runter, verdammt nochmal!«
    »Ja natürlich, ich bitte Sie nur um ein bisschen Geduld. Ich bin mit solchen Dingen nicht so sehr vertraut wie Sie … Entschuldigung, wie Ihr Freund Käfer.«
    »Käfer ist nicht mein Freund.«
    »Nein? Wie würden Sie das denn nennen? Sie sind in seinem Haus, Sie hängen devot in der Liebesschaukel und warten auf ihn … Sie haben doch nicht auf mich gewartet, Frau Klaasen, oder?«
    »Holen Sie mich endlich hier runter!«
    Er zog sein Knie an und stellte den rechten Fuß aufs Bett. Er rollte sein Hosenbein hoch und darunter kam

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