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Ostfriesensünde

Ostfriesensünde

Titel: Ostfriesensünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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schauspielern. Trau nie dem Gesicht einer Frau. Sie legt dich herein. Bei Frauen ist das eine Charaktersache.«
    Ein Glück, dass Ann Kathrin nicht da ist, dachte Weller, die würde ausflippen.
    Aber Rupert war noch lange nicht fertig. Die eigentliche Erkenntnis hatte er noch gar nicht mitgeteilt. »Bei Frauen darfst du nicht ins Gesicht gucken, das bringt gar nichts. Aber ihr Hintern verrät alles.«
    Holger Bloem und Weller sahen sich an. In Bloems Gesichtsausdruck lag die Frage: Wird das hier ein Herrenwitz, oder ist das eine ernst zu nehmende Besprechung?
    Huberkrans Gesicht war bewegungslos. Das Wort »Pokerface« kam Holger Bloem in den Sinn.
    »Ihr Hintern?«, fragte Huberkran nun nach.
    »Ja. Frauen mit so einem birnenförmigen Hintern sind verlogen und intrigant.«
    Während Rupert einen solchen Hintern mit beiden Händen in der Luft modellierte, sah Weller hinter Rieke Gersema her und fragte sich, ob ihr Po birnenförmig war.
    Aber Rupert klärte die Sache schon weiter auf: »Diese runden
Christbaumkugeln, wie wir sie da gerade sehen ...«, er zeigte auf Rieke Gersema, »deuten auf eine narzisstische Persönlichkeit hin. Die trainieren hart für ihren Knackarsch und wollen Bewunderung. Aus denen kriegt man schnell alles raus, wenn man sie zu nehmen weiß und bei ihrer Eitelkeit packt. Die Flachärsche sind schwierig. Machen einen auf Kumpel, versuchen aber, dich einzuseifen. Die richtig dicken runden, die sind am ehrlichsten. Eine lust- und genussbetonte Besitzerin, die keinen Ärger will, zuverlässig mit der Polizei zusammenarbeitet und als Zeugin sehr genaue Details beobachtet.«
    »Darf ich das so zitieren?«, fragte Holger Bloem, erstaunt, welche Abgründe sich hier vor ihm auftaten.
    Huberkran zog Holger Bloem zur Seite. »Sie sind Journalist, nicht wahr?«
    »Ja. Holger Bloem, Ostfrieslandmagazin.«
    Huberkran hielt Bloem seine Visitenkarte hin. »Wenn Sie Fragen haben oder irgendetwas wissen wollen … Ich bin jederzeit für Sie da.«
    »Danke. Das weiß ich zu schätzen.«
    »Was Sie da gerade gehört haben, hat der Kollege nicht so gemeint.«
    »Hörte sich aber sehr ernst an. Sozusagen nach der neuesten kriminalpsychologischen Erkenntnis. So etwas interessiert unsere Leser bestimmt.«
    »Bitte, Herr Bloem, ich flehe Sie an. Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass der Kollege eine Flasche ist. Ein echter Blindgänger. Der spricht nicht für uns und der ist auch für nichts repräsentativ. Der ist einfach nur ein blöder Schwätzer.«
    »Hm«, sagte Bloem nachdenklich und strich sich über den sauber ausrasierten Kinnbart. »Ein blöder Schwätzer?«
    »Ja, aber um Himmels willen zitieren Sie mich jetzt nicht in Ihrer Zeitung.«
    »Wenn ich das vorhin richtig verstanden habe, dann ist dieser
blöde Schwätzer doch so etwas Ähnliches wie der Chef der SOKO Maurer.«
    »Nein, verflucht«, regte Huberkran sich auf. »Ist er nicht. Das bin ich.«
     
    Dr.Gaiser erwachte in völliger Dunkelheit auf einem feuchten Betonboden. Er dachte zunächst, er sei tot. Er wunderte sich über die Situation. Er glaubte an ein Leben nach dem Tod, aber er hatte es sich anders vorgestellt.
    Er wusste seinen Namen. Er sagte ihn vor sich hin: »Dr.Onno Gaiser. Ich bin Dr.Onno Gaiser aus Leer. Meine Mutter hieß Thekla, meine Frau Rose.«
    Es schien so zu sein, dass sich die Seele nach dem Tod an alles erinnerte.
    Dann erst, als er trocken husten musste und der Kopfschmerz zu wummern begann wie eine defekte Dampflok, wurde ihm klar, dass er noch lebte. Fast gleichzeitig sprang die Angst ihn an wie ein wildes Tier, das in der Ecke gelauert hatte und ihm nun den Hals durchbeißen wollte.
    Seine Lunge rasselte, dann gingen seine Versuche, nach Luft zu schnappen, in ein Fiepen über. Er wollte gegen die Wände schlagen und brüllen, doch er war wie gelähmt. Bewegungslos hockte er mit dem Rücken an die Mauer gelehnt da, den Kopf in den Nacken gelehnt, den Mund weit aufgerissen. Sein Herz raste und steigerte so die Panik noch mehr. Er befürchtete, hier in diesem feuchten, lichtlosen Raum an einem Herzinfarkt zu sterben, falls er nicht vorher erstickte.
    Vielleicht waren Minuten vergangen oder auch Stunden. Sein Herz hatte die Attacke erstaunlich gut überstanden und sich beruhigt, aber seine Gefühle fuhren Achterbahn, und ein Teil seines Verstandes neigte immer noch zu der Annahme, das Ganze sei ein böser Traum, nicht die Wirklichkeit.
    Wahrscheinlich hatte Lennart ihm etwas in den Ostfriesentee
gekippt. Ein paar Tropfen

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