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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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durch das Fenster habe ich dich am Boden liegen gesehen. Du warst verletzt.«
    »Dann hat mich Gregorian nur deshalb in die Hütte geschafft, um dich dort zu überwältigen?«
    Und um uns später zu entsorgen, dachte sie. Laut sagte Pia: »Ich nehme es an. Er ging glücklicherweise davon aus, dass ich niemanden anrufen könnte, weil es kein Mobilfunknetz in der Umgebung gibt. Aber oben am Auto hat es funktioniert. Irgendein Netz findet man meistens. Der Irrtum wurde ihm zum Verhängnis.«
    »Dann war ich ja nicht der Einzige, der sich idiotisch verhalten hat. Was passierte in der Hütte?«
    »Ich ging rein und sah, dass du schwer verletzt warst. Ich beugte mich zu dir runter, um festzustellen, wie ich helfen kann, doch dann …«
    »Gregorian tauchte auf?«, fragte Maiwald angespannt.
    »So in etwa. Noch bevor ich richtig realisiert hatte, was mit dir passiert war und wo das ganze Blut herkam, habe ich jemanden am Fenster vorbeihuschen sehen. Es gelang mir, mich rechtzeitig hinter einem Vorhang zu verstecken, bevor er die Hütte betrat.«
    »Dort lag auch Asmussens Leiche, oder?«
    »Ja, in einer Vertiefung im Boden. Sie war in Plastikfolie verpackt. Gregorian wollte die Leiche im Fundament des Hauses unter einer Schicht Beton verschwinden lassen. Ich weiß nicht, ob für uns dort auch noch Platz gewesen wäre.«
    »Eine friedliche letzte Ruhestätte, so mitten in der Natur«, sagte Maiwald spöttisch.
    »Aber schlecht für das Grundwasser«, entgegnete Pia. Sie konzentrierte sich wieder auf ihren Bericht. »Gregorian hat im letzten Akt gepatzt«, sagte sie. »Er hatte zwar deine Waffe an sich genommen, aber er trug sie nur im Hosenbund bei sich. In der rechten Hand hielt er die Axt. Er dachte wohl, er findet mich über dich gebeugt vor und muss nur noch einmal zuschlagen. Ich … habe ihn angeschossen und konnte ihn überwältigen. Dann habe ich versucht, die Blutung an deinem Bein zu stillen. Du hattest viel Blut verloren, ich dachte, du stirbst, also musste ich …« Pia fand es schwierig, ihm die eine Befürchtung mitzuteilen, die sie in den letzten Nächten gequält hatte. Doch sie wusste, dass es sie weiter verfolgen würde, wenn sie es nicht aussprach. »Es kann sein, dass ich mit meinem Versuch, die Blutung zu stillen, die Wunde infiziert habe. Ich habe nämlich das Blutgefäß mit der Hand abgedrückt«, erklärte sie.
    Er sagte nichts, sondern raschelte mit der Bettdecke, bewegte sein unversehrtes Bein. Die Sekunden vergingen – ein Schweißtropfen, der Pia zwischen den Brüsten hindurch in Richtung Bauch lief, kitzelte sie, doch sie rührte sich nicht.
    »Du meinst, du bist schuld am Verlust meines linken Unterschenkels?«, fragte er. Seine Stimme klang gepresst.
    »Es wäre möglich. Ja.«
    Er bleckte die Zähne, es sollte wohl ein Lächeln sein.
    »Du bist nicht der Nabel der Welt, Pia. Es war meine Entscheidung, noch mal zu der Hütte zu gehen. Es war allein meine Schuld, dass Gregorian mich überwältigen konnte. Und die Infektion … mit der Schneide der Axt hatte er zuvor schon Wilbur Asmussen getötet. Sie war mit Asmussens Blut und Gewebeteilen kontaminiert.«
    »Ich fühle mich trotzdem mitschuldig«, gestand Pia.
    »Ist das eine Frauenkrankheit?«
    Sie kniff die Augen zusammen. Wenn er es ins Lächerliche zog, gab es nichts mehr dazu zu sagen. Und an den Tatsachen war sowieso nichts mehr zu ändern. Broders hatte gesagt, dass Maiwald sich mit einer Prothese und entsprechender Übung bald fast wieder so würde bewegen können wie vor der Amputation. Kaum vorstellbar.
    »Erzähl mir mehr über den Fall«, meinte er unvermittelt. »Wie weit seid ihr mit Gregorian, und warum hast du vorhin von fünf Morden gesprochen?«

34. Kapitel
    E s wird seine Zeit dauern, bis wir alles herausgefunden haben. Vielleicht werden wir es nie bis ins letzte Detail erfahren. Ich fange ganz am Anfang an …«
    »Du kannst dir ruhig Zeit lassen, ich laufe dir nicht weg«, murmelte Maiwald und schloss einen Augenblick die Augen.
    »Die Uhlenburg war Ende der Achtziger noch ein staatliches Landeserziehungsheim für schwer erziehbare Mädchen. Zu dieser Zeit wohnten die Mädchen in Wohngruppen mit jeweils einer Erzieherin. Marianne Fierck hatte eine Gruppe im Möwenturmhaus, zu der unter anderem Katja Simon, Janet Domhoff, Solveigh Pahl und Tamara Kalinoff gehörten. Es waren noch ein paar mehr, aber zwischen diesen vier Mädchen bestand eine enge Freundschaft. Soweit ich es erfahren habe, war das Heim eine abgeschlossene

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