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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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schrie Pia erneut.
    »Ihr Kollege stirbt. Sie sollten mir die Möglichkeit geben, etwas für ihn zu tun.« Er sah ihr starr in die Augen, während er die Hand plötzlich schnell in Richtung seines Hosenbundes führte, dort, wo seine Jacke darüberfiel. Pia zog, auf Gregorians Arm zielend, den Abzug ihrer Pistole zum zweiten Mal durch. Sie hörte den Schuss, fühlte den Rückstoß, bemerkte, wie die leere Patronenhülse auf die Holzdielen fiel. Dann sah sie, wie sich Gregorians Augen überrascht weiteten, seine Hand zurückzuckte und er langsam nach hinten wegsackte. Sein Mund öffnete sich, doch es kam kein Laut über seine Lippen. Er prallte gegen die Wand und rutschte daran herunter. Ein Blutfleck erblühte an seiner linken Schulter. Er starrte sie an und öffnete seinen Mund zu einem clownhaften Grinsen. Seine Lippen und Zähne waren rot.
    Pia stürzte auf ihn zu, um Maiwalds Waffe an sich zu bringen. Warum hatte er nicht gleich auf sie geschossen, sondern sie mit der Axt angegriffen? Pia steckte Maiwalds Pistole ein und gab Gregorian einen festen Stoß, der ihn vollends zu Boden beförderte. Sie hörte einen gurgelnden Schmerzenslaut, als er aufprallte. Für das, was nun zu tun war, brauchte sie beide Hände. Pia zog Gregorians Arme nach hinten, presste ihm ihr Knie in den Rücken. Dann zog sie ihre Handschellen vom Gürtel und ließ sie um Gregorians Handgelenke zuschnappen. Als sie sicher war, dass keine Gefahr mehr von ihm ausging, sackte sie neben Maiwald in die Knie.
    Sie konnte am Hals einen schnellen Pulsschlag fühlen. Seine Haut war kalt und feucht, aber er atmete. Er lebte. Das Wichtigste war jetzt, die Blutung zu stoppen. Pia versuchte, sich zu erinnern, wie Hinnerk es ihr damals bei Löwgen gezeigt hatte … Sie musste mit der Hand in die Wunde reingehen, um das verletzte Gefäß abzudrücken.

33. Kapitel
    D ie gefühlte Unendlichkeit, die es dauerte, bis Hilfe eintraf, währte in Wahrheit nur wenige Minuten. Beide Verletzten mussten vor Ort stabilisiert werden, bevor man überhaupt daran denken konnte, sie den schmalen Pfad durch den Wald zu den Rettungswagen zu transportieren. Trotz seiner Schussverletzungen ließ Martin Gregorian das Prozedere mit stoischer Miene über sich ergehen. Er wurde zuerst hinausgetragen. Als sein Blick Pias Gesicht streifte, lag eisige Verachtung, fast Hohn, in seinen Augen. Sie sah weg, bevor sie sich dazu hinreißen ließ, etwas zu ihm zu sagen. Sie fühlte eine unglaubliche Wut und war froh, als er aus ihrem Blickfeld entschwunden war.
    »Ich glaube, da drinnen liegt ein Toter«, informierte sie die neu angekommenen Kollegen, nachdem auch Maiwald aus der Hütte gebracht worden war. Die Rettungskräfte hatten routiniert und effizient gearbeitet, jeder Handgriff saß perfekt. Sie vermittelten den beruhigenden Eindruck, Maiwald hätte eine reelle Chance. Doch der Anblick der Männer in ihrer Arbeitskleidung, wie sie sie wohl hundert Mal an Hinnerk gesehen hatte, hatte Pia auch einen Stich versetzt. Er würde heute Abend nicht für sie da sein, um sie zu retten. Und sei es nur vor ihren Albträumen und dem allgegenwärtigen, schlechten Gewissen. »Hinter dem Vorhang ist eine Vertiefung. Dort liegt etwas, das in eine Plastikplane eingeschlagen ist. Ich bin draufgetreten, als ich mich versteckt habe.«
    »Eine Leiche?«
    »Sehen wir doch einfach nach.« Ein Uniformierter zog den Vorhang zu dem Kabuff beiseite und leuchtete mit einem Scheinwerfer hinein. Bei Licht betrachtet, war der Raum noch kleiner, als Pia vermutet hatte. Vielleicht zwei Quadratmeter groß. Er schien einmal als Schlafkoje genutzt worden zu sein. Ein einfaches Bettgestell stand senkrecht an der rechten Wand, eine fleckige Matratze war dahinter zu Boden gerutscht. Jemand hatte die Holzdielen entfernt und eine flache Kuhle ausgehoben. Darin lag, in eine Plastikplane gewickelt, ein menschlicher Körper. Unter der Folie sah Pia steife, verrenkte Glieder und geronnenes Blut. War es Wilbur Asmussen?
    »Was mag die Todesursache sein?«, fragte einer der Polizisten mit tonloser Stimme, die anzeigte, dass er sich beim Anblick der Leiche sofort emotional distanzierte.
    »Er kann mit derselben Waffe erschlagen worden sein, mit der mein Kollege Olaf Maiwald verletzt worden ist. Die Axt, die da vorne liegt. Wir haben Gregorian offensichtlich bei seiner Arbeit gestört.«
    »Und die wäre?«
    »Der Tote hier sollte wohl unter einer Schicht Beton verschwinden. Es ist vermutlich Gregorians ehemaliger Angestellter, Wilbur

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