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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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dass es damals eine Gruppe Heimschülerinnen gab, die eng miteinander befreundet waren: Janet, Katja Simon, Tamara Kalinoff und Solveigh Pahl.«
    »Janet war eine Zeit lang in dem Heim, das stimmt. Sie hat diese Freundinnen mal erwähnt, doch sie hatte keinen Kontakt mehr zu ihnen.«
    »Hat sie Ihnen auch etwas über einen Todesfall im Heim erzählt? Den Selbstmord von Tamara Kalinoff?«
    »Ich erinnere mich, dass sie gesagt hat, eines der Mädchen habe sich umgebracht, aber ich hatte den Eindruck, dass Janet nicht darüber reden wollte.« Maria Barlou neigte den Kopf, sodass ihr das Haar ins Gesicht fiel. Sie spielte mit einer Kette, die sie um den Hals trug.
    »Hat sie etwas von den anderen erzählt? Katja oder Solveigh?«
    »Manchmal. Es muss mal eine Unstimmigkeit oder einen Streit zwischen ihnen gegeben haben. Ich habe gemerkt, dass Janet das bedauert hat, doch ich habe nicht nachgefragt.«
    »Was wissen Sie noch aus dieser Zeit?«
    »Ich vermutete, dass Janet enttäuscht darüber war, dass ihre Freundin, die, die sich nachher umgebracht hat, sich ihr nicht anvertraut hatte. Das Mädchen war schwanger gewesen, aber sie hatte es niemandem erzählt. Ihr Tod erscheint einem grausam und unnötig. Ein Vertrauensbruch. Und dann hat Janet noch etwas gesagt, das ich nicht verstanden habe.«
    »Ja?«
    »Der Tod dieses Mädchens sei auch eine Chance für sie gewesen.«
    »Haben Sie eine Vermutung, was sie damit gemeint haben könnte?«
    »Der Selbstmord hat Janet wohl irgendwie die Augen geöffnet. Die Konfrontation mit dem Tod kann uns wichtige Erkenntnisse über uns selbst geben, sagt man doch?« Sie lächelte traurig und drehte an einem Ring an ihrer rechten Hand.
    Pia zögerte. »Janet ist bei einem Autounfall auf Korfu ums Leben gekommen, nicht wahr? Können Sie mir sagen, was genau passiert ist?«
    »Unser Haus auf Korfu liegt in Sokraki, einem kleinen Dorf in den Bergen. Als wir es kauften, war es völlig heruntergekommen, aber mit einem tollen Blick über die bewaldeten Hänge bis zum Meer. Korfu ist eine sehr grüne Insel, ganz anders als das Festland Griechenlands. Wir haben uns sofort in das Haus verliebt und es nach und nach wieder hergerichtet. Im September waren wir auch dort. Freunde in Ano Korakiana, das ist ein Ort unterhalb von Sokraki, hatten uns abends zum Essen zu sich eingeladen. Ich war krank und konnte nicht mitkommen. Nach einigem Hin und Her fuhr Janet ohne mich los. Sie war spät dran, weil sie mich eigentlich nicht allein lassen wollte. Ich schätze, sie war in Eile. Es ist nicht höflich, einen Gastgeber mit einem warmen Abendessen warten zu lassen. Hinzu kam, dass es auf Korfu nach einer langen Periode der Trockenheit den ganzen Tag über stark geregnet hatte. Die Straßen waren rutschig. Janet fuhr wahrscheinlich so rasant wie immer. Sie muss in einer Haarnadelkurve auf dem Weg von Sokraki runter nach Ano Korakiana ins Schleudern geraten sein. Sie kam jedenfalls von der Straße ab und stürzte den Hang hinunter. Wäre sie angeschnallt gewesen … aber sie war es nicht. Janet wurde schwer verletzt. Wäre sie eher gefunden worden … doch es dauerte zu lange, bis ihr Wagen von einem vorbeifahrenden Fahrzeug im Gebüsch entdeckt worden ist. Sie war im Autowrack eingeklemmt. Die Leute, die uns eingeladen hatten – sie hätten eigentlich bei mir anrufen müssen, als Janet nicht in Ano Korakiana angekommen ist … Wissen Sie, man hat mir gesagt, dass Janet nach dem Sturz noch eine Weile gelebt hat. Wenn sie früher gefunden worden wäre … Ich kann mir nicht verzeihen, dass ich sie an dem Abend nicht begleitet habe. Dann wäre sie vorsichtiger gefahren.«
    »Das kann man im Nachhinein nicht wissen«, sagte Pia. »Gab es eine Untersuchung? Irgendwelche Zweifel am Verlauf des Unfalls?«
    »Natürlich wurde ihr Tod untersucht. Die Serpentinen von Ano Korakiana nach Sokraki sind als gefährlich bekannt. Aber Janets Auto war okay. Keine Probleme mit den Bremsen oder der Lenkung. Sie hatte auch nichts getrunken, keine Drogen genommen, keine Medikamente … Es war Schicksal.«
    »Ich nehme an, dass Sie sich um ihren Nachlass gekümmert haben«, sagte Pia. »Gab es Erinnerungsstücke aus ihrer Zeit im Heim? Briefe, Tagebücher, Fotos oder so?«
    »Ich habe noch ein paar Kisten mit alten Sachen von Janet, aber ich hatte bisher noch nicht den Nerv dazu, sie durchzusehen. Sie befinden sich auf Korfu.«
    »Könnten Sie die Sachen durchsehen, wenn Sie wieder zu Hause sind? Alles, was ihre Zeit im Heim

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