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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Mann und ich wohnen seit unserer Hochzeit im Mai neunzehnhundertzweiundsechzig hier. Ich bin gebürtige Kielerin, aber mein lieber Mann stammt von hier. Er ist eine Art wandelndes Lexikon, was Kargau betrifft.«
    »Das trifft sich gut. Wir kommen dann gleich noch zu Ihnen hinüber«, kündigte Maiwald an.
    Eveline Gregorian nickte erfreut. Sie klemmte sich den Korb mit der frisch gebügelten Wäsche unter den Arm und verabschiedete sich.
    Im Kontrast zu der gemütlichen Unordnung nebenan war das Haus der Gregorians staubfrei, fast steril. Jeder Gegenstand schien einen festen Platz zu haben. Antiquitäten, ergänzt durch moderne Klassiker, standen, effektvoll arrangiert, vor Natursteinwänden auf honigfarbenen Holzdielen. Etliche Zwischenwände schienen entfernt worden zu sein, um in der alten Kate diese Art von Weite zu erzeugen. Keine Spur mehr von einem gefüllten Wäschekorb; Hut und Mantel der Hausherrin hingen einsam an der Garderobe neben dem Eingang. Eveline Gregorian schien bereit zu sein.
    Maiwald überließ es Pia, den Hintergrund ihrer Ermittlungen zu erläutern, die Frau Gregorian einige »Ohs« und »Ahs« entlockte, bevor sie, mit den Fingern an ihrer Halskette spielend, über die Existenz einer Art Engelmacherin in Kargau oder Umgebung nachdachte.
    »Schon die Vorstellung, dass Frauen so etwas tun! Ich habe mir immer Kinder gewünscht, aber unser lieber Vater in seiner großen Weisheit hat es für richtig gehalten, mir andere Aufgaben anzuvertrauen.«
    Pia überging die Anspielung auf die anvertrauten Aufgaben, die ihr sicher gern ausführlich erläutert worden wären, und wartete ab. Auch Maiwald konnte schweigen.
    »Ich habe da niemals wirklich hingehört, wissen Sie«, fuhr Eveline Gregorian nach einer Weile fort. »Aber ich meine, mich zu erinnern, dass es in einem Nachbarort mal so eine Frau gegeben hat. Früher hätte man sie wohl als Hexe bezeichnet.« Sie lachte nervös. »Sie war dafür bekannt, sich mit Heilkräutern auszukennen. Überall auf den Dörfern gab es früher Menschen, die dieses Wissen hatten. Zu denen gingen die Leute, um Warzen, eine Gürtelrose oder anderes besprechen zu lassen. Die Frau, die ich meine, hat hauptsächlich Kräuter verkauft, die eine Schwangerschaft verhindern sollten. Oder eben auch vorzeitig beenden konnten. Ich weiß das, weil man mir damals geraten hatte, mich wegen meiner Kinderlosigkeit an sie zu wenden, nachdem die Ärzte mir nicht helfen konnten. Aber das habe ich selbstverständlich nicht getan.«
    »Wie hieß die Frau?«
    »Das weiß ich nicht. Ich wollte es nicht wissen, verstehen Sie?«
    »Über welche Zeit sprechen wir hier? Hat die Frau Ende der Achtziger noch … praktiziert?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Eveline Gregorian zögerlich.
    »Hatte sie etwas mit dem Mädchenerziehungsheim zu tun?«
    »Nein, bestimmt nicht. Ein Arzt aus Kargau hat die Heimschülerinnen betreut.«
    »Fällt Ihnen jemand ein, der uns den Namen und die Adresse der Frau nennen könnte?«
    »Nein.« Sie presste die Lippen aufeinander.
    »Es geht hier nicht um ein bisschen Dorfklatsch, Frau Gregorian. Es geht um die Aufklärung eines Mordfalls«, sagte Maiwald.
    Eveline sah von einem zum anderen. Sie rieb sich verlegen die Hände. »Tut mir leid. Ich kann Ihnen wirklich nicht weiterhelfen.«
    Als sie draußen vor dem Haus standen, meinte Pia grimmig lächelnd: »Nicht schlecht. Es hätte ja klappen können. Aber wir finden den Namen der Frau heraus. Wenn pflanzliche Mittel versagt haben, wer weiß, vielleicht hatte sie für Frauen in Not noch weitere Tipps parat. Und ich habe eine Idee, wo wir das vielleicht in Erfahrung bringen.«

21. Kapitel
    M aispoularde mit Pilznudeln an Marktgemüse. Zanderfilet auf Wirsing mit Linsenschaum …«, las Pia vor. Die Speisekarte hing neben dem Eingang des Kargauer »Dorfkrugs« aus. »Ganz schön schick für einen ›Dorfkrug‹. Aber ich vermute, dass wir hier richtig sind.«
    »Sehen Sie die Preise? Um diese Uhrzeit bekomme ich immer Hunger«, klagte Maiwald.
    Pia stieß die Tür auf. Um die Mittagszeit mitten in der Woche waren nur wenige Tische besetzt. Ein Bartresen aus dunklem Holz erstreckte sich über die gesamte Länge des Raumes. Pia stellte sich in die Nähe der Zapfanlage.
    Kurz darauf kam ein etwa fünfzigjähriger Mann mit nach hinten gekämmtem, dunklem Haar aus dem Hintergrund auf sie zu. »Moin. Möchten Sie speisen oder nur etwas trinken?«
    »Guten Tag. In erster Linie sind wir hier, weil wir ein paar

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