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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Fragen an Sie haben«, sagte Maiwald und zog seinen Polizeiausweis hervor.
    Der Wirt sah von Maiwald zu Pia. »Fragen? Gibt es Probleme in Kargau, die unser Dorfsheriff nicht auch lösen kann?«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall, der auf dem Priwall verübt wurde. Am letzten Sonntag. Sie haben vielleicht davon gehört oder gelesen?«
    »Schon möglich. Der ›Heckenschützen-Mord‹. Ich kannte den Mann nicht, den es erwischt hat. Oder war er zufällig mal Gast in meinem Restaurant?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Pia. »Unsere Fragen zielen eher in eine andere Richtung. Leben Sie schon lange in der Gegend hier?«
    »Mein ganzes Leben. Was woll’n Sie denn wissen, junge Frau?«, gab sich der Mann jovial. Wenn man zu zweit unterwegs war, stellte sich meistens recht schnell heraus, wer der bevorzugte Ansprechpartner bei einer Befragung war. In diesem Fall hatte Pia gewonnen, während Eveline Gregorian eindeutig Maiwald den Vorzug gegeben hatte.
    »Wir interessieren uns dafür, ob es hier früher jemanden gab, der illegale Abtreibungen vorgenommen hat. Es geht uns dabei nicht um Strafverfolgung. Wir suchen einen Zeugen für einen Todesfall, der sich hier Ende der Achtzigerjahre zugetragen hat.«
    Der Wirt kratzte sich am Kopf. »Wissen Sie, irgendwo auf den Dörfern gab es immer so jemanden. Solche Dinge sind nun mal passiert. Vielleicht sogar noch in den Achtzigern, obwohl ich das für unwahrscheinlich halte. Aber einen konkreten Namen …« Er schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Nicht einmal eine Idee? Es würde uns sehr weiterhelfen«, sagte Pia einschmeichelnd. Maiwald warf ihr einen überraschten Blick zu. Sie konnte auch anders, was dachte er denn?
    Der Wirt grinste plötzlich. »Warten Sie mal!« Er verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit einer dünnen, rotgesichtigen Frau zurück, die er als »Ilse Kreutzer, meine Köchin« vorstellte. Sie musterte die Polizisten und entschied sich ganz offensichtlich, dass es amüsanter war, mit ihnen zu reden, als ununterbrochen Sauce Hollandaise anzurühren oder Gemüse zu schnippeln. Wenn ein Großteil dieser Dinge nicht sowieso aus der Tüte kam – Pia hatte keine Ahnung. Maiwald erklärte ihr, was sie wissen wollten.
    »In einem der Nachbardörfer gab es mal jemanden, ja«, sagte sie prompt: »Marthe Vorhusen hat sie geheißen. Die dülle Marthe. Ihre Adresse durfte man nur hinter vorgehaltener Hand weitergeben. Ihre Mutter soll nach dem Krieg ’ner Menge Frauen aus der Verlegenheit geholfen haben, wie man so sagt. Für Geld, für ’n Huhn oder einen Sack Kartoffeln … Damals hatte das Geschäft der Engelmacher Hochkonjunktur. Irgendwann hat ihre Tochter Marthe übernommen, aber da war es nicht mehr so arg. Sie hat sich auf Kräuter spezialisiert. Doch gekonnt hat sie es wohl auch: Abtreibungen durchführen, meine ich. Heute kräht kein Hahn mehr danach. Die Tochter, also Marthe, ist auch schon lange tot.«
    »Wissen Sie, wo die Frau gewohnt hat?«
    »In Niederseedorf, direkt am Ortsende. Das Haus steht nicht mehr. Da haben sie stattdessen einen Getränkemarkt hingebaut.«
    »Wissen Sie, wann Marthe Vorhusen gestorben ist und ob sie Kinder hatte?«
    »Kinder hatte sie keine. Ich weiß nur, dass sie nicht friedlich in ihrem Bett gestorben ist. Sie wurde vom Blitz erschlagen oder so. Einige fanden, sie hätte ihre gerechte Strafe erhalten, aber ich denke, da soll ein anderer drüber urteilen. Sie hat auch vielen Menschen geholfen. Meine Tante hat sie von ’nem schlimmen Ausschlag geheilt, als kein Arzt ihr helfen konnte. Meine Tante Gretje, die ließ nichts auf die Vorhusen kommen.«
    Maiwald machte sich Notizen.
    Der Wirt schien entweder das Gesprächsthema oder aber Pia recht interessant zu finden. Fast widerstrebend wandte er sich einem neuen Gast zu. »Moin, Martin. Das Übliche um diese Uhrzeit?«
    »Wie immer … Aber heute ein Mettbrötchen mit weniger Zwiebeln, wenn das möglich ist.«
    »Haste gehört, Ilse? Der Gregorian verträgt deine Zwiebeln nicht mehr«, sagte der Wirt an seine Köchin gewandt. Die murmelte etwas, das verdächtig nach »alter Tattergreis« klang, und verschwand wieder in der Küche.
    »Erinnerst du dich an eine Frau, die in Niederseedorf gelebt hat? Und zwar dort, wo heute der Getränkemarkt steht?«, fragte der Wirt Gregorian, als er ihm einen Becher Kaffee hinstellte. Es roch verlockend. Pia, die sich Koffein-Entzug auferlegt hatte, hätte sich den Becher am liebsten geschnappt und das schwarze Gebräu

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