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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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hoben noch einmal ihre Gläser. Solveigh sah an Katjas steifen Bewegungen, wie sehr ihr die Ankündigung missfiel. Machte sie sich etwa Gedanken darüber, was Rainer tun könnte, wenn er davon erfuhr? Heute war ein Abend zum Feiern, nicht um besorgt zu sein, fand Solveigh. Sie wollte sich amüsieren. Wann war sie das letzte Mal ausgegangen, und dann noch in ein Konzert und in eine Bar wie diese? Sie hatte ein solches Glück, dass Maria Barlou bei Katja angerufen und sie eingeladen hatte! Sie hatte zwei Konzertkarten für sie zurücklegen lassen.
    Katja stellte ihr leeres Glas ab und winkte dem Barmixer zu. Nachdem er ein paar Getränke am Nebentisch abgestellt hatte, kam er zu ihnen. Der Mann grinste in die Runde am Tisch. Solveigh ließ sich nicht täuschen: Der junge Mann mit der langen schwarzen Schürze und dem schwarzen Hemd hatte nur Augen für die Griechin, neben der sie wie ein Bauerntrampel und selbst Katja ein wenig gewöhnlich aussah. »Was darf ich euch bringen?«
    »Wie wäre es zur Feier des Tages mit einer Runde Ostseeblut?« Solveigh richtete die Frage an Katja, nicht an den Barkeeper. Obwohl sie sich heute geradezu euphorisch fühlte, litt sie nach wie vor unter ihrer Schüchternheit.
    »Das ist jetzt die Idee, Solveigh«, sprang Katja darauf an. »Auf die alten Zeiten!« Sie legte dem Kellner vertraulich die Hand auf den Arm und zog ihn ein Stück zu sich hinunter, um ihm die Bestellung ins Ohr zu flüstern. Katja schien fast verzweifelt bemüht zu sein, ihre momentane Situation für ein paar Stunden zu vergessen. Soweit Solveigh wusste, hatte sie während und auch nach Timos Beerdigung noch nicht eine Träne vergossen. Irgendwann würde der Damm brechen, dachte Solveigh. Bis es so weit war, benahm sich Katja weiterhin launisch und gereizt oder ungewöhnlich aufgekratzt, so wie jetzt gerade. »Das wird großartig«, sagte Katja, nachdem sie den Barkeeper ins Bild gesetzt hatte. »Du wirst sehen, Maria. Es ist ein ganz spezielles Rezept. Janet hat Ostseeblut geliebt.«
    »Ich bin froh, dass wir uns endlich treffen können. Janet hat mir viel von euch erzählt«, sagte die Musikerin.
    »Wirklich? Ich verstehe nur nicht, warum sie sich dann nie wieder bei uns gemeldet hat«, erwiderte Katja mit einem falschen Lächeln. Solveigh hielt die Luft an.
    »Zuerst war sie zu beschäftigt. Und nachdem eine gewisse Zeit vergangen war, fand sie es vermutlich schwierig, sich einfach so wieder zu melden.«
    »Wir haben nur noch in der Zeitung über sie gelesen … oder sie im Fernsehen gesehen«, sagte Solveigh.
    »Ich weiß, dass ihr ihr wichtig gewesen seid. Ohne euch hätte Janet die Zeit in dem Heim wohl nicht überstanden.«
    »Es war für keinen von uns leicht«, sagte Katja. »Und nicht alle haben es überstanden.«
    »Du meinst eure Freundin, die Selbstmord begangen hat? Janet hat es mir erzählt. Es hat sie nie richtig losgelassen. Wie vieles, was in dem Heim passiert ist. Das ist auch der Grund, weshalb ich euch endlich kennenlernen wollte.«
    Der Barmixer kam mit einem Tablett zurück an den Tisch, auf dem sich drei Stiel-Gläser mit einer leuchtend roten Flüssigkeit befanden. »Alles recht so?«, fragte er, als er die Cocktails vor ihnen abstellte.
    »Wunderbar«, bestätigte Katja. »Das Getränk, das nicht auf der Karte steht: Ostseeblut. Früher haben wir das nur heimlich getrunken. Da war es natürlich noch besser!«
    »Es sieht genau aus wie damals«, sagte Solveigh. Sie hatten sich zu viert immerwährende Freundschaft damit gelobt. Und was war nun? Sie waren nur noch zu zweit.
    »Warum heißt es Ostseeblut?«, fragte Maria Barlou.
    »Wir kommen alle von der Ostsee«, erklärte Katja. »Wir haben gewissermaßen Ostseeblut. Das verbindet. Und das Zeug ist rot wie Blut, oder etwa nicht?«
    »Gib Maria den ersten, ich will wissen, ob es ihr schmeckt.«
    »Wir stoßen zusammen an«, sagte Katja und reichte die Gläser weiter.
    »Auf Janet – und darauf, dass es ihr gelungen ist, ihre Träume zu verwirklichen«, meinte Solveigh. Sie hatte Janets Karriere als Schauspielerin stets ein wenig neidisch verfolgt. Nicht dass sie sich selbst gewünscht hätte, im Rampenlicht zu stehen. Und Janet hatte auch nie große Rollen gespielt. Aber sie war das geworden, was sie hatte werden wollen. Und was ihr im Heim wohl niemand zugetraut hatte.
    »Das Stipendium für die Schauspielschule war ein Riesenglück für sie. Und Janet hatte es wirklich verdient«, sagte Katja. Solveigh hörte wieder den falschen Ton

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