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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Hauptbrandmeister.
    »Nein«, gab Pia zu.
    »Eben. Das wollen Sie auch nicht.«
    Pia biss sich angespannt auf die Lippe. Sie standen hinter der Absperrung und sahen zu Katja Simons Haus hinüber, das nun, von Scheinwerfern angestrahlt, noch mehr aus der Menge der umliegenden Wohngebäude herausstach. Um sie herum standen die Bewohner der Nachbarhäuser. Niemand sagte etwas, aber irgendwo bellte ein einsamer Hund.
    Solveigh hatte eine Idee. Sie drehte sich herum, bis ihr Kopf dort lag, wo vorher ihre Füße gewesen waren, und steckte diese rechts und links neben das Tischbein des Esstisches, der fest mit dem Küchentresen verbunden war. Sie stieß ihre Füße mit aller Kraft nach vorn, sodass das Band, mit dem sie gefesselt waren, gegen die Chrombeine rieb. Es ruckte, ihre Haut schien sich aufzureiben, aber die Fesselung löste sich nicht. Dabei war ihr der Tisch immer gefährlich scharfkantig vorgekommen. Wie alles in Katjas Haus: hart, kühl und kantig … Sie bewegte sich weiter. Wenn die Fesselung nur etwas nachgeben würde … Solveigh versuchte, sich zu motivieren, dachte an ihre erste eigene Wohnung: warm, weich und nur für sie allein. Sie zog einen Fuß an und merkte, dass sich die Fesseln lockerten. Sie zog, so kräftig sie konnte. Ein Schmerz, ein Ruck, dann – es war unglaublich – war der erste Fuß frei, dann der zweite! Sie rappelte sich mühsam auf und taumelte in Richtung Tür. Da sah sie es: Blaulicht, im Vorgarten, auf der Straße, überall. Und all diese Menschen! Als sie schwankend aus der Tür trat, stürzte ein Mann auf sie zu und packte sie. Solveigh wehrte sich, versuchte, ihm klarzumachen, dass ihre Freundin noch im Haus war. Sie wurde einfach von Katja weggeschleppt …
    In diesem Moment erreichte das explosive Gas-Luft-Gemisch die Kerzenflamme.
    Der Knall war ohrenbetäubend. Pia hörte ein Scheppern, dann ein lautes Krachen. Alles schien gleichzeitig zu passieren: Einer der Feuerwehrmänner hatte sich Solveigh geschnappt, die im Türrahmen der aufgebrochenen Eingangstür aufgetaucht war. Während er sie quer durch den Vorgarten trug, wurde er mit einem Mal vorwärtsgedrückt und ging zu Boden. Fenster flogen samt Rahmen quer über das Grundstück, und der Dachstuhl hob einen halben Meter hoch ab. Danach unheilvolle Stille, bis Pia die Flammen hörte. Kein Knistern wie beim Lagerfeuer, sondern mehr ein unheilvolles Rauschen und Heulen. Dann sah sie die Flammen aus den Fenstern lodern. Rauch quoll aus dem zerstörten Dachstuhl.
    Die Erwartung einer Explosion war irreal gewesen, jenseits des Vorstellbaren … Eben hatte das Haus doch noch dort gestanden – solide und neu –, nun war es eine Ruine.
    Broders packte sie am Arm. »Ich glaub’s nicht«, flüsterte er. »War das nicht die Halby, die da im letzten Moment aus dem Haus gekommen ist?«
    »Es ist schon mal passiert. Er hat es schon einmal getan«, sagte Pia unzusammenhängend.
    »Wie bitte?«
    »Asmussen. Ich glaube, er hat es schon einmal getan.«
    »Du glaubst, Wilbur Asmussen ist schuld an der Explosion?«
    »Möglicherweise. Er war nicht bei seinem Wohnmobil. Er hatte eine Waffe versteckt. Ein Foto von dem Mädchen. Ich wette, er treibt sich hier irgendwo herum und sieht uns zu.«
    »Niemals, Pia. Nicht der!«
    »Es ist schon einmal passiert«, wiederholte sie. »Jemand hat mir erzählt, dass eine Frau bei einer Gasexplosion ums Leben gekommen ist.«

28. Kapitel
    K ommst du mit, noch einen Schluck trinken und was essen?« Broders stand in der Tür und sah sie erwartungsvoll an. Nach der Gasexplosion war in Scharbeutz nichts mehr für sie zu tun gewesen. Sie waren nach Lübeck gefahren, wo Gabler sie im Kommissariat erwartet hatte. Da vorerst niemand mit Solveigh Halby sprechen durfte und auch die Löscharbeiten noch nicht abgeschlossen waren, hatten sie entschieden, alles Weitere auf den nächsten Morgen zu verschieben. Immerhin war es Pia gelungen, ihren Chef davon zu überzeugen, Wilbur Asmussen zur Fahndung auszuschreiben.
    Ihr Magen fühlte sich an wie ein schwarzes Loch. Sie wusste, dass sie nicht viel Essbares im Haus hatte, und auf Hinnerk konnte sie auch nicht mehr zählen. Die Versuchung, mit Broders in ein Restaurant oder eine Kneipe zu gehen, war fast zu groß. Sie würden nicht mal viel reden müssen. Pia war kurz davor zuzusagen, als sie es wieder spürte. Ein Ziehen im Unterbauch. Verdammter Mist! Schwere Beine und Müdigkeit waren eine Sache, aber das.
    »Es geht nicht, Broders. Ein anderes Mal

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