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Ostseefluch

Titel: Ostseefluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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daransetzen, dieses dritte ›Kind‹ ausfindig zu machen. Jedenfalls, wenn es ihm ernst ist mit seinem Roman.«
    »Hältst du ihn für glaubwürdig?«
    Pia ließ die Begegnung mit Ebel Revue passieren. Seine Worte hatten sie aufgezeichnet. Der Eindruck, den sie von seiner Persönlichkeit gewonnen hatte, war zwiespältig. Einerseits konnte sie seine Motivation, sein Interesse an dem alten Fall, recht gut nachvollziehen. Andererseits war Ebel ihr ein wenig zu ... unberührt von den jüngsten Ereignissen vorgekommen. Er hatte eine gewisse Kälte ausgestrahlt. »Bedingt glaubwürdig«, meinte sie. »Die Begegnung mit Milena Ingwers schien für ihn nicht weiter wichtig gewesen zu sein. Nicht mal im Nachhinein. Eigentlich sollte er der Tatsache, dass er zufällig mit unserem Mordopfer gesprochen hat, mehr Gewicht beimessen.«
    »Er ist völlig besessen von der Vergangenheit.«
    Sie näherten sich der Fehmarnsundbrücke. Links war hinter flachen Hügeln die Ostsee aufgetaucht, leuchtend blau unter einem blassen, wolkenlosen Sommerhimmel. Die Wettervorhersage hatte wieder Temperaturen von über dreißig Grad prophezeit.
    Broders sah Pia von der Seite an. »Macht es dir eigentlich was aus, über die Brücke zu fahren? Hast du noch irgendein mulmiges Gefühl dabei?«
    »Eigentlich nicht.« Pia hob die Schultern. »Ich muss nur an Enno von Alsen denken, wenn ich heruntersehe. Deshalb sehe ich nicht runter.«
    »Ich dachte, du denkst vielleicht eher an Nathan«, meinte Broders. »Hat er sich mal wieder bei dir gemeldet?«
    Enno von Alsen war ein Tierarzt gewesen, der sich Anfang November bei einer missglückten Polizeiaktion die Brücke heruntergestürzt hatte. Zuvor hatte er zwei Menschen ermordet. Er war lieber in den Tod gegangen, als sich festnehmen zu lassen. Nach einem von ihm provozierten Autounfall auf der Brücke hatte er Pia als Geisel genommen und ihr ein Sedativ injiziert, unter der Vorgabe, es handele sich um eine tödliche Kaliumchlorid-Dosis.
    »Nein, hat er nicht«, sagte Pia und sah stur geradeaus.
    »Was war eigentlich mit Nathans Brief?«
    »Broders, lass es gut sein.«
    Nathan war bei dem Einsatz auf der Brücke mit dabei gewesen. Ein Kollege aus Wiesbaden, der eigentlich Franz-Xavier Lessing hieß und für das BKA arbeitete. Der Mordfall in Düsterbruch – vielmehr einige der Personen, die darin involviert gewesen waren – hatte ihn nach Lübeck geführt. Pia zog es vor, nicht an Nathan zu denken. Was schwierig war, wenn sie über diese Brücke fuhr. Und manchmal unmöglich, wenn sie abends durch die Altstadt ging und an den Orten ihrer nächtlichen Stadtführung vorbeikam.
    »Hat er dich nicht nach Wiesbaden eingeladen?«
    »Ebel hat uns nicht gesagt, wie er überhaupt auf die Idee gekommen ist, über Mordkuhlen ein Buch zu schreiben.«
    »›Frage einen kreativen Menschen nie, woher er seine Ideen nimmt!‹«, zitierte Broders düster. »Im Zweifelsfall hat er sie auch nur geklaut.«
    Die letzten Kilometer fuhr Broders schweigend. Pia war froh, sich einigermaßen elegant aus der Affäre gezogen zu haben. Der Blick über sich sanft wellende Getreidefelder lenkte sie von ihrem eigenen, momentan eher unbefriedigenden Privatleben ab. Sie versuchte, sich auf das anstehende Gespräch zu konzentrieren.

9. Kapitel
    W ir haben wirklich alles Menschenmögliche für sie getan«, sagte Rudolf Ingwers mit vor unterdrückten Emotionen klangloser Stimme. Er hatte Broders und Pia gebeten, sich zu ihm an den Esstisch zu setzen. Ingwers hatte einen Stapel Fotoalben herausgesucht. Eines lag aufgeschlagen zwischen ihnen. Nun schob er das Album näher zu Pia heran. »Sehen Sie hier: Milenas siebter Geburtstag. Judith hat ihr eine rosa Geburtstagstorte gebacken. Sie hat einen Barbie-Camper und ein Fahrrad bekommen. Und es waren zwanzig Mädchen da.«
    »Welches von ihnen ist Milena?«
    »Hier.« Er deutete mit zitterndem Finger auf eines der Gesichter, die in die Kamera strahlten. »Sie hatte immer langes Haar. Bis zur Hüfte. Judith hat es ihr jeden Morgen zu Zöpfen geflochten. Es war so lang, dass sie es nicht mal selbst bürsten konnte.«
    Ob sie das wohl toll gefunden hatte? Milena war rotblond gewesen. Mit einem runden Gesicht und einer Stupsnase. Ein ganz normales Mädchen. Wohlbehütet.
    Broders und Pia ließen Ingwers erzählen. Details aus Milenas Kindheit. Sorgfältig arrangierte Erinnerungen. Dann die Probleme, als sie älter geworden war und sich von ihren Eltern hatte lösen wollen.
    »Schule war nicht ihre

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